Mister Perfekt
vollständigen Begleitartikel auf der Webseite des Senders abrufen konnten. Man hatte Frauen und Männer nach ihrer Reaktion auf die verschiedenen Punkte der Liste befragt. Mit den ersten fünf Punkten schienen alle einverstanden zu sein, danach gingen die Meinungen allerdings diametral auseinander - wobei die meisten Frauen der einen und die meisten Männer der entgegengesetzten Ansicht waren.
Wenn sie eine Woche Urlaub nehmen würde, und zwar ab sofort, hätte sich der Sturm vielleicht verzogen, bis sie aus der Äußeren Mongolei heimgekehrt war.
Aber das wäre feige. Wenn T.J. ihren Beistand brauchte, musste Jaine für sie da sein. Möglicherweise stand Marci ebenfalls vor dem Scherbenhaufen einer Beziehung, allerdings war es Jaines Meinung nach kein allzu großer Verlust, Brick, die Dumpfbacke, zu verlieren, und außerdem hatte Marci durchaus ein bisschen Gegenwind verdient, da sie durch ihre Geschwätzigkeit schließlich die ganze Lawine ins Rollen gebracht hatte.
Die Schritte von düsteren Vorahnungen beschwert, zwang sie sich, zum Auto zu gehen. Gerade als sie den Schlüssel ins Schloss schob, hörte sie, wie hinter ihr eine Tür aufging, und schaute unwillkürlich über die Schulter zurück. Eine Sekunde lang sah sie Sam mit offenem Mund zu, wie er sich umdrehte und seine Küchentür absperrte; dann setzte ihre Erinnerung mit einem Kanonenschlag wieder ein, und sie zerrte panisch an ihrem Türgriff.
Es ging doch nichts über etwas schlechte Presse, um eine Frau vergessen zu lassen, dass sie einem gewissen Mann aus dem Weg gehen wollte, schoss es ihr durch den Kopf. Hatte er sie etwa abgepasst ?
»Geht es Ihnen heute besser?« Er kam auf sie zugeschlendert.
»Wunderbar.« Sie schleuderte die Handtasche auf den Beifahrersitz und klemmte sich hinter das Lenkrad.
»Die würde ich nicht dort liegen lassen«, riet er ihr. »Wenn Sie an einer Ampel halten, kann jeder x-Beliebige Ihr Fenster einschlagen, die Tasche schnappen und abhauen, ehe Sie begreifen, wie Ihnen geschieht.«
Sie griff nach ihrer Sonnenbrille, setzte sie auf und war geradezu beschämend dankbar für den Schutz durch die dunklen Gläser, als sie einen Blick auf ihn wagte.
»Wo sollte ich sie denn hinlegen?«
»Im Kofferraum wäre es am sichersten.«
»Nicht gerade besonders praktisch.«
Er zuckte mit den Achseln. Bei der Bewegung wurde ihr erneut bewusst, wie breit seine Schultern waren, und das erinnerte sie wiederum an andere Körperteile. Ihre Wangen begannen zu glühen. Wieso war er nur kein Trinker? Wieso trug er heute keine Trainingshose und kein fleckiges, zerrissenes T-Shirt statt dieser beigen Leinenhose und dem mitternachtsblauen Seidenhemd? Um seinen kräftigen Hals baumelte lose eine cremefarben-blaurote Krawatte, und in einer Hand hielt er ein Jackett. Die große schwarze Pistole ruhte in ihrem Halfter über seiner rechten Niere. Er sah männlich und kompetent aus und entschieden zu gut für ihren Seelenfrieden.
»Bitte verzeihen Sie, falls ich Sie heute Morgen in Verlegenheit gebracht habe«, sagte er. »Ich war noch im Halbschlaf und habe nicht an die Fenster gedacht.«
Sie zuckte nonchalant mit den Achseln. »Sie haben mich nicht in Verlegenheit gebracht. So was kann jedem mal passieren.«
Sie wollte losfahren, doch er stand so dicht vor ihrem Auto, dass sie die Tür nicht zubrachte.
Er ging in dem Winkel zwischen Auto und offener Tür in die Hocke. »Und Sie sind wirklich wieder okay? Sie haben mich immer noch nicht beleidigt, und wir unterhalten uns jetzt schon« - er warf einen Blick auf seine Uhr - »seit dreißig Sekunden.«
»Ich bin heute milde gestimmt«, antwortete sie knapp. »Ich spare mir meine Energie lieber für Wichtigeres auf.«
Er grinste. »So mag ich mein Mädel. Da geht es mir gleich besser.« Er streckte die Hand aus und berührte vorsichtig ihre Wange. »Der blaue Fleck ist schon wieder verschwunden.«
»Ist er nicht. Make-up ist etwas Wunderbares.«
»Das ist es wirklich.« Sein Finger wanderte langsam abwärts zu dem Grübchen in ihrem Kinn und tippte kurz darauf, um sich dann zurückzuziehen. Jaine saß wie erstarrt da, vollkommen überrumpelt durch die Erkenntnis, dass er mit ihr flirtete , um Himmels willen, und dass sich ihr Herz schon wieder wie ein Schlagbohrer aufführte.
O Mann.
»Küssen Sie mich bloß nicht«, warnte sie ihn, weil er plötzlich näher gekommen zu sein schien, ohne dass ihr eine Bewegung aufgefallen wäre, und weil sein Blick mit jener Intensität auf ihr
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