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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Söderledstunnel schwebten.
    Er düste am Hornsgatspuckel auf der rechten und an der Maria Magdalenakirche auf der linken Seite vorbei und hatte schon wieder Rot. Der Wind blies die Leute in merkwürdigen Diagonalen über die Zebrastreifen am Mariatorg. Auf dem Kiesweg vorm Cafe Tivoli spielten zwei Männer Boule, und Hjelm meinte aus dem Augenwinkel zu sehen, wie die schwere Metallkugel von einem Windstoß erfasst wurde und den kleinen Schoßhund einer vorbeigehenden Dame im Kreuz traf.
    Es wurde Grün. Er wechselte auf die linke Spur und merkte zu spät, dass die Ampel an der nächsten Kreuzung schon auf Rot umgesprungen war. Mit quietschenden Reifen bog er in die Timmermansgatan ein.
    Die Tür hatte ein Codeschloss. Er tippte blindwütig auf die Tasten ein. So stand er zwei Minuten da und gab Hunderte zufälliger Zahlenkombinationen ein. Nichts tat sich. Schließlich trat er einen Schritt zurück und fand sich neben einem Mädchen mit Lederjacke und abstehenden schwarzen Haaren wieder, das ihn misstrauisch beäugte.
    »Polizei«, sagte er.
    »Löst ihr so eure Fälle?« fragte sie.
    Er schaute ihr lange hinterher, während sie in Richtung Maria Prästgardsgata davon trabte.
    »Ja«, antwortete er mit Verzögerung und begann erneut, wild auf den Tasten herumzudrücken. Mit einem Mal leuchtete das kleine rote Lämpchen auf, und ein leises Klicken ertönte im Türschloss. Die Nadel im Heuhaufen, dachte er, trat ein, fand den Namen auf der Tafel direkt neben dem Eingang und stieg die vier Stockwerke nach oben.
    Auf der Briefkastenklappe stand Linden. Er klingelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Nach dem vierten Klingeln war drinnen ein Rumpeln zu hören, und gleich darauf streckte ein strohblonder Bursche um die Achtzehn seinen Kopf zur Tür heraus. Der Reißverschluss des Champion-Trainingsanzugs war nachlässig zugezogen, der Körper nur notdürftig bedeckt; die Haare waren wild zerwuselt.
    »Hab ich Sie etwa geweckt?« fragte Paul Hjelm und hielt seinen Dienstausweis hoch. »Sie sind doch Jörgen Lindén?«
    Der Junge nickte und versuchte vergeblich, den Ausweis zu fixieren, der vor seinen Augen auf und ab hüpfte.
    »Worum geht’s?« fragte er mit belegter Stimme.
    »Massenmord«, sagte Hjelm und schob sich an ihm vorbei in die Wohnung.
    »Was sagen Sie da?« Der Junge folgte ihm, wobei er die Trainingsjacke in die Hose steckte. Auf dem Sofa in einem der beiden Zimmer lag eine zusammengeknüllte Wolldecke, neben dem Sofa ein Haufen Kleider. Das Bett im zweiten Zimmer war pedantisch gemacht. Zwei Seiten ein und derselben Münze, dachte Hjelm klischeehaft und öffnete das Fenster, um aus dem aufgeräumten Hinterhof, wo junge Bäume und ein paar Holzbänke standen, ein wenig Luft hereinzulassen.
    »Es ist ein Uhr«, sagte er. »Schlafen Sie immer so lange?«
    »Es kommt drauf an. Es ist gestern ein wenig spät geworden.«
    »Was arbeiten Sie?«
    Linden faltete die Wolldecke zusammen und setzte sich aufs Sofa.
    »Ich bin arbeitslos.«
    »Sie lassen es sich aber gut gehen von Ihrem Arbeitslosengeld.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich nehme an, dass Sie heute noch keine Zeitung gelesen haben?«
    »Stimmt.«
    »Bernhard Strand-Julén ist ermordet worden.«
    Jörgen Lindén war seiner Jugend zum Trotz das im Umgang mit der Polizei routinierteste Gegenüber, dem Hjelm im Laufe des Tages begegnet war. Es gelang ihm, den Ausdruck vager, unschuldiger Verwirrtheit beizubehalten. Sein Blick wurde möglicherweise einen Tick klarer. In seinem Kopf fing es an zu arbeiten.
    »Wer?« fragte er.
    »Bernhard Strand-Julén, Sie wissen schon.«
    »Nein, ich weiß nicht.«
    Hjelm zog die Postkarte mit dem höchst virilen Dionysos aus der Tasche seiner Jeansjacke und hielt sie hoch.
    »Ordentliche Latte, was?«
    Linden betrachtete die Karte wortlos.
    Hjelm fuhr fort: »Ist das Ihr Markenzeichen oder so was? Marketing? Verteilen Sie diese Karten in der U-Bahn?«
    Linden sagte immer noch nichts. Er sah aus dem Fenster, wo der Sturm die tiefhängenden Kumuluswolken regelrecht vorbeipeitschte. Hjelm ließ nicht locker.
    »Drehen wir den Spieß einfach mal um, und was entdecken wir da? ›Wir gehen jetzt, Du kannst jederzeit anrufen.‹ Und dann die Nummer von diesem und keinem anderen Telefon.« Hjelm zeigte auf die Halterung des schnurlosen Telefons an der Wand gleich neben dem Fenster. »Und was ist das? Das war noch nicht alles. Ein kurzes PS: ›Du bist der größte Bock von allen‹. Ich bin sicher, dass ein Schriftvergleich mit dem

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