Mister Unwiderstehlich
kleiner Streit sie nicht lange entzweien.
8. KAPITEL
Cameron beobachtete die Menge auf der Straße vor der Wilton Gallery in TriBeCa. Im Gegensatz zur vornehmen Gesellschaft bei der Wohltätigkeitsveranstaltung im Lincoln Center war diese Menschenmenge bunter. Als Nina die Vernissage vorgeschlagen hatte, hatte er sofort zugesagt, denn er hoffte, mehr über sie zu erfahren, indem er ihre Freunde kennen lernte.
"Vielleicht sollten wir lieber doch nicht hineingehen", meinte Nina und drückte seine Hand.
"Es scheint ziemlich voll zu sein."
Er warf ihr einen Seitenb lick zu. Sie sah heute Abend besonders schön aus in ihrem hautengen, mit Pailletten besetzten T-Shirt und ihrer schwarzen Satinhose, die tief auf ihren Hüften saß, so dass ihr Bauchnabel sichtbar war. Eine pinkfarbene Kunstpelzjacke krönte das Ensemble. Cameron war direkt von der Arbeit hergekommen und trug seinen üblichen Anzug, weshalb sie bereits einige Blicke auf sich gezogen hatten.
"Aber es interessiert mich", sagte Cameron. "Wir haben Sachen gemacht, die ich wollte.
Jetzt sollten wir etwas machen, was du möchtest. Darum geht es doch bei Dates."
"Haben wir das? Ein Date?" fragte Nina. "Also betrachtest du dich als meinen Freund?"
Cameron überlegte sich seine Antwort eine Weile. "Ja, ich denke schon. Wir sind ziemlich schnell zur Sache gekommen, aber das heißt ja nicht, dass wir das Kennenlernen nicht nachholen können." Er wollte die Straße überqueren, aber Nina hielt ihn zurück.
"Diese Leute sind nicht dein Fall", warnte sie. "Und die Kunst, die gezeigt wird, ist sehr avantgardistisch, sprich schräg."
Er legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie. "Ich weiß, was Avantgarde bedeutet.
Ich mag alle Arten von Kunst. Wer weiß? Vielleicht finde ich sogar etwas, das ich kaufen möchte."
Obwohl sie sich zu einem Lächeln zwang, verriet ihre Miene, dass sie alles andere als glücklich war. "Machst du dir Sorgen, was ich von deinen Freunden denken könnte? Oder was deine Freunde von mir denken?"
Nina zuckte die Schultern. "Ich ... mache mir überhaupt keine Sorgen."
"Wir können noch zu mir fa hren, dann ziehe ich meine Lederhose und meine Nietenweste an."
"Du hast eine Lederhose?" fragte sie erstaunt.
Er lachte leise und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Nein, aber wenn das für unsere Beziehung entscheidend ist, kaufe ich mir eine. Könne n wir jetzt gehen? Ich will wissen, was es mit diesem Dagger auf sich hat."
"Wollen wir wirklich nicht zu mir zurückfahren? Wir könnten Wein trinken, uns ein Video ansehen und vielleicht ..." Den Rest überließ Nina seiner Fantasie.
Natürlich war die Aussicht auf wilden, leidenschaftlichen Sex interessanter als eine Ausstellungseröffnung. Andererseits würden sie noch viele gemeinsame Nächte haben. Daher zog Cameron sie einfach mit. "Woher kennst du diesen Dagger?"
"Wir sind alte Freunde", erwiderte sie schwach.
Cameron versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Was bedeutete ,alte Freunde'? Dass sie früher mal zusammen gewesen waren? Hatte sie ihn geliebt? All diese Fragen machten ihm wieder deutlich, wie wenig er Nina kannte. Er wusste, wie sich ihre Haut anfühlte, er kannte ihre Duft. Aber er wusste nichts über ihre Vergangenheit, ihre Familie, ihre Träume.
Möglicherweise würde ihm dieser Abend mehr Antworten bringen.
"Versprich mir, dass wir gehen, falls du dich langweilst", bat sie und versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
Als sie den Eingang der Galerie erreichten, gab er ihr einen flüchtigen Kuss. "Versprochen.
Dann hielt er ihr die Tür auf und reichte dem Mann am Einlass die Einladung. Die Galerie war voller Leute, die alle so ausgefallen gekleidet waren wie Nina. Musik hämmerte aus den Boxen, die Luft war verqualmt. Dagger zog eine ziemlich schrille Menge an, und Cameron würde jede Wetter eingehen, dass er hier der Einzige ohne Tätowierungen oder Piercings war.
"Siehst du", meinte Nina, "diese Szene ist wirklich nicht dein Fall."
"Unsinn. Genau darum geht es doch bei NightRyder. Wir kümmern uns zwar hauptsächlich um Konzerte und Nachtclubs, aber Ausstellungseröffnungen scheinen sich auch zu lohnen."
Er trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Soll ich deine Jacke nehmen?"
"Nein, mir ist ein wenig kalt. Und da wir ohnehin bald gehen, behalte ich sie an."
"Ich werde uns etwas zu trinken holen", sagte Cameron. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und fragte sich, wieso Nina ihn überhaupt hierher mitgenommen hatte, wenn sie
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