Mit 16 tanzt man in das Leben
Pekinesendame. Sie hielt sich stöhnend abwechselnd Arme, Beine und Po und wankte in die Garderobe, wo sie sich in ihren Nerz hüllte und eine weitere Dosis Parfüm zu sich nahm. Janos bat Petra, sich um sie zu kümmern und ihr zu empfehlen, es doch lieber erst mal mit Einzelunterricht zu versuchen.
Es war schon dunkel, als Katja zu Hause ankam. Als sie das Gartentor öffnete, löste sich aus dem Schatten der Garagenwand eine Gestalt. Katja erschrak. Aber dann erkannte sie Klaus.
„Darf man wissen, wo du jetzt herkommst?“ erkundigte er sich mit schlechtgespielter Gleichgültigkeit.
„Wieso — hat dir das Mami nicht gesagt? Ich habe bei Janos trainiert..., das heißt, er hat mich gebeten, ihm in seinem neuen Kurs zu assistieren.“
„Ah ja. Das erklärt natürlich vieles. Zum Beispiel, daß du dich offensichtlich nicht daran erinnert hast, daß wir heute verabredet waren.“
„Heute doch nicht! Ich denke morgen, am Mittwoch!“
„Am vierzehnten - und das ist heute.“
„Ist das so wichtig?“
„Es war wichtig. Es hatte eine besondere Bedeutung. Aber das ist jetzt vorbei.“
„Was ist mir dir los? Du bist so komisch!“
„Nichts. Vergiß es. Wie war’s denn - beim großen Janos?“
„Einfach irre! Du kannst dir nicht vorstellen, was da für Typen hinkommen. Du fühlst dich wie...wie auf einer Papageien-Insel! Eine Aufmachung sage ich dir, die letzten Heuler! Und keine Ahnung vom Tanzen „Das ist natürlich schlimm. Untermenschen, Mißgeburten, wenn sie nichts vom Tanzen verstehen...“ “
„Willst du mich auf den Arm nehmen?“
„Hab ich nicht recht? Wer nichts vom Tanzen versteht, ist bei dir doch unten durch!“
„Blödsinn!“
„Ich weiß nicht...“ “
„Du hättest dich schiefgelacht, ehrlich!“ erzählte Katja begeistert. „Da war eine Schlagersängerin mit einer Figur wie ein Bierwagenpferd, die kriegte einfach kein Gefühl für den Takt. Kapiert hat sie’s schon, aber die Beine kamen einfach nicht so schnell mit. Mann, die habe ich herumkutschiert wie eine mit Sand beladene Schubkarre! Und dann dieser Billy mit der Roßhaarmatratze auf dem Kopf...“
„Entschuldige mich, ich bin müde“, sagte Klaus brüsk und wandte sich ab. „Gute Nacht.“
Achtung Aufnahme! Bitte Ruhe!
Das Gespräch mit Klaus beschäftigte Katja noch eine ganze Weile. Was war mit ihm los? Warum zog er sich plötzlich von ihr zurück? Hatte sie ihn beleidigt? Sie waren doch immer so gute Kameraden gewesen, zwischen ihnen hatte es keine Probleme gegeben. Und nun?
Und dann: was hatte es zu bedeuten, mit diesem Vierzehnten? Sein Geburtstag war es nicht, der war doch..., Moment mal, irgendwann im November, in zwei oder drei Wochen. Sie mußte Luischen bei Gelegenheit fragen. Oder nein, in ihrem Taschenkalender hatte sie sich das Datum notiert..., aber wo steckte der?
Katja kramte in ihrem Schreibtisch und förderte zwischen Zeitungsausschnitten und einem angefangenen Brief an die Großmutter den zerfledderten Kalender zutage. Nein, das durfte nicht wahr sein! Der vierzehnte Oktober war rot angestrichen und dahinter stand - kaum zu entziffern - Klaus Geb. Verdammter Mist! Wie hatte ihr das nur passieren können! Aber warum hatte er auch kein Wort von seinem Geburtstag gesagt! Wenn er sie zum Geburtstagskaffee einladen wollte, hätte er das ja erwähnen können! Statt dessen hatte er etwas gemurmelt von „möchte den Nachmittag des Vierzehnten mit dir verbringen“ und „zu zweit bummeln gehen“. Wer dachte da schon an Geburtstag!
Nun ja, passiert war passiert. Sie mußte sich bei ihm entschuldigen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. Vielleicht fand sie ein originelles Geschenk oder eine lustige Karte. Irgendwas würde ihr schon einfallen.
Aber Klaus blieb verschwunden. Wann immer sie drüben klingelte und nach ihm fragte, war er nicht da oder hatte
Besuch und wollte nicht gestört werden. Auf dem Schulhof ließ er sich nicht blicken oder war so von Freunden umringt, daß sie nicht mit ihm sprechen konnte. Überhaupt schien er jetzt ständig mit anderen zusammen zu sein. Und wenn sie sich begegneten, tat er so, als ob sie sich kaum kannten.
Sein Problem, dachte Katja. Wenn er unbedingt schmollen will - es wird ihm schon langweilig werden. Sie war viel zu beschäftigt mit den Trainingsstunden bei Janos, als daß sie Zeit gehabt hätte, lange darüber nachzudenken.
Eines Tages erwischte sie ihn doch. Sie kamen zur gleichen Zeit aus der Haustür und standen sich plötzlich gegenüber. Klaus
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