Misterioso
Alarmgerät. Drücken Sie den Knopf, und wir sind in einer Sekunde da.«
Norlander steckte das kleine Kästchen mit dem roten Druckknopf ein.
»Schauen Sie so wenig wie möglich zu uns herein. Je weniger Sie wissen, desto besser. Auf diese Weise können eventuelle Beschwerden direkt an die Leitung der Reichspolizei gerichtet werden. Das ist das beste.«
Sie schlössen ihm die Tür auf. Ein Tisch, zwei Stühle, gepolsterte Wände. Sonst nichts. Auf einem der beiden Stühle saß ein schmächtiger Mann in Häftlingskluft, spitzes Gesicht, schmaler Bizeps. Sehnige, zähe Seglermuskeln, dachte Norlander und schätzte die mögliche Widerstandskraft ab – die jedenfalls nicht im Körper steckte. Der Mann erhob sich und begrüßte ihn wohlerzogen.
»How do you do, Sir?«
»Very brilliant, please«, antwortete Norlander, legte Notizblock und Stift auf den Tisch und setzte sich. »Sit down, thank you. «
In diesem Stil trieb er die Konversation in holprigem Englisch voran.
»Kommen wir direkt zur Sache, Herr Alexej Pesjkov. In einem heftigen Wintersturm haben Sie und Ihre Besatzung wenige hundert Meter vor der gotländischen Ostküste einhundertzwölf iranische, kurdische und indische Flüchtlinge auf zwei Gummirettungsinseln zu Wasser gelassen, bevor Sie sich mit dem Fischkutter auf den Weg zurück nach Tallinn gemacht haben. Die schwedische Küstenwache konnte Ihr Boot gerade noch stoppen, ehe es die schwedischen Territorialgewässer verließ.«
»Very straight to the point«, sagte Pesjkov.
Da Ironie nicht Norlanders Stärke war, fiel seine folgende Imitation von Hultins unterkühlter Art etwas ruppig aus.
»Ich brauche Informationen über die Serie von Morden, die in der vergangenen Woche in Stockholm an schwedischen Geschäftsleuten begangen wurden.«
Alexej Pesjkov klappte buchstäblich das Kinn herunter. Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang, den Mund wieder zu schließen.
»Y OU must be joking!«
»I am not joking!« sagte Norlander. »Wenn Sie mir nicht die Information liefern, die ich verlange, habe ich die Befugnis, Sie auf der Stelle zu töten. Ich bin speziell für solche Fälle ausgebildet. Verstanden?«
»I’m not buying this«, sagte Pesjkov mit einem Blick auf Norlanders Leibesfülle, wenngleich der Ausdruck in seinem Gesicht ob Norlanders absoluter und eiskalter Zielstrebigkeit eher unschlüssig war.
Norlander lud nach: »Wir wissen, dass Sie einem russischestnischen Verbrecherclan unter einem gewissen Victor X angehören und dass zwei Alkoholschmuggler, die sich Igor und Igor nennen, ebenfalls zu dieser Gruppe gehören. Korrekt?«
Pesjkov schwieg, aber sein Blick war jetzt hellwach.
»Korrekt?« fragte Norlander ein zweites Mal.
Immer noch Schweigen.
»Dieser Raum ist schallgedämpft. Nichts von dem, was hier drinnen passiert, wird draußen zu hören sein. Meine Befugnisse von allerhöchster Stelle sind unbegrenzt. Ich möchte, dass Sie das wissen und gründlich nachdenken, ehe Sie antworten. Von Ihrer nächsten Antwort hängt Ihre Gesundheit ab.«
Pesjkov schloss die Augen. Er hielt das für einen Traum. Dieser hier war ein völlig anderes Kaliber als die gutmütigen schwedischen Polizisten, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Vielleicht hatte er das Unerhörte in Norlanders Augen aufblitzen sehen, wie bei einem Menschen, der mit einem Fuß die absolute Grenze überschritten hat und nicht mehr umkehren kann. Vielleicht hatte er dieses Aufblitzen auch früher schon gesehen.
»Das ist ein demokratisches Land«, sagte er vorsichtig.
»Natürlich«, erwiderte Norlander. »Und das wird es auch bleiben. Aber jede Demokratie muss sich hin und wieder mit undemokratischen Mitteln zur Wehr setzen. Jede Art von Verteidigung ist an sich undemokratisch. Das wird bei dieser Gelegenheit sehr deutlich.«
»Ich sitze jetzt seit zwei Monaten hier. Ich weiß absolut nichts von einer Mordserie in Stockholm. Das kann ich beschwören.«
»Victor X? Igor und Igor?« hakte Norlander nach. Ihm war bewusst, dass es wichtig war, den scharfen Ton durchzuhalten.
Alexej Pesjkov überschlug das Risiko. Norlander sah genau, dass er über seinen Tod und eine Möglichkeit nachdachte, ihn so lange wie möglich hinauszuzögern. Er ließ ihm Zeit, nutzte allerdings die Gelegenheit, die Dienstwaffe in seiner Jackentasche zu entsichern. Das Klicken hallte regelrecht von den Wänden wider. Pesjkov holte tief Luft.
»Ich bin all die Jahre des Kommunismus hindurch als Seemann auf internationalen Routen gefahren.
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