Misterioso
fertig.
»Nur noch eine kurze Frage. Was ist mit der Geheimpolizei?«
Hultin nickte. Das folgende Schweigen war unmöglich zu deuten.
»Gut, dass du es ansprichst... die Geheimpolizei wird ebenfalls an dem Fall dran sein. Wie üblich wird über ihre parallel laufenden Ermittlungen niemand etwas erfahren, aber es ist geplant, dass Informationen ausgetauscht werden.« Hultins Anführungszeichen flatterten wie kleine Totenkopfschwärmer durch den Raum. »In nicht mehr allzu ferner Zukunft werden sie uns einen Besuch abstatten, um die Sicherheitsaspekte des Falls mit uns zu diskutieren. Mir sind gewisse Andeutungen zu Ohren gekommen, dass der militärische Sicherheitsdienst sich ebenfalls einschalten wird, sobald auch nur der geringste Verdacht auf internationale, militärische Intervention besteht. Wollen wir aus verschiedenen Gründen hoffen, dass wir den Fall auf nationaler Ebene lösen können.«
Mehr gab Hultin von seiner subjektiven Einschätzung nicht preis. Er stand auf und ging in den Flur. Die anderen folgten ihm in trägem Gänsemarsch, sich nur zu deutlich darüber im klaren, was vor ihnen lag. Paarweise verschwanden sie in ihren Zimmern.
Jorge Chavez und Paul Hjelm betraten den Raum Nummer 304, der so klein war, dass über die beiden zusammengeschobenen Schreibtische hinaus so gut wie kein Platz mehr war. Der drehbare Computerbildschirm thronte auf der Ritze zwischen den Arbeitsplatten. In der Ecke balancierte eine Kaffeemaschine auf einem kleinen Klapptisch. Zumindest hatte das winzige Zimmer ein Fenster, das zum Hof ging. Hjelm stellte sich davor; man sah nur Teile des Polizeipräsidiums, das von vier Seiten einen kleinen zementierten Innenhof umschloss. Vor dem Fenster stand ein niedriger Tisch mit einem antiken Nadeldrucker, dessen Kabel sich wie Stolperdrähte quer durchs Zimmer zum Computer schlängelten.
»Wenn wir die Enttäuschung, nicht jeder ein eigenes Büro zu haben, schnell verdauen, werden wir schon miteinander klarkommen«, sagte Jorge Chavez. »Welchen Schreibtisch möchtest du haben?«
»Wie es aussieht, nehmen sie sich nichts«, sagte Hjelm.
Chavez setzte sich auf die Seite, die der Tür am nächsten war, und Hjelm ließ sich auf der Fensterseite nieder. Sie testeten ihre Stühle, indem sie ein paar Mal auf und ab wippten, und blätterten zerstreut in den Mappen, die vor ihnen lagen.
»Besser als Sundsvall«, sagte Jorge Chavez.
»Was?«
»Die Stühle. Wenigstens die Stühle.«
Hjelm nickte und spürte die Fragen, die zwischen ihnen in der Luft hingen. Er bildete sich ein, dass sein Gegenüber das genauso empfand.
Chavez brach das angestrengte Schweigen, indem er aufsprang und fragte: »Kaffee?«
»Keine schlechte Idee.«
Chavez öffnete den Deckel der Kaffeedose, die auf dem Ecktischchen stand, beugte sich darüber und schnupperte am Inhalt.
»Aha«, sagte er und ließ das Kaffeepulver durch die Finger rieseln. »Wie nennt ihr das Zeug: Krönung? Hast du was dagegen, wenn ich morgen lateinamerikanischen Kaffee mitbringe?«
»Lass den anderen einfach stehen.«
»Klar. Obwohl ...«, sagte Chavez, drehte sich, die leere Kaffeekanne in der Hand, zum Schreibtisch um und beugte sich zu Hjelm rüber. »Obwohl ich sicher bin, dass ich dich von den Vorzügen des echten, frisch gemahlenen kolumbianischen Kaffees überzeugen könnte.«
Hjelm betrachtete die eifrige, drahtige Gestalt.
»Kann man solchen Kaffee in einer gewöhnlichen schwedischen Kaffeemaschine machen?«
»Aber ja«, sagte Chavez. »So eine Kaffeemaschine birgt ungeahnte Möglichkeiten.«
Er verschwand im Flur, kam kurz darauf mit der mit Wasser gefüllten Kaffeekanne zurück, ging zu dem Ecktisch und kippte die Kanne vorsichtig Richtung Wasserbehälter.
Hjelm hörte die ersten Tropfen auf die Tischplatte treffen. Danach platschten welche auf den Boden. Der Rest des Wassers landete an der vorgesehenen Stelle.
Chavez schob eine Filtertüte in den Filter, schippte ein paar Löffel Krönung hinein und drückte den Kippschalter. Hjelm verfolgte jede Geste genau und versuchte zu verstehen, was Chavez von ihm dachte. Wahrscheinlich ärgerte er sich gerade darüber, dass man sie zusammengetan hatte.
»Hast du Bedenken, mit mir zusammenzuarbeiten?«
»Ich kenne dich nicht«, sagte Chavez zu der Wand.
»Hör schon auf«, erwiderte Hjelm.
Chavez drehte sich um, setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte auf die Tischplatte.
»Ich kenne dich wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung, was eigentlich bei diesem ...
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