Mister Unwiderstehlich
überzeugt. Außerdem hatte er nie versucht, Information über ihren Job oder ihre Chefin herauszukitzeln.
Nina holte tief Luft. "Was soll ich tun?"
Lizbeth zuckte die Schultern. "Du könntest den Spieß umdrehen", schlug sie vor. "Er weiß, dass Charlotte Informationen über ihn sammelt. Aber er weiß nicht, dass du ihn durchschaut hast. Benutz ihn. Am Ende wirst du das Magazin retten und Charlotte wird für immer in deiner Schuld stehen. Schätzchen, diese Geschichte könnte dich zur Redakteurin bei Attitudes machen."
Nina schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht. Wie soll ich ihm ins Gesicht sehen und ihn anlügen?"
"He, schließlich lügt er dich auch an. Was ist daran so schwer? Männer und Frauen lügen sich ständig an. Was wäre, wenn du herausgefunden hättest, dass er verheiratet ist? Wärst du dann immer noch so ehrlich?"
"Ja", erwiderte Nina bestimmt. "Ich würde genauso handeln." Sie atmete noch einmal tief durch. "Ich werde ihn nicht mehr sehen. Eigentlich sollte er mich heute Abend um sieben zum Essen abholen. Aber ich werde einfach die Tür nicht aufmachen." Sie stand auf. "Was mich betrifft, ist es vorbei zwischen uns. Wir werden wieder Fremde sein."
Doch kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, wusste Nina, dass das nicht stimmte. Was sie mit Jack - Cameron - erlebt hatte, war etwas Besonderes. Und obwohl er sie belogen hatte, musste sie einfach glauben, dass er gute Gründe dafür gehabt hatte. Plötzlich traf sie eine weitere Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Möglicherweise war er tatsächlich verheiratet und hatte sie deshalb belogen! Bei dieser Vorstellung stöhnte sie auf.
Ihr blieben noch exakt neun Stunden, um sich einen Plan auszudenken und zu entscheiden, ob sie ihn weiterhin sehen oder für immer aus ihrem Leben verbannen wollte. Keine der beiden Möglichkeiten war besonders verlockend.
Wieso hatte sie von allen Männern ausgerechnet ihm Kaffee aufs Hemd geschüttet?
Nina lag auf dem Sofa in ihrem dunklen Apartment und starrte auf die Zeitanzeige ihres Videorekorders. Sie zählte die Minuten bis zu Camerons Ankunft und wartete auf das Summen der Gegensprechanlage. Trotzdem zuckte sie erschrocken zusammen, als es endlich so weit war.
Sie hätte sich auf diese Verabredung freuen sollen, auf einen wundervollen Abend mit einem Mann, den sie absolut faszinierend fand. Stattdessen trug sie ihren Jogginganzug und lag mit einem Becher Eis auf dem Sofa. Zwar konnte das Eis niemals ein Date mit einem Mann ersetzen, aber wenigstens jetzt wollte sie dem Eis eine faire Chance geben. Sie hatte den Becher bereits zur Hälfte geleert und sich in eine ganz ordentliche Empörung hineingesteigert.
Der Summer ertönte erneut, und Nina fragte sich, wie lange es dauern würde, bis Cameron Ryder begriff, dass sie ihn versetzt hatte. War sie nur zwei Mal klingeln wert? Es musste doch einen Maßstab für solche Dinge geben. Das war übrigens eine gute Story für Attitudes. Wenn er vier Mal klingelte, bedeutete das, dass sie ihm wirklich etwas bedeutete. Bei fünf Mal war er auf dem besten Weg, sich unsterblich zu verlieben. Sie könnte eine Umfrage zu diesem Thema starten.
Sie wartete auf das dritte Klingeln und nahm enttäuscht zur Kenntnis, dass es ausblieb.
Dann mochte sie ihn wohl doch mehr als er sie. Nina schob sich den nächsten Löffel Eis in den Mund. Wahrscheinlich würde er versuchen, sie anzurufen oder in einer Stunde wieder kommen. Für Nina war es jedoch vorbei. Aus Mr. Right war Mr. Wrong geworden.
Sie wollte sich gerade den letzten Löffel Eiscreme in den Mund schieben, als es plötzlich an der Tür klopfte. Erschrocken sprang sie vom Sofa und eilte zur Tür. Dabei stieß sie sich den Zeh am Couchtisch.
Vor Schmerz schrie sie auf und hielt sich sofort die Hand vor den Mund, während sie mit der anderen Hand ihren kleinen Zeh rieb und auf einem Bein hüpfte. Das Eis aus dem Becher, den sie hatte fallen lassen, hatte auf dem Holzfußboden einen Fleck gebildet, auf dem sie prompt ausrutschte. Mit einem dumpfen Aufprall landete sie auf dem Boden und stieß eine Reihe leiser Flüche aus.
"Nina? Bist du da?" Cameron klopfte erneut. "Nina?"
Mit schmerzverzerrtem Gesicht kroch sie zur Tür und blieb einen Moment mit dem Gesicht nach unten liegen. Dann holte sie Luft und tat das Einzige, was ihr einfiel - sie miaute. Es klang zwar nicht sehr nach Katze, aber sie hoffte, die Tür würde den Laut zu einer akzeptablen Ähnlichkeit dämpfen.
"Nina?"
Sie miaute noch einmal und atmete
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