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Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Häusern lagen Fahrräder und Dreiräder auf dem Rasen. Seit sich die günstigen Preise der alten Häuser herumzusprechen begannen, erlebten die älteren Viertel einen Zustrom jüngerer Familien. Statt zu verfallen, wurden die Häuser renoviert und modernisiert; in ein paar Jahren würden die Grundstückspreise wieder in die Höhe schießen, doch im Augenblick war die Gegend einfach ideal für Menschen, die gerade eine Familie gegründet hatten.
    Als Jaine aus dem Auto stieg, trat die Nachbarin, die auf der anderen Seite ihres Hauses wohnte, winkend an den brusthohen weißen Zaun, der die beiden Grundstücke voneinander trennte.
    »Guten Morgen!«, grüßte Mrs. Kulavich.
    »Guten Morgen«, erwiderte Jaine. Sie hatte das reizende ältere Paar schon am Tag ihres Einzugs kennen gelernt, und am nächsten Tag hatte Mrs. Kulavich ihr einen großen Topf Eintopf und ein paar duftende, selbst gebackene Brötchen gebracht.
    Wenn der Vollidiot auf der anderen Seite nur etwas mehr wie die Kulavichs gewesen wäre, hätte Jaine im siebten Himmel geschwebt, obwohl allein die Vorstellung, er würde ihr selbst gebackene Brötchen bringen, ihre kühnsten Fantasien überstieg.
    Sie stellte sich auf einen nachbarschaftlichen Schwatz an den Zaun. »Was für ein schöner Tag, nicht wahr?« Dem Himmel sei Dank für das Wetter, das jeden Gesprächseinstieg erleichterte.
    »Ich sage Ihnen, heute wird es brütend heiß.« Mrs. Kulavich strahlte sie an und streckte ihr die Pflanzkelle hin, die sie in ihrem Handschuh hielt. »Ich muss mich gleich an die Gartenarbeit machen, sonst ist es zu warm.«
    »Genau das habe ich auch gedacht, ich muss nämlich heute früh den Rasen mähen.« Und damit war sie nicht allein, fiel ihr auf. Jetzt, wo sie die Ohren spitzte, konnte sie einen Rasenmäher drei Häuser hinter dem von Mrs. Kulavich und einen weiteren auf der anderen Straßenseite hören.
    »Kluges Mädchen. Geben Sie Acht, dass Sie sich keinen Hitzschlag holen; mein George legt sich beim Mähen immer ein nasses Handtuch in den Nacken, allerdings helfen ihm inzwischen unsere Enkel, darum mäht er längst nicht mehr so oft wie früher.« Sie zwinkerte. »Ich glaube, inzwischen schmeißt er den alten Mäher nur noch an, wenn er mal Lust auf richtige Männerarbeit hat.«
    Jaine lächelte und wollte sich schon verabschieden, als ihr etwas in den Sinn kam und sie die alte Dame noch einmal ansprach: »Mrs. Kulavich, kennen Sie eigentlich den Mann, der im Haus neben meinem wohnt?« Und wenn der Vollidiot sie angelogen hatte? Wenn er gar kein Bulle war? Sie sah im Geiste, wie er sich halb tot über sie lachte, während sie auf Zehenspitzen um ihn herumschlich und ihn bei Laune zu halten versuchte.
    »Sam? Aber ja, den kenne ich schon sein ganzes Leben lang.
    Früher haben seine Großeltern in dem Haus gewohnt, müssen Sie wissen. Reizende Menschen. Ich habe mich ja so gefreut, dass Sam eingezogen ist, nachdem letztes Jahr seine Großmutter von uns gegangen ist. Seit ein Polizist in der Nachbarschaft wohnt, fühle ich mich viel sicherer, Sie nicht auch?«
    Also, das versetzte ihrer Theorie den Todesstoß. Jaine rang sich ein Lächeln ab. »Ja, natürlich.« Sie wollte gerade eine Bemerkung über seine seltsamen Arbeitszeiten machen, da bemerkte sie das Glänzen in Mrs. Kulavichs strahlend blauen Augen und verbiss sich ihren Kommentar. Das Letzte, was sie brauchte, war, dass ihre alte Nachbarin glaubte, sie würde sich in irgendeiner Weise für den Vollidioten interessieren, und am Ende mit ihm darüber sprach, da Mrs. Kulavich offenbar auf gutem Fuß mit ihm stand. Sie schob dem einen Riegel vor, indem sie ergänzte: »Ich dachte schon, er sei ein Drogendealer oder so.«
    Mrs. Kulavich sah sie mit blankem Entsetzen an. »Sam ein Drogendealer? O Gott. Nein. So etwas würde er nie tun.«
    »Dann ist es ja gut.« Jaine lächelte wieder. »Jetzt sollte ich wohl lieber anfangen zu mähen, bevor es noch heißer wird.«
    »Passen Sie auf, dass Sie genug Wasser dabei trinken«, rief Mrs. Kulavich ihr hinterher.
    »Bestimmt.«
    Sapperlot, dachte Jaine, während sie die Mülltonne von der Rückbank zerrte. Der Vollidiot war tatsächlich ein Bulle; er hatte sie nicht angelogen. Zerstoben war ihr Traum, mit ansehen zu dürfen, wie er in Handschellen abgeführt wurde.
    Sie stellte seine Tonne auf seiner hinteren Veranda ab und befreite dann die Plastiktonne, die sie für sich selbst gekauft hatte, aus dem Kofferraum. Wäre die Tonne nicht aus Plastik gewesen, hätte

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