Misterioso
Hier haben wir Daggfeldt und hier Strand-Julén. Asteriskus bei beiden. Insgesamt gibt es davon etwa ein Dutzend. Sie können sich wieder setzen, Hjelm.«
Hjelm tat, wie ihm geheißen. Er fühlte sich wie ein Schuljunge. Die Karriereleiter war offensichtlich umgekippt.
»Die Asterisken kennzeichnen die Namen von Männern, die dem Mimerorden nicht mehr angehören.«
»Haben sie ihren Jahresbeitrag nicht bezahlt?«
Wieder ertönte das trommelfelldurchbohrende Lachen.
»Es handelt sich hier um einen Orden, mein Junge, nicht um einen Golfklub. Nein, die Asterisken habe ich aus einem anderen Grund dort hingesetzt. Die Betreffenden haben sich entschlossen, einen Unterorden zum Mimerorden zu gründen, den sogenannten Skidbladnerorden. Vulgär ausgedrückt könnte man sagen, der Orden funktioniert wie eine Tochtergesellschaft, selbständig, aber letztendlich immer der Muttergesellschaft untergeordnet. Man wollte – ohne sich ganz zu lösen – gewisse rituelle Ideen weiterentwickeln, die im Mimerorden, also bei mir, keinen Anklang fanden. Der Gründung des Skidbladnerordens ging kein eigentlicher Streit voraus, das möchte ich noch betonen.«
»Auch keine Kabbeleien auf den Fluren?«
»Hier gibt es weder Flure noch Kabbeleien. Sollte es dennoch wie auch immer geartete Differenzen gegeben haben, sind sie wohl eher auf der persönlichen Ebene anzusiedeln, und diese Ebene interessiert mich, wie gesagt, nicht.«
»Erinnern Sie sich, wer die Abspaltung vor allem betrieben hat?«
»Als man mir das Anliegen vortrug, das dürfte jetzt ungefähr ein halbes Jahr her sein, trugen wir alle Umhänge und Masken. Es war nach einer intensiven Zeremonie. Ich kann nicht sagen, wer das Ganze initiiert hat. Aber ich habe den Vorschlag akzeptiert, schließlich leite ich keine Erziehungsanstalt. Die Satzung schien mir völlig korrekt. Ich habe regelmäßige Berichte verlangt, was die Fortschritte und so weiter betraf; bisher ist dergleichen allerdings noch nicht bei mir eingegangen.«
»Worin besteht der Unterschied zwischen dem Mimerorden und dem Skidbladnerorden? Was sollte da ausgebaut oder weiterentwickelt werden?«
»O nein, so weit locken Sie mich nicht aus den Domänen der Schweigepflicht heraus, Konstapel. Es geht um Details der rituellen Handlungen. Nichts Radikales. Es bestand der Wunsch, gewisse zeremonielle Aspekte weiterzutreiben.«
»Aber eine Liste mit den asterisken versehenen Namen werden Sie mir doch sicher zur Verfügung stellen?« sagte der gnadenlos Degradierte.
Zwei kurze Bewegungen mit dem Zeigefinger, ein Rascheln unter Käseglocke Nummer zwei, dann lüpfte der Wächter des Mimerordens selbige. Darunter spuckte ein Tintenstrahldrucker im Miniformat zwei DIN-A4-Blätter aus.
»Ich setze voraus, dass Sie im Umgang mit diesen Papieren das gleiche Takt- und Feingefühl an den Tag legen, das sie heute unserem Orden gegenüber gezeigt haben, Herr Hjelm. Ich könnte sehr ungehalten werden, wenn die Medien sie in die Finger bekämen.«
»Ich auch«, sagte Hjelm.
Sie erhoben sich beide und gaben einander die Hand.
»Ich danke Ihnen recht herzlich, Wächter«, sagte Hjelm und fügte hinzu: »Nur noch eine kleine Frage. Was richtet man eigentlich aus in so einem Orden?«
»Ausrichten?« fragte Clöwenhielm überrascht. Dann brach es aus ihm heraus.
Die Druckwellen seines Lachens schoben Hjelm die Treppe hinauf und auf die Stallgränd hinaus.
Aprilwetter, dachte Hjelm, als er durch die Rinnsale auf dem Fenster nach draußen schaute. Launisch wie das Schicksal. Die Leute überquerten die Västerlanggatan mit hochgeklappten Mantel- und Jackenkragen und drückten sich an den Hauswänden entlang, wo sie vergeblich Schutz suchten unter Balkons, die es nicht gab. Der Regen peitschte gegen das große Fenster des Cafe Gramunken. Das Licht über dem Tisch glänzte durch Abwesenheit. Hjelm kniff die Augen zusammen und versuchte, die Papiere des Mimerordens zu entziffern. Die Bedienung erschien in einer blendendweißen Schürze und schenkte ihm Kaffee nach. Hjelm nickte zum Dank und ging die Liste weiter durch. Da standen alle privaten und geschäftlichen Anschriften der Brüder des dubiosen Skidbladnerordens. Zwei Adressen lagen in der Altstadt, eine private in der Prästgatan und eine geschäftliche in der Österlanggatan.
Da es erst kurz nach zwölf war, entschied er sich für die Geschäftsadresse, eine Computerfirma. Er konnte nicht warten, bis der Regen nachließ, also stürzte er seinen Kaffee
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