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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Kroll
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meinen letzten Pullover, der Verkäufer hielt uns für ein Pärchen, so wie er geguckt hat.“
    Den Verdacht hatte ich an der Kasse ebenfalls, vor allem als ich den Einkauf für uns beide bezahlt habe. Der lange Blick, den der Verkäufer Jannik zugeworfen hat, war eindeutig neidischer Natur, was nicht nur mich amüsiert hat. So störrisch und kindisch Jannik sich manchmal auch benimmt, je länger ich mit ihm unterwegs bin, umso leichter fällt mir der Umgang mit ihm. Was ich davon halten soll, da bin ich mir allerdings noch nicht sicher.
    „Was ist dir wichtig?“
    „Hm?“ Was meint er?
    „Na Schuhe und Klamotten sind es offenbar nicht“, antwortet Jannik und da weiß ich, worauf er hinaus will. Ich bin im Laden nicht weiter darauf eingegangen, aber scheinbar interessiert es ihn wirklich.
    „Waffen und Technik“, erkläre ich Jannik daher und zucke mit den Schultern, als er mich fragend ansieht. „Alles, was für die Erfüllung meines Jobs notwendig ist.“
    Jannik überlegt kurz. „Wie viel kostet eines deiner Messer?“
    „Kommt darauf an...“
    „Worauf?“
    „Das Material, den Härtegrad, die gewünschte Länge der Klinge, das Schleifen, ob die Klinge ein oder zweischneidig sein soll...“
    „Wow. Stopp“, unterbricht er mich erstaunt und schüttelt grinsend den Kopf, als ich ihn fragend ansehe. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Bleiben wir für Doofe wie mich beim Preis. Wie viele deiner üblichen Messer würdest du für die fünfhundert Dollar kriegen, die du mir als Limit gesetzt hast?“
    Das ist leicht zu beantworten. „Vier.“
    „So günstig sind die?“, wundert er sich und ich muss grinsen.
    Was hat er erwartet. Eintausend Dollar? Zehntausend? Nicht, dass es nicht möglich wäre, aber das halte ich für Geldverschwendung. „Es sind keine Spezialanfertigungen, die wären teurer.“
    Jannik nickt verstehend. „Nenn' mir ein Beispiel.“
    „Weißt du, was ein Katana ist?“
    „Sicher. Das japanische Langschwert der Samurai.“
    Jetzt nicke ich. „Für ein gutes Katana solltest du mehrere tausend Dollar einplanen. Das kannst du auch für Messer, musst es aber nicht. Es kommt immer darauf an, wonach du suchst, woher du es bekommst und vor allem, was du bereit bist auszugeben. Ein Preislimit nach oben gibt es bei Messern und Schwertern nicht.“
    „Warum nimmst du die günstigen?“
    Ich sehe ihn verdutzt an. „Warum nicht?“
    „Du magst doch Messer“, wirft er ein und ist irritiert, was mich den Kopf schütteln lässt.
    „Ich brauche sie für den Job. Ich bin kein Sammler, der sich Waffen aus rein ideologischen Gründen an die Wand hängt.“
    „Ach so.“ Jannik wirkt enttäuscht. „Gibt es etwas, das du dir aus rein ideologischen Gründen an deine Wand hängen würdest?“
    Wie kommt er nur immer auf solche Ideen? „Nein.“
    Er schnaubt frustriert. „Was frage ich eigentlich? Gibt es überhaupt irgendetwas in deinem Leben, an dem du hängst und das dir etwas bedeutet? Oder ist dir wirklich alles egal?“
    „Du und Bob seid mir nicht egal.“
    Jannik stolpert und landet nur durch mein Zugreifen nicht auf der Nase. Als er mich ansieht und den Mund öffnet, um etwas zu sagen, schüttle ich warnend den Kopf. Den Rest des Weges zum Wagen legen wir schweigend zurück. Ich hätte ihm die Frage nicht beantworten sollen, aber eine Lüge ist mir in dem Moment gar nicht in den Sinn gekommen. Er und Bob bedeuten mir nun mal etwas. Ich bin mir nur nicht im Klaren darüber, was genau es ist.
     
    „Wieso ich?“, fragt er mitten in der Nacht in dem Hotelzimmer, das ich gemietet habe, nachdem ein erneuter Alptraum von ihm uns aus dem Schlaf gerissen hat. Bob sitzt mit gesträubtem Fell am Bettrand und sieht uns misstrauisch an. „Wenn die Yakuza soviel über dich und mich weiß, dann müsste ihnen klar sein, dass ich an der Firma meines Vaters überhaupt kein Interesse habe.“
    Darüber habe ich in den vergangenen Tagen mehrfach nachgedacht und mir ist etwas eingefallen, das ich anfangs nicht bedacht habe. „Du hast nach mir gesucht.“
    „Und?“
    „Du hast Firmengelder benutzt und dir Hilfe vom Vorstand geholt.“
    Jannik zieht scharf die Luft ein, als er begreift. „Weil ich dich finden wollte, denken die, dass ich auch etwas von ihnen will? Scheiße!“
    So kann man es auch ausdrücken. Wahrscheinlich hatte die Yakuza ihn zuerst gar nicht auf ihrem Radar, genauso wenig wie seine Mutter und seine Schwester. Doch dann hat Jannik Kontakt zum Vorstand der Firma aufgenommen

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