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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Geiseldrama vorgefallen ist. Ich habe nur die Reaktionen mitbekommen.«
    »In Sundsvall?«
    »Lass es uns so sagen: Ich bin froh, dass ich hier bin.«
    »Mit mir?«
    »In einem geschlossenen Raum.«
    »Das Bild, das die Medien von mir zeichnen, stimmt nicht.«
    »Das spielt keine Rolle.« -»Für mich schon. Für unser Arbeitsverhältnis tut es das.«
    Es wurde still. Sie sahen einander nicht an. Es wurde dunkler. Hjelm stand auf und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Ungemütliches Neonlicht breitete sich stufenweise im Raum aus. Er kam sich unangenehm durchleuchtet vor.
    »Ich werde Hultin morgen bitten, dir einen anderen Partner zuzuteilen«, sagte er und ging auf den Flur.
    Die Toilette war gleich nebenan. Er blieb noch eine ganze Weile stehen, nachdem er gepinkelt hatte. Die Augen zugekniffen, lehnte er die Stirn gegen die Wand. Es gibt keine isolierten Handlungen. Dieser verfluchte Grundström. Und Hultin. Natürlich hatte er ihn mit Chavez zusammengesetzt, um ihn zu testen. Er wischte sich einen Krümel aus dem Augenwinkel, der in die Pißrinne fiel. Er spülte und vermied es, in den Spiegel zu sehen, während er sich die Hände wusch.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Chavez, als Hjelm wieder ins Zimmer kam. »Du willst den Partner wechseln. Nichts wie weg von dem Sundsvallkanaken mit der großen Klappe.«
    »Lieber Sundsvallkanake mit großer Klappe als Kanakenausrotter von Weltruf«, sagte Hjelm und schenkte zwei Tassen Kaffee ein.
    »Nur eine Frage noch.« Chavez nahm eine Tasse entgegen. »Wärst du da auch reingegangen, wenn er Schwede gewesen wäre?«
    »Er ist Schwede«, sagte Hjelm. Danach war es eine Zeitlang still. »Legen wir los?«
    Chavez schlug die Mappe ein paar Mal auf die Tischplatte, bevor er sie aufklappte. »Let’s roll«, sagte er und hob den Zeigefinger. »And hey ...«
    »Let’s be careful out there«, beendeten beide in albernem Chor den Refrain.
    »Man wird älter«, sagte Chavez und sah dabei unverschämt jung aus.
    Es ging auf sieben, als Hjelms Liste fertig war. Kuno Dagg-feldt und Bernhard Strand-Julén hatten beide der KSSG angehört, der Königlich-schwedischen Segel-Gesellschaft mit Hauptsitz in Saltsjöbaden. Da dieser Gesellschaft offensichtlich jede Menge schwedische Segler angehörten, war sie wohl als interessanter Verbindungsstrang auszuschließen. Interessant hingegen war, dass die Boote der beiden Herren am selben Ort lagen, soweit sie schon zu Wasser gelassen worden waren: in Viggbyholms Yachthafen in Täby, nördlich von Stockholm.
    Beide Männer waren Mitglieder in Viggbyholms Yachtklub. Hjelm fragte sich im stillen, weshalb Strand-Julén sein Boot so weit weg unterbrachte, wo doch Djurgärdens verschiedene Yachthäfen direkt um die Ecke lagen. Wie auch immer, in Hjelms Vormittagsprogramm für den nächsten Tag war ein Besuch in Viggbyholm eingeplant.
    Die beiden Herrschaften hatten auch Golf im selben Klub gespielt, Stockholms Golfklub, dessen Hauptsitz der Golfplatz Kevinge in Danderyd war. Dort hatten sie gespielt, wenn sie in der Stadt waren – dort würde er ebenfalls vorbeischauen müssen.
    Zu guter Letzt waren sie auch noch Mitglieder desselben Ordens gewesen – des Mimerordens. Da er keinen blassen Schimmer vom Ordenswesen hatte, las Hjelm sich vor dem Bildschirm erst einmal gründlich in das Thema ein. Die der Allgemeinheit praktisch vorenthaltenen Ordensaktivitäten fanden unter den höheren Schichten des Landes offensichtlich breiten Zuspruch. Allein die Freimaurerloge hatte fünfundzwanzigtausend Mitglieder in Schweden, verteilt auf hundertfünfundzwanzig Logen im ganzen Land. Nicht einmal nachdem er das gesamte zugängliche Material gesichtet und sich mit Mönchsorden und Militärorden, mit staatlichen und ideellen Orden, mit großen und mit kleinen Orden beschäftigt hatte, nicht einmal nachdem er eine ganze Reihe Ordensgründer vom Mittelalter an aufwärts auswendig gelernt und sich mit den immer komplizierter werdenden Rang- und Beförderungsordnungen auseinandergesetzt hatte, nicht einmal da verstand er, womit die Orden sich tatsächlich beschäftigten. Die eigentliche Tätigkeit war nämlich streng geheim und wurde mit Hilfe merkwürdiger, jahrhundertealter Regelkataloge vor den Einblicken der Allgemeinheit geschützt. Die Quellen deuteten immer wieder an, dass in manchen der hohen Runden obskure Rituale vollzogen wurden. Frauen waren grundsätzlich ausgeschlossen.
    Der Mimerorden war einer der kleinsten und unbekanntesten schwedischen Orden, was

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