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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Doppelmord, zu dem voraussichtlich noch viele hinzukommen werden. Bald wird Ihre gesamte Klientel ausradiert sein. Ich habe solche Befugnisse, dass selbst die beiden alten Knacker da draußen von Polizeistaat sprechen würden, wüssten sie davon. Verstanden?«
    Sie trabte davon.
    Hjelm war immer wieder verblüfft, wie dicht Alltagssprache und die Sprache der Macht beieinander lagen. Es reichten schon minimale Veränderungen.
    Eine große Kiste mit alten Gästebüchern vor sich herwuchtend, trat er in die plötzlich hervorbrechende Frühlingssonne hinaus. Es war jetzt völlig windstill. Perfektes Golfwetter. Nahm er jedenfalls an.
    Das einzige, was darauf hindeutete, dass er bei der richtigen Adresse war, war ein zur Hälfte abgerissenes, vergilbtes, handgeschriebenes Schild neben dem Klingelknopf: »Mimero«. Der Klingelknopf befand sich zwischen zehn anderen in einem niedrigen, eine halbe Treppe unter Straßenniveau liegenden Hauseingang in der Altstadt. Er drückte den Knopf, und gleich darauf dröhnte durch das rostige Gitter der Gegensprechanlage eine Stentorstimme.
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin. Ich suche nach einem Orden, dem Mimerorden.«
    »Dies ist der Mimerorden. Was wünschen Sie?«
    »Ich bin von der Kriminalpolizei. Es geht um einige Ihrer Mitglieder.«
    »Treten Sie ein.«
    Der Türöffner summte, und Hjelm drückte die abgegriffene Tür auf. Er musste sich ducken, um unter dem Türbalken hindurchzukommen. Der Eingangsbereich war eng und schummrig, die Luft muffig und feucht. Das Gewölbe schien seit dem Mittelalter nicht mehr renoviert worden zu sein. Er versuchte noch, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, als schon ein großer, sehniger älterer Herr, eingehüllt in einen merkwürdig hellvioletten Umhang, durch eine Tür auf ihn zukam. Der Mann streckte ihm die Hand entgegen, und hätte Hjelm sich nicht vorher ein wenig in das Wesen von Orden eingelesen, hätte er sich regelrecht bedroht gefühlt und darauf geachtet, dass er seine Kehle nicht entblößte.
    »Guten Tag«, rief der Alte mit einem Stimmvolumen, das genauso wenig von dieser Welt zu sein schien wie der ganze Mann an sich. »Ich bin David Clöwenhielm, Wächter des Mimerordens.«
    »Paul Hjelm«, sagte Paul Hjelm und drückte Clöwenhielms Hand. Wie erwartet hatte er einen festen Handschlag. »Das ist aber nicht gerade wie bei den Freimaurern, wenn der Vergleich gestattet ist.«
    »Sie haben die inneren Räume noch nicht gesehen«, verkündete David Clöwenhielm. »Und möglicherweise werden Sie sie auch nie zu sehen bekommen. Das hängt ganz von Ihrem Anliegen ab.«
    »Wächter?« hakte Hjelm nach. »Ist das so eine Art Großmeister?«
    »Wir vermeiden die gängigen Titel, weil wir nicht riskieren wollen, dass unser Orden als Ableger der Freimaurer verstanden wird. Wissen Sie übrigens, wer Großmeister bei den Freimaurern ist?«
    Hjelm schüttelte den Kopf.
    »Prinz Bertil«, sagte Clöwenhielm.
    »Lebt der noch?« fragte Hjelm.
    Clöwenhielm gab ein Donnergrollen von sich, das sich erst nach dem zehnten Nachhall als Lachen identifizieren ließ. Offenbar gab es zwischen den beiden Orden gewisse Animositäten.
    »Treten Sie ein, Kommissar.«
    »Danke«, antwortete Hjelm und kam gar nicht auf den Gedanken, ihn zu korrigieren. In diesen Zusammenhängen konnte jede höhere Rangstufe von Nutzen sein.
    Sie stiegen eine lange, gewundene Treppe hinab. Die massiven Wände tropften vor Feuchtigkeit, und die Decke war so niedrig, dass der lange Clöwenhielm, der vor Hjelm herging, sich doppelt zusammenfalten musste. Erleuchtet wurde der Gang von ein paar feuchtigkeitsresistenten Fackeln. Sie gelangten schließlich in einen winzigen Raum, an dessen Wänden Wappenschilde hingen. Die hintere Wand war mit einem schweren samtenen Vorhang verkleidet, vor dem ein gewaltiger Schreibtisch aus Eichenholz stand. Auf dem Schreibtisch thronten zwei Käseglocken; auf der beschlagenen, undurchsichtigen Kunststoffoberfläche bildeten sich ständig neue Tropfen und liefen herunter. Clöwenhielm lüftete eine der beiden Käseglocken und schaltete einen kleinen, absolut modernen Laptop ein, der totale Anachronismus. Dann ließ er sich hinter dem Schreibtisch nieder.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie auf die eine oder andere Weise unsere Mitgliederdatei konsultieren wollen«, dröhnte er. Die Stimme, die oben in der relativen Helligkeit irgendwie fehl am Platze gewirkt hatte, war hier voll in ihrem Element. »Bitte, setzen Sie sich doch,

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