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Mit 16 tanzt man in das Leben

Mit 16 tanzt man in das Leben

Titel: Mit 16 tanzt man in das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Katja und Bert, „aus dem Hintergrund, schnappt dir übermütig das Glas weg und tanzt weiter. Du schaust ihnen lachend nach...dann, groß zur Kamera, sagst du deinen Text. Okay? Das probieren wir jetzt.“ Katja und Bert stellten sich in ihre Anfangsposition.
    „Und - Tänzer ab! Los, tanzt, Kinder, genau wie vorhin! Ja -jetzt - Flasche nehmen - eingießen - und jetzt müßt ihr schon da sein, sonst laßt ihr sie verhungern. Also, bitte, noch mal von vorn.“
    Beim drittenmal hatten Katja und Bert kapiert, bei welchem Schritt sie den Tanz unterbrechen mußten. Sie stürmten nach vorn, griffen zu zweit nach dem Glas, tranken abwechselnd daraus, während sie bereits weitertanzten.
    „Großartig“, lobte der Regisseur, „ich habe es hier offensichtlich mit Profis zu tun. Genauso macht ihr das nachher, aber natürlich doppelt so strahlend und übermütig. So...“, wandte er sich an die Blonde, „und jetzt deinen Text.“
    Die Blonde schaute Katja und Bert nach, lachte verkrampft auf und sagte neckisch zur Kamera: „Ja Freunde, so eine Bombenstimmung bringt nur Pinky — die Super-Fruchtige herrlich Frische prickelnd Herbe mit dem...mit dem...“
    „... intensiven Aroma exotischer Gewürze“, half der Regieassistent weiter, der wie ein Schatten hinter dem Regisseur stand.
    „... mit dem intensiven Aroma exotischer Gewürze! Holen Sie sich Pinky in der großen Superflasche zum Minipreis - und ihre nächste Party wird ein Super..., ein Pinky-Erfolg! Pinky!“
    „Uff!“ stöhnte Petra leise. „Wetten, daß das ein langer Abend wird?“
    Der Regisseur hatte schmerzlich das Gesicht verzogen, jetzt nahm er die Blonde bei der Hand und zog sie in den Hintergrund.
    „Wir werden das noch mal Wort für Wort durchgehen, das muß alles viel lockerer, selbstverständlicher kommen - und strahlend! Du bist absolut high, Mädchen, so eine dufte Party hat’s bei dir noch nie gegeben, verstehst du?“
    „Können wir einrichten?“ kam eine Stimme aus dem Hintergrund.
    „Ja.“
    Um Katja herum entstand emsige Geschäftigkeit. Scheinwerfer wurden gerichtet, Zeichen auf den Boden geklebt, zusammen mit ihrem Partner mußte sie in Zeitlupe jeden ihrer Schritte vorführen.
    „Paßt auf, daß ihr nicht über diese Linie kommt. Mit dem Kopf nicht höher als so. Dort nicht zu weit links, sonst seid ihr aus dem Bild. Hier müßt ihr stoppen, keinen Zentimeter weiter vor, klar? Wir legen euch einen Sandsack hin. Nein, das geht auch nicht, ihr seid zu weit auseinander. Enger tanzen, so nah wie möglich zusammen, sonst ist einer aus dem Bild! Wenn ihr nach dem Glas greift: die Hände genau in diese Höhe! Könnt ihr euch das merken? Die Hände sind groß im Bild...das muß genau stimmen...“
    So ging es noch eine Weile weiter. Zum Schluß war der Boden mit Zeichen bedeckt, die sie nicht sehen konnten, weil sie nicht hinunterschauen durften, und jeder mußte sich eine ganze Litanei von technischen Anweisungen merken.
    Das gleiche geschah mit der Hauptdarstellerin. Und da sie zusätzlich ihren Text sprechen mußte, bei dem sie sich immer wieder verhedderte, dauerte es doppelt so lange. Die fröhlich zechenden Herren am Rande störten die Konzentration, wurden aber von niemandem zur Ordnung gerufen.
    „Wer ist das eigentlich?“ erkundigte sich Petra schließlich leise bei dem zweiten Aufnahmeleiter, der sich als Detlev Möller vorgestellt hatte.
    „Das sind die Kunden“, antwortete Detlev mit einem kellertiefen Seufzer. „Zwei von der Werbeagentur und drei von der Herstellerfirma. “
    „Ach, drum.“
    „Alle Darsteller drehfertig?“ rief der Regieassistent. „Wir können.“
    „Moment.“ Waltraud ging mit einer Puderquaste von einem zum anderen und tupfte glänzende Nasen und Stirnen ab. „Fertig.“
    „Und jetzt, Kinder...“, schrie der Regisseur, „Stimmung! Ihr seid auf einer tollen Party! Aber alles möglichst leise, damit wir den Text der Dame hier vorn verstehen können. Wenn ich sage: Action! dann fangt ihr an. Kamera ab!“
    „Kamera läuft...“, kam es dumpf hinter dem schwarzen Ungetüm hervor.
    „Ton ab!“
    „Ton läuft.“
    Ein Bühnenarbeiter stellte sich mit der Filmklappe vor das Objektiv, brüllte „Pinky eins, die erste!“ und schlug die Klappe so heftig zusammen, daß eine Kreidewolke das Bild verhüllte. „Action!“ rief der Regisseur.
    „Halt!“ brüllte Herr Schiller aus dem Hintergrund. „Die haben ja noch nichts in den Gläsern!“
    „Stoooop!“ brüllte nun auch der Regisseur.

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