Mit 16 tanzt man in das Leben
aus zu verfolgen, was weiter geschah.
Leider kamen sie nicht auf die Veranda, das Gespräch fand drinnen statt. Sicher bot ihnen Luischen erst mal etwas zu Trinken an. Markus und Fips traten unruhig von einem Bein auf das andere und hielten sich stöhnend die Bäuche, so sehr bangten sie um das Schicksal ihres neuen Genossen.
„Bringt Hermann in euer Zimmer“, schlug Katja vor, „damit er sie nicht noch mal ankläfft. Und dann tragt schon mal das Gepäck rein. Guten Eindruck machen - davon hängt jetzt alles ab!“
„Was für ein Aufstand!“ schimpfte Celia. „Und alles wegen so einem blöden Köter!“ Dabei brachte sie vor Aufregung kaum die Zähne auseinander. „He! Seht mal da! Klaus gibt uns das Zeichen!“
Klaus war auf die Veranda hinausgetreten und schwenkte ein weißes Taschentuch. Wie der Blitz rasten die vier Geschwister aus dem Haus, griffen Hermann im Vorüberlaufen am Halsband und zerrten ihn mit sich. Kurz darauf standen sie vor ihren Eltern, nach Atem ringend und rot vor Verlegenheit. Mami und Papi saßen mit Luischen und Onkel Edi, dem Vater von Klaus, auf dem Sofa und tranken Wein. Saßen einfach so da und lächelten und sagten kein Wort. Zum Verrücktwerden.
Markus schaute Fips an, und Fips schaute verzweifelt auf Markus. Katja versuchte in Luischens Augen zu lesen, aber Luischen blickte verzückt auf Hermann. Onkel Edi grinste in die Gegend und amüsierte sich königlich.
Da schritt Hermann zur Tat. Er tapste vorwärts, schnupperte kurz an Papi und untersuchte dann Mami gründlich. Nachdem er mit seiner feuchten Nase Mami von oben bis unten geprüft hatte, machte er einen unerwarteten Satz und legte sich ihr auf den Schoß wie ein zu groß geratenes Baby. Mami strich ihm verwirrt über den Kopf und betrachtete stirnrunzelnd das struppige schwarzbraune Bündel in ihren Armen.
„Warum eigentlich ausgerechnet Hermann?“ fragte sie.
„Weil wir das schön finden“, erklärte Markus.
„Hermann ist ein prima Name“, bestätigte Fips.
„Armer Hermann“, sagte Mami. „Aber mich hat auch keiner gefragt, ob mir mein Name gefällt. Trag es mit Fassung.“
Als sie eine Stunde später in ausgelassener Stimmung das Haus betraten, erleichtert über den guten Ausgang und beschwingt von dem Wein, den Luischen zur Feier von Hermanns Einzug spendiert hatte, klingelte das Telefon. Celia stürzte an den Apparat, da neunzig Prozent aller Gespräche ohnehin für sie waren. Aber diesmal hatte sie sich getäuscht.
„Für dich, Katja!“ rief sie. „Superstar ist am Telefon.“
„Superstar?“
„Janos Thöldy.“
Katja griff hastig zum Hörer und meldete sich.
„Wo steckst du denn!“ beklagte sich Janos. „Seit einer Stunde versuche ich dich zu erreichen!“
„Ich bin so beschäftigt“, kicherte Katja, „ich habe gestern ein Kind gekriegt...“
„Bist du beschwipst?“
„Nein, im Ernst - du glaubst nicht, was ich seit gestern mitgemacht habe!“
„Schade, ich wollte dir gerade einen Vorschlag machen.“
„Einen Vorschlag? Schieß los, eh ich vor Spannung platze -hast du eine Rolle für mich?“
„Das nicht. Aber es gibt hier in der Stadt seit einigen Monaten eine Schule für zukünftige Show-Stars, Musical, Fernsehen und so. Man hat mich gebeten, zweimal in der Woche dort Jazz-Tanz zu unterrichten. Hast du nicht Lust mitzumachen?“
„Das fragst du noch? Und ob! Aber das ist doch sicher sehr teuer? Ob das meine Eltern erlauben..."
„Laß das meine Sorge sein. Ich nehme dich als so eine Art Assistentin mit. Oder sagen wir - Volontärin. Verstehst du: Ich möchte jemanden dabeihaben, der schon eine Weile bei mir gearbeitet hat. Du glaubst nicht, was da für Typen aufkreuzen! Keine Ahnung vom Tanzen! Schlagersänger, Schauspielschüler oder Leute, die sich für wer weiß wie begabt halten und glauben, sie würden dort entdeckt. Wenn du dabei bist, haben sie jemanden, von dem sie sich was abgucken können...“
„Wenn du mich jetzt sehen könntest, würdest du entdecken, daß ich vor Stolz und Einbildung ganz rot geworden bin.“
„Das werde ich dir im Training sehr schnell wieder austreiben, verlaß dich drauf.“
„Sag mal - kann Petra nicht auch mitmachen?“
„Wenn sie Lust hat? Warum nicht?“
Die Papageien-Insel
Eigentlich hatte Petra keine Lust. Aber nachdem Katja sie auf einen langen Spaziergang mitgeschleppt hatte, in dessen Verlauf sie ihr eine Moralpredigt erster Ordnung gehalten hatte, in der viel von überflüssigen Pfunden die Rede gewesen war,
Weitere Kostenlose Bücher