Mister Perfekt
sie nie im Leben dort hineingepasst, aber Plastik konnte man quetschen. Als der Kofferraum aufschnalzte, sprang die Tonne Jaine an, als wäre sie lebendig.
Jaine stellte sie hinter der winzigen Küchenterrasse ab, wo man sie von der Straße aus nicht sah, und ging dann ins Haus, um Shorts und ein bauchfreies Top anzuziehen. So etwas trug die Dame aus der Vorstadt doch beim Rasenmähen, oder? Dann fielen ihr die älteren Nachbarn wieder ein, und sie ersetzte das Top durch ein T-Shirt; sie wollte nicht, dass ihretwegen irgendein alter Herr einen Herzinfarkt bekam.
Erfüllt von Vorfreude sperrte sie das Vorhängeschloss vor der Garagentür auf und huschte hinein, wo sie sich vortastete, bis sie den Schalter der nackten Deckenbirne erreicht hatte. Dort stand der ganze Stolz ihres Vaters, von vorn bis hinten abgedeckt mit einer maßgeschneiderten Leinwandpersenning, die innen mit Filz ausgeschlagen war, damit der Lack nicht verkratzte.
Verdammt, wieso hatte er das Ding nicht bei David abgestellt.
Das Auto machte ihr zwar weniger Scherereien als BooBoo, dafür aber umso mehr Sorgen.
Der entscheidende Grund, es bei ihr unterzustellen, war, dass ihre Garage noch altmodische Doppeltüren und kein modernes Kipptor hatte, so viel war ihr klar. Ihr Dad wollte auf keinen Fall, dass man das Auto von der Straße aus sah; und sie gelangte in ihre Garage, indem sie die Tür dreißig Zentimeter weit aufzog und dann durch den Spalt schlüpfte, während man in Davids Garage jedes Mal, wenn er das Tor hochklappte, alles sah. Bei nächster Gelegenheit würde sie sich ein automatisches Garagentor zulegen.
Sie hatte ihren neuen Rasenmäher mit einem Laken abgedeckt, damit er nicht einstaubte. Jetzt zog sie es ab und strich mit der Hand über das kühle Metall. Vielleicht war ihre technologisch simpel konstruierte Garage gar nicht der entscheidende Grund dafür, dass sie das Auto babysitten musste; vielleicht hatte ihr Vater Jaine ausgewählt, weil sie als Einziges unter seinen Kindern seine Begeisterung für Autos teilte.
Sie war diejenige gewesen, die über dem Motor der Familienkutsche gehangen und in die mysteriösen mechanischen Eingeweide gespäht hatte, während Dad das Öl oder die Zündkerzen gewechselt hatte. Mit zehn Jahren hatte sie ihm regelmäßig geholfen. Mit zwölf hatte sie die Arbeiten übernommen. Eine Zeit lang hatte sie mit dem Gedanken gespielt, in den Fahrzeugbau zu gehen, aber die Ausbildung dauerte Jahre, und dafür war sie nicht ehrgeizig genug. Sie wollte einfach einen Job haben, in dem sie gut bezahlt wurde und der ihr nicht völlig zuwider war, und sie war mit Zahlen genauso geschickt wie mit Motoren. Sie liebte Autos; aber sie wollte keinen Beruf daraus machen.
Sie schob den Rasenmäher an Dads Wagen vorbei, immer darauf achtend, dass sie ihn nicht berührte. Die Persenning deckte ihn zwar von unten bis oben ab, aber bei Dads Auto ging sie lieber kein Risiko ein. Nachdem sie die Garagentür weit genug für den Rasenmäher aufgedrückt hatte, schob sie ihr neues Baby hinaus in die Sonne. Der rote Lack glänzte; die Chromstangen blitzten.
Ach, wie schön er war.
Im letzten Moment fiel ihr ein wichtiger Bestandteil des Mäh-Rituals ein, und sie fuhr ihr Auto auf die Straße; schließlich konnte es jederzeit passieren, dass ein hochgeschleuderter Stein eine Scheibe springen ließ oder eine Kerbe in den Lack schlug.
Sie warf einen Blick auf die Schrottlaube des Vollidioten von nebenan und zuckte mit den Achseln; BooBoos Pfotenabdrücke mochten ihm auffallen, aber einen weiteren Kratzer würde er bestimmt nicht bemerken.
Mit einem glückseligen Lächeln startete sie den kleinen Motor.
Das Schöne am Rasenmähen, entdeckte sie, war das damit verbundene sofortige Erfolgserlebnis. Man konnte genau feststellen, wo man überall gewesen war und wie viel man schon vollbracht hatte. Während ihrer Kindheit hatten immer Dad und David diese Arbeit übernommen, zu ihrer großen Erleichterung übrigens, weil ihr Rasenmähen schrecklich langweilig vorgekommen war. Erst mit zunehmendem Alter hatte sie der Gedanke gelockt, einen eigenen Rasen zu haben, und jetzt, mit dreißig Jahren, hatte sie das Gefühl, endgültig erwachsen geworden zu sein. Sie war Hausbesitzerin. Sie mähte ihren eigenen Rasen. Cool.
Etwas klopfte ihr auf die Schulter.
Kreischend ließ sie den Rasenmähergriff los, machte einen Satz zur Seite und wirbelte zu ihrem Angreifer herum. Der Motor des Rasenmähers röchelte empört.
Vor ihr
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