Misterioso
bringen würde.
Lund saß unten am Wasser und rauchte. Der Overall lag über der Lehne der Hollywoodschaukel, die sich sanft bewegte. Die Rauchwolken, die sich um den kräftigen Nacken herum sammelten und verflüchtigten, verliehen ihm einen Ausdruck von Selbstzufriedenheit.
Hultin griff nach der Rückenlehne, als die Schaukel nach hinten schwang, und riss heftig daran, worauf Johannes Lund vornüber ins Gras fiel und sich an den Ellbogen seines weißen Hemdes grüne Flecken holte. Als er die beiden Polizisten erkannte, erhob er sich langsam. Sein Blick hatte sich verändert. Er war bereit, sein Erbe mit Händen und Füßen zu verteidigen.
»Schnell, wenn ich bitten darf«, sagte Hultin. »Wer ist Anja?«
»Wie ich bereits gesagt habe, ich weiß nicht...«
»Wenn Winge stirbt, werden Sie wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Das ist Ihre letzte Gelegenheit, freiwillig etwas zu sagen, danach nehmen wir Sie fest und bringen Sie ins Polizeipräsidium.«
»Sie werden nicht durchkommen mit Ihrer Anklage«, erwiderte Lund ruhig. Er begutachtete seine Ellbogen und sog an seinem Zigarillo. »Ich weiß schlicht und einfach nicht, wer diese Anja ist. Und sollte sie mir wider Erwarten doch einmal begegnet sein, ist sie mir jedenfalls nicht vorgestellt worden.«
»Sind Sie sicher, dass Ihnen die komplizierte Variante lieber ist?« fragte Hultin ruhig.
»Warum nicht?« gab Lund zurück. »Nehmen Sie mich nur mit ins Polizeipräsidium. In weniger als einer Stunde bin ich doch wieder auf freiem Fuß. Und in der Zwischenzeit wird der gute Alf Rüben Winge zu Tode kommen. Das hat nichts mit mir zu tun.«
»Sie haben mich missverstanden«, sagte Hultin und stieß seinen Schädel gegen Lunds rechte Augenbraue. »Ins Polizeipräsidium zu fahren wäre die einfachere Variante gewesen. Jetzt kommt der schwierige Teil.«
Johannes Lund starrte verwundert auf die blutige Hand, mit der er sich an die Stirn gefasst hatte.
»Mein Gott noch mal«, sagte er. »Meine Frau und meine Kinder beobachten uns vom Fenster aus.«
»Und sie werden eine richtige Gruselshow zu sehen bekommen, wenn Sie nicht ganz schnell ausspucken, was Sie über Anja wissen.«
»Ich dachte, gewalttätige Polizisten wären etwas, worüber man nur in der Zeitung liest«, sagte Lund, ehe er die nächste Kostprobe zu schmecken bekam.
Er krümmte sich auf dem Boden und schnappte nach Luft.
Hultin beugte sich über ihn und sagte sehr leise: »Es steht ein bisschen zuviel auf dem Spiel für die Behandlung mit Glacehandschuhen. Wir haben die einmalige Chance, in wenigen Stunden den grausamsten Serienmörder der letzten Jahrzehnte zu greifen. Wenn wir die nicht nutzen, geht er uns endgültig durch die Lappen. Ausgerechnet heute wissen wir, wer sein nächstes Opfer sein wird. Das Glück werden wir nie wieder haben. Wie Sie sicher verstehen, können wir nicht zulassen, dass Sie den Mörder mit ihren Karriereplänen unterstützen. Ich nehme an, dass Sie in ihm ein vom Himmel gefallenes Werkzeug für Ihre Machtübernahme bei Urbolnvest sehen. Und ich kann Sie sogar verstehen. Aber wenn Sie nicht augenblicklich mit dem rausrücken, was Sie über Anja wissen, kann ich nicht länger für Ihre Gesundheit garantieren. So einfach ist das.«
»Sie hat einen finnischen Nachnamen«, prustete Lund. »Parkkila, Parikka, Parliika oder so ähnlich. Und sie wohnt in Söder. Das ist alles, was ich weiß.«
»Haben sie ihr Liebesnest bei ihr zu Hause?«
»Das weiß ich beim besten Willen nicht, ich schwöre!«
»Keine Gruppensexorgien, an denen Sie und Ihre zufälligen Bekanntschaften teilgenommen haben?« lud Hultin nach.
»Verdammt!« stöhnte Lund.
»Ist sie eine Prostituierte? Ein Callgirl?«
»Nein. Das glaube ich nicht. Sie wirkt nicht so. Sie ist eine ganz andere Sorte. Ziemlich schüchtern.«
»Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen«, sagte Hultin und richtete sich auf. »Sollte sich herausstellen, dass Sie uns belogen oder Informationen zurückgehalten haben, werden wir wiederkommen, um dieses Gespräch noch ein wenig fortzusetzen. Möchten Sie noch etwas hinzufügen oder korrigieren?«
»Möge die Bullenhölle groß genug für Sie beide sein.«
»Da wird es schon ziemlich voll sein«, sagte Hultin und wandte sich zum Gehen.
»Parkkila, Parikka, Parliika«, sagte er zu Söderstedt, während sie zu ihren Wagen gingen. »Was ist am wahrscheinlichsten?«
»Parkkila und Parikka sind Namen«, sagte Söderstedt. »Parliika wohl eher nicht.«
»Such nach einer Anja Parkkila
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