Misterioso
nur einen flüchtigen Blick auf das Blatt. Draußen auf dem Flur begriff er, worum es ging. Der Absender war Kriminalkommissar Erik Bruun, Polizeibehörde Huddinge. Er machte kehrt und ging zurück zu seinem Schreibtisch.
Bruun schrieb: »Ich denke, es ist besser, wenn du es nicht erst durch die Presse erfährst. Dritero Frakulla hat heute nacht in seiner Zelle Selbstmord begangen. Damit ist garantiert, dass seine Familie bleiben kann. Versuch, dich davon nicht bei deiner Arbeit beeinträchtigen zu lassen. Du hast nur deinen Job gemacht. Sei herzlich gegrüßt, Bruun.«
Heute nacht, dachte Hjelm, das Fax noch in der Hand. Eine seltsame Nacht. Gunnar Nyberg auf Lidingö angeschossen, Ulf Axelsson in Göteborg ermordet, Dritero Frakulla in Norrköping von eigener Hand getötet und Göran Andersson in Algotsmäla identifiziert. Und alles war vage miteinander verbunden. Schweden ist ein kleines Land, dachte er – und zugleich, dass er eigentlich etwas ganz anderes hätte denken sollen.
Er hielt das Fax immer noch fest, als er die Kampfleitzentrale betrat. Die A-Gruppe war versammelt. Er traf Hultin zum ersten Mal, seit er aus Växjö zurück war.
»Ihr habt außerordentliche Arbeit geleistet in Växjö«, sagte Hultin und sah ihn forschend an.
Tolle Arbeit, dachte Hjelm und sah sich einen Augenblick lang bis zur Nasenspitze in der Scheiße stehen und nur Luft bekommen, weil er auf Dritero Frakullas Leiche stand. Dann schüttelte er das Bild ab, legte das Fax weg und setzte sich.
»So außerordentlich, dass ich sogar bereit bin, die Zeitspanne zu ignorieren, die verstrichen ist, bis ihr mir den Namen durchgegeben habt.«
Ein Lob kam bei Hultin selten allein.
»Also gut. Der Personenschutz wurde vom Lovisedal-Aufsichtsrat von 1991 abgezogen. Wir bewachen jetzt den
Aufsichtsrat der Sydbanken aus dem Jahr 1990. Daggfeldt, Strand-Julén, Carlberger, Brandberg und Axelsson sind tot. Ungünstigerweise saßen in dem Aufsichtsrat noch zwölf weitere Personen. Davon leben heute acht in Stockholm, zwei in Malmö, einer in Örebro und einer in Halmstadt. Wir haben bis jetzt neun lokalisieren können und unter Bewachung gestellt. Einer hält sich im Ausland auf, und zwei haben wir noch nicht ausfindig gemacht. Die beiden sind aus Stockholm, ein gewisser Lars-Erik Hedman und ein Alf Rüben Winge. Die Suche nach ihnen hat absolute Priorität. Heute morgen wurde eine Suchmeldung nach Göran Anderssons grünem Saab 900 rausgegeben, und inzwischen wissen wir, dass der Wagen seit fast einem Monat ohne Nummernschilder und mit abgefeilter Motornummer bei der Polizei in Nynäshamn steht. Die Techniker nehmen ihn gerade auseinander, aber im ersten Zwischenbericht stand, wie kaum anders zu erwarten war, dass es wohl keine Spuren geben wird. Nach Andersson wird landesweit gefahndet, das neueste Foto von ihm ist an alle Polizeidienststellen und Grenzposten gegangen. An höherer Stelle wird diskutiert, ob wir das Bild freigeben und den großen Detektiv Öffentlichkeit einschalten sollen.«
»Das wäre ein fataler Fehler, wenn ihr mich fragt«, meldete Söderstedt sich zu Wort. »Solange er nicht weiß, dass wir ihn kennen, wird er sich einigermaßen in Sicherheit wiegen.«
»Ganz deiner Meinung«, sagte Hultin. »Jetzt müssen nur noch Mörner und die anderen Herren davon überzeugt werden.«
»Gib dein Bestes«, sagte Söderstedt. »Du verfügst doch über die eine oder andere Geheimwaffe.«
Hultin sah ihn streng an und fuhr fort: »Die Prioritätenliste sieht folgendermaßen aus. Erstens: Hedman und Winge ausfindig machen. Zweitens: Alle potentiellen Stockholmkontakte Anderssons überprüfen, um herauszufinden, wo er sich seit Februar aufgehalten haben könnte. Da gäbe es zum einen den Dart-Shop in der Altstadt, aber es muss auch noch andere Kontakte geben, den Dartverband, oder was weiß ich. Drittens: Schickt diesen Typen aus Växjö, Zorn, zu Lena Lundberg, damit er sie ein wenig unter Druck setzt. Viertens: Zeigt Anderssons Foto in der Unterwelt rum.«
Hultin machte eine Pause, um seine Unterlagen zu befragen.
»Wir gehen wie folgt vor: Da Nyberg fehlt, begleitet Chavez die Stockholmer Kripo in die Unterwelt. Holm begibt sich zurück nach Växjö und begleitet Zorn, um mehr über Anderssons Freundeskreis und seine Kontakte in Stockholm herauszufinden. Norlander kümmert sich um den Dart-Shop und den Dartverband und überprüft danach, wie es mit Hotels, Zimmer- und Wohnungsvermietungen um den fünfzehnten Februar herum
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