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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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seit Menschengedenken nicht mehr gesehen hatte, und fuhr los.
    Als erstes hielt er vor einem griechischen Restaurant in der Altstadt. Er führte ein Telefonat, aß eine große Portion Moussaka und trank ein Bier. Das Ganze dauerte ungefähr eine Stunde. Norlander saß währenddessen frierend und mit knurrendem Magen in seinem Auto. Die Dämmerung verschluckte den letzten Rest Licht über Tallinn.
    Endlich kam Hellat aus dem Restaurant und setzte sich in seinen absurden Amazon, der kaum auf eine Topstellung innerhalb der Mafia schließen ließ. Er verließ Tallinn und fuhr in südwestlicher Richtung nach Keila, einer kleinen Stadt. Dort ging er in die Bahnhofsgaststätte, führte ein weiteres Telefongespräch und bestellte noch ein Bier. Norlander konnte ihn die ganze Zeit durchs Fenster beobachten. Schließlich kam er zu seinem Wagen zurück, bog auf die Landstraße ab und fuhr wieder zurück nach Tallinn. Gegen elf erreichte er, Norlanders Miet-Skoda dicht hinter ihm, die estnische Hauptstadt. Er fuhr wieder in die Altstadt, bog in die weniger erleuchteten Viertel ab und parkte vor einem heruntergekommenen, abbruchreifen Haus, das unbewohnt wirkte. Kein Auto weit und breit, keine Menschenseele in den schäbigen Gassen.
    Mafialand, dachte Norlander, als er Hellat in dem verfallenen Haus verschwinden sah. Er entsicherte seine Pistole und steckte sie zurück ins Schulterhalfter. Danach zog er die kleinere Pistole aus dem Hosenbund, entsicherte auch sie und schob sie zurück. Zum Schluss vergewisserte er sich, dass das Jagdmesser, das er in einem Gurt ums Schienbein befestigt hatte, für ihn leicht zu erreichen war.
    Das Blut jagte wild durch seine Adern.
    Viggo Norlanders Augenblick war gekommen.
    Viggo Viking.
    Er betrat das Haus mit erhobener Dienstpistole. Über sich hörte er Arvo Hellat die morsche Treppe hochlaufen und nach wenigen Schritten hinter einer Tür verschwinden. Plötzlich war es vollkommen still.
    Norlander schlich geräuschlos nach oben, die Stufen knarrten nicht ein einziges Mal. In der zweiten Etage gab es drei Türen, eine unmittelbar neben der Treppe, eine am Ende des Flurs und eine fünf Schritte entfernt. Er schlich lautlos zu der letzten. Sie war abgeschlossen.
    Viggo Norlander holte tief Luft, trat mit aller Kraft gegen das Türblatt und stürmte mit gezogener Waffe in den Raum.
    Acht Mann standen im Licht vor der Wand aufgereiht und richteten ihre Maschinenpistolen auf ihn.
    »Lassen Sie Ihre Waffe fallen«, sagte eine estnisch-schwedische Stimme aus dem abgedunkelten Teil des Raums.
    Dort stand ein Schreibtisch. Dahinter saßen zwei Männer. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. Auf dem Schreibtisch saß Hellat und grinste höhnisch. Norlander zielte auf ihn.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, oder Sie sind tot«, ließ sich die Stimme wieder vernehmen. Das war nicht Hellat. Hellat saß nur da und grinste. »Eine Sekunde«, sagte die Stimme.
    Norlander ließ die Waffe fallen.
    So überrumpelt hatte er sich noch nie gefühlt.
    Hellat kam zu ihm und stellte den Rest seines Waffenarsenals sicher, wobei er leise den Kopf schüttelte. Danach setzte er sich wieder auf den Schreibtisch und baumelte mit den Beinen.
    »Es dauert eine Weile, die Truppe zusammenzutrommeln«, sagte die Stimme aus dem Off. Norlander ging auf, dass sie von einem der beiden Männer hinter dem Schreibtisch stammte. »Und ein passendes Lokal zu finden. Deshalb haben wir Arvo auf eine kleine Reise nach Keila geschickt, während wir die nötigen Vorbereitungen getroffen haben. Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier treiben? Ist das eine private Vendetta, oder was?«
    Norlander rührte sich nicht. Er war wie von einer Eisschicht überzogen.
    »Ich möchte Sie dringend auffordern, uns zu erzählen, was Sie hier treiben«, beharrte die Stimme höflich, bewegte sich ins Licht und materialisierte sich zu einem massigen Körper und einem runden, schnurrbärtigen Gesicht mit freundlichem Lächeln.
    »Juri Maarja«, presste Norlander mit Mühe hervor.
    Juri Maarja stellte sich vor ihn, klopfte ihm leicht auf den Bauch, strich ihm über die Glatze und musterte ihn forschend.
    »Interessant«, sagte er. »Interessante Person für eine Vendetta.«
    Danach sagte Maarja etwas auf russisch und bekam eine genuschelte Antwort von dem zweiten Mann, der hinter dem Schreibtisch sitzen geblieben war.
    »Erzählen Sie alles, was Sie wissen, und alles, was Sie zu wissen glauben«, sagte Maarja, immer noch sehr freundlich. Aber Norlander erkannte

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