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Mit 80 000 Fragen um die Welt

Mit 80 000 Fragen um die Welt

Titel: Mit 80 000 Fragen um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Gastmann
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den Täter. Das ist falsch.»
    «Und wie feiern Sie den Nationaltag?»
    «Sie meinen den Australia Day? Das ist kein Tag zum Feiern. Es ist der Tag einer der größten Invasionen der Weltgeschichte.»
    Seit ein paar Jahren gibt es neben dem Australia Day noch einen zweiten – nichtamtlichen – Feiertag, den «National Sorry Day». Aber ein Sorry ist manchmal zu wenig.

KAPITEL 19
«WIE SCHÖN IST PANAMA?»
    DIE ERBEN DER ANANAS
    Was ist eigentlich schön? Manche finden Ed-Hardy- T-Shirts schön. Ich mag Kuckucksuhren. Und hin und wieder gefällt uns etwas, das wir wenig später gar nicht mehr schön finden.
    «Scheiß Tigerente!» Mit diesen unschönen Worten schockierte Janosch vor kurzem Millionen Mädchen und Jungs, die gerade eine Tigerenten-Tasse, einen Tigerenten-Ranzen oder ein Tigerenten-Fahrrad geschenkt bekommen hatten. Er setzte sogar noch eins drauf: «Ich halte die Tigerente für Kitsch! Ich hab die eigentlich aus Hohn darein gemalt, weil da Platz war!» Und überhaupt: Er habe all seine Bücher im Suff geschrieben und könne auch nur etwas Anständiges zeichnen, wenn er besoffen sei.
    Es ist nicht überliefert, was Janosch gesoffen hat, als er «Oh, wie schön ist Panama» schrieb. Aber es muss verdammt gutes Zeug gewesen sein, denn dieses Buch machte ihn und auch Panama über Nacht berühmt. «Keine Sau» habe Panama gekannt, und aus Dankbarkeit sei ihm dort sogar der allerhöchste Orden des Landes verliehen worden. Janosch nennt ihn einen «Faschingsorden» und bedauert, dass er nur aus Blech ist. Wäre er aus Gold, dann hätte er ihn wenigstens verkaufen können.
    Was für eine seltsame Geschichte: Bär und Tiger leben in einer glücklichen, allerdings vermutlich platonischen Beziehung in einem hübschen Häuschen am Fluss. Statt Sex haben die beiden ein anderes Hobby: Angeln. Irgendwannfischt Bär eine Holzkiste aus dem Wasser – «Panama» steht darauf gedruckt. Sie ist leer, aber riecht so verheißungsvoll nach Bananen, dass Bär und Tiger glauben, Panama müsse das schönste Land der Welt sein. Die beiden verlassen ihre Fischerhütte, machen sich auf den Weg nach Panama und kommen niemals an.
    Bär und Tiger können heilfroh sein, dass sie es nie bis ins Hotel Roma Plaza geschafft haben. Der Betonbunker im Rotlichtviertel von Panama City könnte auch in Bagdad oder Kabul stehen. Und mein Zimmer? Der Boden besteht aus braunen Kacheln. Viele haben Risse, manche sind halb herausgebrochen. Die Wände sind unverputzt, die dünne Matratze in meinem Stahlbett ist noch in Folie eingeschweißt. Im Bad ragen Kabel und fettverschmierte Lichtschalter aus der Wand, im Waschbecken hat mein Vorgänger vermutlich einen schwarzen Hund geduscht.
    An der Klimaanlage ließen schon andere ihren Frust ab, die Lamellen sind von beherzten Faustschlägen und Stuhlhieben eingedrückt. Das Gerät dröhnt wesentlich lauter als das Flugzeug, mit dem ich hierhergeflogen bin.
    Mit Stöpseln in den Ohren, Kissen auf dem Gesicht und drei Bier im Kopf reist mein Körper irgendwann ins Land der Träume. Wenig später stehe ich senkrecht im Bett. Schlafe ich in einer Disco? Ich ziehe die dreckigen Vorhänge zur Seite und sehe den Rücklichtern des «Rumba Bus Panama» nach, ein alter amerikanischer Schulbus, der zu einem rollenden Tanzschuppen für einhundert Leute umgebaut wurde. Er donnert alle halbe Stunde am Hotel vorbei. Oh, wie schön wäre es manchmal, mit einem Raketenwerfer zu reisen. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass mein Gepäck in Caracas hängengeblieben ist?
    Am nächsten Morgen telefoniere ich mit der Fluggesellschaft.Die gute Nachricht: Copa Airlines hat angeblich alle Gepäckstücke gefunden und will sie noch heute vorbeibringen. Die schlechte: An der Rezeption sagen sie, das klappt niemals.
Vamos a ver
– wir werden sehen.
    Also in alten Unterhosen in die Altstadt. Casco Viejo – mein Gott, hier ist Panama wirklich zum Niederknien schön. Ich wünschte, auch meine Heimatstadt Osnabrück wäre von den Spaniern kolonialisiert worden. Sicher, meine Vorfahren hätten nichts zu lachen gehabt, aber vielleicht gäbe es in der niedersächsischen Provinz heute auch diese Prachtbauten mit stuckverzierten Fassaden, kleinen Bögen, Türmchen und Balustraden. Kolonialarchitektur. Die Altstadt von Panama City erstreckt sich auf einer kleinen Landzunge in den Pazifik. Der mächtige Präsidentenpalast in den Farben Ocker und Weiß, die Plaza de Francia direkt am Meer, die strahlenden Türme der Iglesia Catedral am Plaza de

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