Mister Perfekt
vorstellen.« Er zwinkerte.
Sie war so früh dran, dass der schleimgrüne Gang leer war.
Allerdings nicht so früh, dass ihr nicht ein paar Freaks zuvorgekommen wären. Sie blieb stehen, um das neueste Schild neben dem Aufzug zu lesen:
SEIEN SIE FREUNDLICH zu DEN LEUTEN, DIE SIE BEIM AUFSTIEG TREFFEN – SIE KÖNNTEN IHNEN BEIM ABSTIEG WIEDERBEGEGNEN.
Schon ging es ihr wieder besser; ein Tag ohne Aufzugsplakat war kaum auszuhalten.
Erst als sie in ihrem Büro stand, fiel ihr auf, dass die Reporter und der Pförtner sie vollkommen kalt gelassen hatten. Sie zählten nicht.
Ihre Schlacht mit Sam war weitaus interessanter, vor allem da beide wussten, wohin sie letzten Endes führen würde. Jaine hatte noch nie eine Affäre gehabt, aber sie tippte, dass die mit Sam heiß genug werden würde, um die Laken anzukokeln. Nicht dass sie ihm die Sache allzu leicht machen wollte; er würde um sie kämpfen müssen, auch nachdem sie die Pille nahm. Das war schließlich der Witz an der ganzen Sache.
Außerdem machte es ungeheuren Spaß, ihn zu frustrieren.
Auch Gina Landretti kam schon früh ins Büro. »Ach, gut!«
Ihre Augen leuchteten auf, als sie Jaine an ihrem Schreibtisch sah. »Ich muss unbedingt mit dir reden. Ich habe gehofft, dass du früher kommst, damit uns niemand belauscht.«
Jaine stöhnte insgeheim auf. Sie konnte schon meilenweit erkennen, was da auf sie zukam.
»Pam hat mich gestern Abend angerufen«, begann sie. »Du weißt schon, meine Schwester. Jedenfalls hat sie versucht, dich zu erreichen, und weißt du was? Sie möchte dich in ihrer Sendung haben! In Good Morning America ! Ist das nicht super? Also, am liebsten natürlich euch alle vier, aber ich habe ihr erklärt, du wärst wahrscheinlich die Sprecherin.«
»Äh... ich glaube, so was wie eine Sprecherin haben wir nicht.« Jaine staunte über Ginas Vermutung.
»Ach so. Egal, wenn ihr eine hättet, dann wärst du sie. Die Sprecherin.«
Gina sah sie so stolz an, dass Jaine nach einem möglichst diplomatischen Weg suchte, »Kommt gar nicht in die Tüte« zu sagen.
»Ich wusste gar nicht, dass deine Schwester in der Redaktion arbeitet.«
»Ach, das tut sie auch nicht, aber sie hat mit der Redakteurin geredet, und die ist auch sehr interessiert. Dadurch hätte Pam bei ihr was gut«, vertraute Gina ihr an. »Pam hat Wind davon bekommen, dass die anderen großen Sender heute bei euch anrufen wollen, deshalb wollte sie ihnen zuvorkommen. Das könnte ihr beruflich eine Menge bringen.«
Was bedeutete, dass sämtliche Stolpersteine in der beruflichen Laufbahn von Ginas Schwester zukünftig allein auf Jaines Konto gingen, sollte sie nicht mitmachen.
»Es könnte da ein Problem geben.« Jaine gab sich alle Mühe, zerknirscht auszusehen. »T.Js Mann ist gar nicht glücklich über den ganzen Trubel -«
Gina zuckte mit den Achseln. »Dann tretet ihr eben zu dritt in der Sendung auf. Ehrlich gesagt reicht es wahrscheinlich, wenn du allein -«
»Luna sieht viel besser aus.«
»Schon, mag sein, aber sie ist so jung. Sie hat nicht deine Autorität.«
Na toll. Jetzt hatte Jaine auch noch »Autorität«.
Sie versuchte, etwas von ihrer Autorität einzusetzen und ihrer Stimme Nachdruck zu verleihen.
»Ich weiß nicht. Mir behagt dieser ganze Trubel auch nicht. Mir wäre es am liebsten, wenn Gras über die ganze Sache wächst.«
Gina sah sie entsetzt an. »Das ist doch nicht dein Ernst! Möchtest du denn nicht reich und berühmt werden?«
»Gegen reich hätte ich nichts einzuwenden. Berühmt auf keinen Fall. Und ich wüsste nicht, wie ein Auftritt bei Good Morning America mich reich machen könnte.«
»Vielleicht bekommst du ja einen Buchvertrag angeboten! Eine von diesen Vorauszahlungen über ein paar Millionen Dollar, du weißt schon, genau wie die Frauen, die dieses Benimm-Buch verfasst haben.«
»Gina!«, fuhr Jaine sie beinahe an. »Hallo, hallo, Erde an Gina! Wie sollte ich denn ein Buch über die Liste schreiben, es sei denn, ich lasse mich auf dreihundert Seiten über die Größe eines männlichen Schwanzes aus?«
»Dreihundert!« Gina sah sie zweifelnd an. »Ich glaube, hundertfünfzig wären mehr als genug.«
Jaine sah sich nach etwas um, wogegen sie ihren Kopf schlagen konnte.
»Bitte, bitte, versprich, dass du Pam zusagen wirst«, flehte Gina sie an, die Hände in klassischer Bittstellerpose gefaltet.
Aus einer plötzlichen Eingebung heraus antwortete Jaine: »Da muss ich erst mit den anderen drei reden. Entweder alle oder
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