Mister Perfekt
Stunden findet die Beisetzung statt.«
»In fünf Stunden?« Luna stöhnte auf. »Bist du sicher?«
»Ich bin sicher. Und das bedeutet, dass ihr in vier Stunden im Bestattungsinstitut auftauchen solltet.«
»Unmöglich«, prophezeite T.J., doch sie schaffte es, einen winzigen Schluck Kaffee über ihre Lippen zu zwingen.
»Ihr müsst euch noch ausnüchtern -«
»Wir sind nicht betrunken«, knurrte es unter dem Tisch hervor.
»- etwas essen, wenn ihr könnt, duschen, die Haare waschen, was immer ihr halt noch erledigen müsst. Jedenfalls habt ihr keine Zeit, beispielsweise schmollend unter dem Tisch zu sitzen.«
»Ich schmolle nicht.«
Nein, das hörte sich eher nach tiefem Groll an. Vielleicht würde etwas therapeutischer Sex sie milder stimmen - falls er ihn überlebte. Im Augenblick konnte er gut nachvollziehen, wie sich der Gottesanbeter fühlte, wenn er die Gottesanbeterin besuchte: Der Sex war super, aber man bekam dafür den Kopf abgebissen.
Und wenn. Wegen mancher Dinge lohnte es sich, den Kopf zu verlieren.
Cheryl erhob sich ausgesprochen unsicher. Die Schlaufe des Topflappens hatte sich in ihre Wange eingeprägt. Sie trank ein paar Schluck Kaffee, räusperte sich und beschloss: »Er hat Recht. Wir müssen loslegen, sonst kommen wir zu spät.«
Ein schlanker Arm schoss unter dem Tisch hervor, mit einer leeren Kaffeetasse bewehrt. Sam holte die Kanne und füllte nach. Der Arm wurde wieder eingezogen.
Wenn der Herr es ihnen vergönnte, würde er die nächsten vierzig oder fünfzig Jahre mit dieser Frau verbringen. Ein erschreckender Gedanke. Noch erschreckender war höchstens, dass er sich darauf freute.
T.J. trank ihren Kaffee aus und stand auf, um sich selbst welchen nachzuschenken, folglich hatte sie ihren Körper wieder in der Gewalt. Sie verkündete: »Okay. Ich schaffe das. Ich gehe nur kurz pinkeln und mein Gesicht nass machen, dann fahre ich heim.« Sie taumelte den kurzen Flur hinunter, dann schwebte plötzlich ein Heulen zurück in die Küche: »O Gott , jetzt habe ich Sam allen Ernstes erklärt, dass ich pinkeln gehe!«
Eine Viertelstunde später hatte er sie alle in einer Reihe aufgestellt, selbst Jaine, und alle sahen ihn finster an. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du das von uns verlangst!«, schnauzte sie ihn an, blies aber gehorsam in den Alko-Tester.
»Ich bin Polizist. Ich werde auf gar keinen Fall eine von euch fahren lassen, bevor ich mich überzeugt habe, dass ihr dazu in der Lage seid.« Er las die Anzeige ab und schüttelte grinsend den Kopf. »Gut, dass ich da bin, Baby, denn du wirst nirgendwohin fahren. Du bist ein bisschen über dem Limit.«
»Bin ich nicht!«
»Bist du wohl. Jetzt trink deinen Kaffee aus und halt den Mund, während ich die Übrigen teste.«
Cheryl war okay. T.J. war okay. Luna war, na ja, gerade noch okay.
»Du hast geschummelt!« Aus Jaines Augen sprühten Blitze.
»Wie zum Teufel soll ich da schummeln? Du hast schließlich selbst reingeblasen!«
»Dann ist das Ding kaputt! Es zeigt falsch an. Wir haben alle gleich viel getrunken, wie kann ich da als Einzige über dem Limit sein?«
»Sie sind schwerer als du«, erklärte er geduldig. »Luna ist knapp an der Grenze, aber sie darf gerade noch fahren. Du nicht. Ich fahre dich heim.«
Jetzt sah sie aus wie ein schmollendes Kind. »Und welches Auto willst du hier lassen, deins oder meins?«
»Deins. Dann sieht es so aus, als hätte Luna Besuch, falls jemand den Parkplatz kontrolliert.«
Das leuchtete ihr ein. Sie schmollte immer noch, doch nach einem Moment sagte sie: »Okay.« Ohne größere Widrigkeiten bugsierte er sie in seinen Pickup, wo sie prompt wieder einschlief.
Sie wurde wach genug, um aus eigener Kraft in sein Haus zu stolpern, doch als er die Dusche anstellte und erst sich und dann sie auszog, starrte sie ihn steinern und mit Medusenblick an.
»Hast du vor, deine Haare zu waschen?«, fragte er.
»Ja.«
»Gut. Dann wird es dir nichts ausmachen, wenn ich das hier tue.« Er hob sie hoch und schwang sie unter die Dusche, direkt unter den Wasserstrahl. Sie spuckte und hustete, wehrte sich aber nicht. Stattdessen seufzte sie tief auf, so als würde sich das Wasser angenehm anfühlen. Nachdem ihr Haar shamponiert und wieder ausgespült war, eröffnete sie ihm: »Ich habe schlechte Laune.«
»Das ist mir aufgefallen.«
»Ich bin immer grantig, wenn ich nicht genug Schlaf bekomme.«
»Ach, da liegt also das Problem?«, fragte er sarkastisch.
»Jedenfalls größtenteils.
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