Mister Perfekt
saß.
Offenbar war es eine große Ehre, von einem Menschen in Fleisch und Blut interviewt zu werden. Jaine war redlich bemüht, sich geehrt zu fühlen, fühlte aber bei der Aussicht, um zwei Uhr morgens aufstehen zu müssen, um sich selbst einzukleiden, zu frisieren und zu schminken, nichts als Erschöpfung.
In der Einfahrt nebenan stand kein brauner Pontiac, und auch im Haus rührte sich nichts.
Mist.
BooBoo hatte bei ihrer Begrüßung noch Kissenfüllung in den Schnurrhaaren. Jaine schaute gar nicht erst ins Wohnzimmer.
Einstweilen konnte sie die Überreste ihres Sofas nur schützen, indem sie die Tür zum Wohnzimmer zuschloss, damit die Katze nicht hineinkam, doch dann würde BooBoo seine Frustration an irgendeinem anderen Möbelstück auslassen. Das Sofa war bereits hinüber; sollte er sich weiter daran austoben.
Ein plötzlich auftretendes, verdächtiges Gefühl und ein Abstecher ins Bad verrieten ihr, dass ihre Periode pünktlich eingesetzt hatte. Sie seufzte erleichtert. Ein paar Tage war sie vor ihrer unerklärlichen Schwäche für Sam sicher. Vielleicht sollte sie auch aufhören, ihre Beine zu rasieren; mit stachligen Waden würde sie sich ganz bestimmt nicht auf eine Affäre einlassen. Sie wollte ihn mindestens noch ein paar Wochen auf Abstand halten, nur um ihn zu frustrieren. Es gefiel ihr einfach, Sam zu frustrieren.
Beim Gang in die Küche schielte sie kurz aus dem Fenster.
Immer noch kein brauner Pontiac, obwohl er möglicherweise wie gestern seinen Pickup fuhr. Die Vorhänge vor dem Küchenfenster waren zugezogen.
Es war nicht leicht, einen Mann zu frustrieren, der nicht zu Hause war.
Ein Auto bog in ihre Einfahrt und parkte hinter der Viper. Ein Mann und eine Frau stiegen aus. Der Mann hatte eine Kamera über die Schulter gehängt und trug einen ganzen Satz verschiedenster Taschen. Die Frau war mit einer Reisetasche ausstaffiert und hatte trotz der Hitze ein Jackett an.
Es hatte keinen Zweck, die Reporter noch länger abweisen zu wollen, aber auf gar keinen Fall würde Jaine einen davon in ihr mit Kissenfüllung beschneites Wohnzimmer lassen. Sie ging zur Küchentür, öffnete sie und trat auf den Treppenabsatz.
»Kommen Sie rein«, sagte sie müde. »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee? Ich wollte gerade welchen aufsetzen.«
Corin starrte das Gesicht im Spiegel an. Manchmal war er für Wochen oder Monate verschwunden, doch plötzlich war er wieder da, so als wäre er nie weg gewesen. Heute hatte er nicht zur Arbeit gehen können, denn er hatte Angst davor, was geschehen würde, wenn er ihnen leibhaftig begegnete. Diesen vier Schlampen. Wie konnten sie wagen, ihn lächerlich zu machen, ihn mit ihrer Liste zu peinigen? Für wen hielten sie sich? Sie glaubten nicht, dass er perfekt war, doch da hatten sie sich geirrt.
Schließlich hatte seine Mutter ihn erzogen.
Als T.J. zu Hause eintraf, war Galan noch da. Einen Moment lang krampfte sich ihr Magen zusammen, doch sie erlaubte sich kein Zögern. Hier ging es schließlich um ihre Selbstachtung.
Sie schloss das Garagentor und betrat das Haus wie üblich durch die Schmutzschleuse. Aus dem kleinen Vorraum gelangte sie direkt in die Küche, ihre wunderschöne Küche mit den weißen Hängeschränken und Einbaugeräten und den glänzenden Kupfertöpfen, die über der Kochinsel in der Mitte aufgehängt waren. Ihre Küche sah aus wie aus einer Innenarchitektur-Zeitschrift und war ihr der liebste Raum im ganzen Haus - nicht weil sie so gern kochte, sondern weil ihr das Ambiente behagte.
Es gab einen kleinen Erker voller Farne, Kräuter und kleiner Blumen, die der Luft Frische und Duft verliehen. Darunter hatte sie zwei Sessel und einen kleinen Tisch geklemmt, komplett mit einem dick gepolsterten Schemel für schmerzende Füße und müde Beine. Der Erker bestand zum Großteil aus aufgerautem Glas, wodurch viel Licht ins Haus fiel, Hitze und Kälte aber abgewiesen wurden. Hierher zog sie sich gern mit einem guten Buch und einer Tasse Tee zurück, vor allem im Winter, wenn draußen alles mit Schnee bedeckt war, während sie es drinnen in ihrem Wintergarten kuschelig warm und bequem hatte.
Galan war nicht in der Küche. Wie jeden Abend legte T.J.ihre Handtasche und die Schlüssel auf der Kochinsel ab, streifte die Schuhe von den Füßen und setzte heißes Wasser für den Tee auf.
Sie rief ihn nicht und ging ihn nicht suchen. Wahrscheinlich hatte er sich in seinen Bau verzogen, wo er fernsah und seinen Groll nährte. Wenn er mit ihr reden wollte,
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