Mister Unwiderstehlich
sich ab. "War das heute Abend?" fragte sie mit gespielter Unschuld und ging vom Badezimmer ins Schlafzimmer.
Cameron runzelte verblüfft die Stirn über ihre kühle Abfuhr. Sie wirkte müde und ein wenig gereizt. "Du weißt, dass wir verabredet waren", sagte er und folgte ihr. "Was hat das alles zu bedeuten? Wieso bist du nicht fertig?"
Mr. Campinelli streckte den Kopf ins Schlafzimmer. "Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Nina?
Kennen Sie diesen Mann?"
Nina zwang sich zu einem Lächeln. "Ja, es ist alles in Ordnung, Mr. Campinelli. Sie können ruhig gehen."
Der Hausverwalter sah noch einmal von einem zum anderen, nickte und verschwand leise.
Nina fuhr sich durch die zerzausten Haare. "Das ist eine gute Frage", sagte sie. "Kennen Sie diesen Mann? Was soll ich darauf antworten?" Sie wandte sich ab und machte das Bett, indem sie die Tagesdecke glatt strich und die Kissen aufschüttelte.
"Bist du krank?" erkundigte sich Cameron besorgt.
"Nein."
"Hat es mit der Arbeit zu tun?"
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. "Wieso erkundigst du dich nach meiner Arbeit?"
Er hob die Brauen. In einer solchen Laune hatte er Nina noch nicht erlebt. Normalerweise war sie fröhlich. Vielleicht war sie doch krank. Ihr Gesicht war ein wenig gerötet, außerdem hatte sie dunkle Ringe unter den Augen. "Ich habe nur den Eindruck, dass du mir aus dem Weg gehst."
Statt einer Antwort schüttelte sie den Kopf. Ungeduldig nahm er sie bei der Hand und zog sie aus dem Schlafzimmer zum Sofa ins Wohnzimmer. Es war besser, wenn sie sich von dem Bett fern hielten, denn er brauchte seine ganze Konzentration, um herauszufinden, weshalb sie sich so seltsam benahm. "Setz dich."
Nina gehorchte. Jetzt strich sie ihr fleckiges Sweatshirt glatt und zup fte Fusseln von ihrer Hose. "Ich habe wirklich keine Zeit für..."
"Wenn du heute Abend nicht ausgehen möchtest, hättest du es mir sagen sollen", unterbrach Cameron sie. "Wir können schließlich ehrlich zu einander sein."
"Natürlich können wir das", erwiderte Nina heiter. "Ich habe nur gerade andere Dinge im Kopf. Die Cameron-Ryder-Sache, zum Beispiel." Sie sah ihn scharf und durchdringend an.
"Du weißt doch, der rücksichtslose Mistkerl, der mein Leben und meine Karriere ruinieren will. Erinnerst du dich an ihn?"
Er hielt den Atem an. Sie weiß es, dachte er. Irgendwo war sie bei ihren Recherchen auf etwas gestoßen, was die Verbindung zu ihm hergestellt hatte. "Vielleicht kann ich ja helfen", begann er, in der Hoffnung, dass sie die Gelegenheit ergriff. Ein langes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Er wartete. Er wollte, dass sie ihn endlich damit konfrontierte, damit der Betrug ein Ende fand. "Nur zu", forderte er sie auf. "Frag mich irgendetwas."
Nina seufzte aufgewühlt und stand abrupt auf. "Ich muss mich jetzt wirklich wieder an die Arbeit machen. Wir werden unser Abendessen auf ein andermal verschieben müssen."
Er berührte ihre Hand. "Du kannst nicht Tag und Nacht arbeiten. Du brauchst auch mal eine Pause. Komm", sagte er und zog sie mit sich zum Schlafzimmer, "wir machen einen Spaziergang und gehen irgendwo eine Kleinigkeit essen."
Nina schüttelte den Kopf und schaute an sich herunter. "Dafür bin ich nicht angezogen ..."
"Ich warte solange", bot Cameron an und ließ sie los. Sein Verstand sagte ihm, dass er verschwinden sollte. Andererseits wollte er sie nicht kampflos aufgeben. Sie war das Beste, was ihm seit sehr langer Zeit passiert war. "Ich werde solange warten", wiederholte er, diesmal sanfter.
Er machte die Schlafzimmertür hinter sich zu und wanderte langsam durch ihr Apartment.
Er betrachtete sich in einem Spiegel, rückte seine Krawatte gerade und schlenderte zu einem Bücherregal nahe der Küche. Das Regal war bevölkert mit Hunderten von Trollpuppen, eine bizarrer als die andere. Er nahm einen nackten Troll mit blauen Haaren heraus.
"Die sind erstaunlich, nicht wahr?"
Er drehte sich um und entdeckte Nina. Sie trug jetzt einen schlichten Pullover und eine Jeans. Die Haare hatte sie locker mit einem Schal zusammengenommen. Es erstaunte ihn immer wieder, dass sie jedes Mal, wenn er sie ansah, schöner war. "Ja, das sind sie", stimmte er zu. "Niedlich, aber auch ein wenig beängstigend."
"Tatsächlich musste ich mich auch erst an sie gewöhnen. Ich entdecke sie an den seltsamsten Orten. Aber jedes Mal, wenn ich einen Troll sehe, muss ich ihn kaufen. Als Glücksbringer." Sie nahm einen in die Hand und betrachtete ihn. "Ich fürchte, sie funktionieren
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