Misterioso
Etage nahm ihn ein Pfeife rauchender, robuster Mann um die Fünfzig in Empfang.
»Kriminalpolizei«, stellte Hjelm sich vor und wedelte dem Mann mit dem Dienstausweis vor der Nase herum. »Ich suche Wilma Hammar. Es ist sehr wichtig.«
»Kommen Sie rein«, sagte der Mann und rief: »Wilma! Polizei!«
Wilma Hammar kam aus der Küche und trocknete sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab. Sie war klein und wie ihr Mann um die Fünfzig.
»Entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte Hjelm gereizt. »Ich denke, Sie wissen, worum es geht. Wir glauben, dass Ihr Chef, Alf Rüben Winge, in Lebensgefahr schwebt, und mein Kollege hat bei seinem Besuch heute Nachmittag den Eindruck gehabt, dass nicht die ganze Wahrheit über seine Abwesenheit gesagt wurde.«
Wilma Hammar schüttelte den Kopf – sie machte einen grundloyalen Eindruck.
»Er ist immer mal wieder ein paar Tage im Monat verschwunden. Das hab ich dem anderen Polizisten auch schon gesagt. Ich mische mich nicht in seine Angelegenheiten.«
»Quartalssäufer, wenn Sie mich fragen«, sagte der Mann und sog an seiner Pfeife.
»Rolf!« sagte Wilma.
»Haben Sie etwas von den Machtmorden mitbekommen ...«, setzte Paul Hjelm an, doch da klingelte das Handy.
»Diesmal war die Ehefrau gesprächiger«, sagte Söderstedt. »Sie hat ordentlich einen im Kahn. Es gibt eine Geliebte, ich wiederhole: Es gibt eine Geliebte. Aber die Ehefrau weiß nicht, wer es ist. Sie hat allerdings ihr Interesse bekundet, der Schlampe die Brustwarzen abzubeißen, wenn wir sie finden sollten.«
»Danke«, sagte Hjelm und beendete das Gespräch.
»Wollen Sie damit sagen ... dass Alf Rüben ...«, stammelte Wilma Hammar erschrocken.
»Das nächste Opfer ist, ja«, beendete Hjelm den Satz. »Versuchen Sie nicht, ihn aus falsch verstandener Loyalität zu schützen. Das könnte ihn das Leben kosten. Wir wissen, dass es eine Geliebte gibt. Können Sie mir sagen, wer sie ist?«
Wilma Hammar griff sich an die Stirn.
»Jede Sekunde zählt«, sagte Hjelm.
»Ja, ich habe verstanden«, murmelte sie. »Aber ich weiß nicht, wer sie ist. Ich habe sie in der Firma ein paar Mal am Telefon gehabt. Sie hat einen finnischen Akzent, das ist alles, was ich weiß. Aber Lisa weiß bestimmt mehr.«
»Die Sekretärin?«
Sie nickte. »Lisa Hägerblad.«
»Sie wohnt in ... wo war das noch gleich ... Rasunda? Haben Sie ihre Adresse und Telefonnummer?«
Wilma Hammar schlug in ihrem Adressbuch nach und schrieb" Adresse und Telefonnummer auf einen gelben Zettel, den Hjelm an sein Handy klebte.
»Danke«, sagte er und verabschiedete sich.
Auf dem Weg nach unten wählte er die Nummer auf dem Zettel. Er ließ es zehnmal klingeln, dann gab er auf.
Wenig später meldete sich Hultin.
»Ich sitze hier mit dem Zunftmeister von Urbolnvest, Vilgot Öfverman. Nachdem ich ihn ein bisschen in die Mangel genommen habe, ist er mit einem Vornamen und dem Aussehen der Geliebten rausgerückt. Mehr weiß er nicht, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Sie ist ziemlich klein, aschblond mit Pagenschnitt und heißt Anja.«
»Ich kann beisteuern, dass sie vermutlich Finnin oder Finnland-Schwedin ist«, sagte Hjelm.
Hultin unterbrach das Gespräch. Hjelm setzte sich ins Auto und wartete ungeduldig. Söderstedt kam und parkte seinen Volvo vor Hjelms Wagen. Da klingelte es. Beide meldeten sich gleichzeitig.
»Also gut, Konferenzschaltung«, sagte Hultin. »Ich habe Kerstin an der Strippe, wie es früher so schön hieß.«
»Hallo«, meldete Kerstin sich aus Algotsmäla. »Ich habe soeben ein intensives Gespräch mit Lena Lundberg geführt. Sie hat im Lauf des letzten Vierteljahres tatsächlich ab und zu Kontakt zu Andersson gehabt. Hat mich wirklich an der Nase herumgeführt. Angeblich hat er aber nur gesagt, dass er etwas sehr Wichtiges zu erledigen hätte. Danach würde er nach Hause zurückkommen, und alles würde so sein wie vorher. Sie hat, wie ihr vermutet habt, nicht den Mut gehabt, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen.«
»Komm zur Sache«, sagte Hultin schroff.
»Ich muss ein wenig ausholen. Lenas Bruder lebt in Stockholm. Als er die beiden das letzte Mal in Algotsmäla besucht hat, kurz vor dem Vorfall in der Bank, erzählte er aus irgendeinem Anlass von der Schwester eines Arbeitskollegen, die länger geschäftlich in den USA zu tun hat und es sich leisten kann, ihre Stockholmer Wohnung während der ganzen Zeit leerstehen zu lassen. Das war jedenfalls das einzige, was Lena einfiel. Sie konnte sich nicht
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