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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mit denen er solche vertraulichen Dinge besprechen würde?« hakte Hultin nach.
    Johannes Lund lachte. »Mein Gott! Wir sind Geschäftsleute!«
    »Ist Ihnen nie eine kleine blonde Finnin mit Pagenkopf begegnet, die Anja heißt?« fragte Söderstedt.
    »Nein, noch nie«, sagte Lund und sah ihm in die Augen. »Tut mir leid.«
    Hultins Handy klingelte. Es war Chavez.
    »Wir sind jetzt bei Linda Hägerblad im Rasundavägen. Habt ihr was für uns, ehe wir zu ihr reingehen?«
    »Nein, nichts«, sagte Hultin. »Leider.«
    Chavez beendete das Gespräch und schob das Handy in seine Jackentasche.
    Sie klingelten, und kurz darauf öffnete eine hübsche blonde Frau die Tür und sah sie genervt an.
    »Polizei, nehme ich an?« sagte Lisa Hägerblad. »Ich dachte, ich hätte bereits gesagt...«
    »Wir haben verdammt wenig Zeit«, sagte Hjelm und drängte sich an ihr vorbei durch die Tür.
    Lisa Hägerblads Wohnung war riesig, drei große Zimmer mit hoher Decke. Die Möbel waren Ende der Achtziger hochmodern gewesen, schwarz und weiß, Stahlrohr, schiefe Winkel, asymmetrisch, ein Hauch neureicher Kühle. In dieser Wohnung schien die Zeit seit den fetten Jahren stillgestanden zu haben.
    »Sie sind Alf Rüben Winges persönliche Sekretärin«, sagte Chavez. »Natürlich wissen Sie sehr viel mehr, als Sie gesagt haben. Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass Sie vor den Kollegen im Büro nicht mehr preisgeben konnten. Aber es verhält sich nun einmal so, dass Direktor Winges Leben auf dem Spiel steht, sehr direkt und sehr konkret. In ein paar Stunden wird er ermordet werden.«
    »Oh!« sagte die Sekretärin – offenbar ihre Art, äußerste Schockiertheit zum Ausdruck zu bringen. »Davon hat der weißhaarige Polizist ja gar nichts gesagt.«
    »Weil der weißhaarige Polizist zu dem Zeitpunkt noch nichts davon wusste«, sagte Chavez. »Aber der Schwarzhaarige weiß es.«
    »Sagen Sie es schon«, drängte Hjelm sie. »Sie hat einen finnischen Akzent, heißt Anja, ist blond, hat einen Pagenschnitt und ist diejenige, mit der Alf Rüben Winge sich ein paar Mal im Monat in ein Liebesnest zurückzieht. Wer ist sie?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Lisa Hägerblad. »Es stimmt alles, was Sie sagen. Ich habe sie oft am Telefon, stelle sie aber immer gleich zu Alf Rüben durch. Ich habe kein einziges Treffen der beiden organisiert, ansonsten ist das immer meine Aufgabe. Haben Sie denn noch nicht mit Johannes Lund gesprochen?«
    »Johannes Lund aus Essingen? Er weiß nichts«, sagte Chavez.
    Lisa Hägerblad lachte.
    »Ja, ja«, sagte sie. »Da ich Alf Rüben Johannes als Chef bei weitem vorziehe, kann ich es Ihnen auch erzählen. Alf Rüben Winge und Johannes Lund sind wie Vater und Sohn. Alf Rüben hat Johannes bereits als seinen Nachfolger ausersehen und ihm testamentarisch die Firma überschrieben. Wenn Alf Rüben stirbt, übernimmt Johannes die Firma, was für uns mit Sicherheit heißen wird, dass wir unsere Plätze für jüngere Kräfte werden räumen müssen.«
    »Wissen Sie, ob Lund Anja schon begegnet ist?«
    »Davon bin ich überzeugt. Sie haben oft Geschäftsessen mit Anhang, wobei es sich nicht um den – sozusagen – legitimen Anhang handelt.«
    Chavez rief sofort bei Hultin an.
    »Ja?«
    »Wo seid ihr?«
    »Auf dem Weg zu seiner Ehefrau in den Narvavägen, um den Bekanntenkreis noch mal zu überprüfen. Im Augenblick sind wir im« – Rauschen im Hörer – »Tunnel unter Fredhäll. Kannst du mich verstehen?«
    »Schlecht. Dreht bei der nächsten Gelegenheit um, und fahrt zurück zu Lund. Er erbt Urbolnvest, ich wiederhole: Johannes Lund erbt Urbolnvest, wenn Alf Rüben Winge stirbt. Er schweigt sich aus gutem Grund über Anja aus. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit kennt er sie.«
    »Okay«, sagte Hultin. »Ich denke, das Wichtigste habe ich verstanden. Wir begeben uns auf direktem Weg zurück nach Stora Essingen.«
    Hultin legte in dem Moment auf, als das Auto aus dem Tunnel herausfuhr. Sie bogen nach Fredhäll ab, machten einen Bogen und fuhren durch den Fredhällstunnel, über die Fredhälls-brücke und Lilla Essingen zurück. Unten vor den Felsen planschten ein paar waghalsige Schwimmer im Wasser, während die untergehende Sonne die Wellen rot zu färben begann.
    Sie hatten kein Auge für die Schönheit des Mälaren. Söderstedt hatte alle Mühe, sich nicht von dem wie irre rasenden Hultin abhängen zu lassen. Er fragte sich – nicht ohne gewisse Hoffnung –, ob Hultin wieder seinen steinharten Schädel zum Einsatz

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