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Mit anderen Augen (German Edition)

Mit anderen Augen (German Edition)

Titel: Mit anderen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Kroll
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und deren Geld sowie die Verbindungen für seine Suche genutzt. Das muss die Yakuza aufgeschreckt haben. Jannik hat sie in seiner Naivität unwissentlich auf seine Fährte gelenkt.

 
     
    VI
     
     
    Minneapolis ist auf das kommende Halloween eingestellt und es ist von einem Tag auf den anderen spürbar kalt geworden. Jannik meinte vorhin, es wäre irgendwie makaber, dass ich als Auftragskiller spät in der Nacht an mit Skeletten, Totenschädeln und Kürbissen verzierten Häusern vorbei schleiche und dabei den Michael Meyer gebe. Ich habe nur die Augen verdreht, ihm insgeheim allerdings Recht gegeben. Vor allem, da ich mir unbedingt eine Sturmnacht ausgesucht habe, um in mein Haus einzubrechen. Für das Wetter kann ich zwar nichts, aber wir haben kein Geld mehr, also muss ich es heute Nacht machen.
    Der Wind pfeift mir um die Ohren und macht es fast unmöglich auf Geräusche in der Umgebung zu hören. Wenigstens muss ich mir keine Sorgen um Jannik und Bob machen. Ich habe sie in einem Motel direkt am Stadtrand zurückgelassen. Weit genug weg von meinem Haus und ohne eine Spur auf beide zu hinterlassen, da alles bar bezahlt ist. Das wird Jannik zwar nicht helfen, wenn ich heute Nacht sterbe, ihm aber wenigstens eine Chance einräumen. Besser als nichts.
    Ich habe allerdings nicht vor, heute Nacht zu sterben. Jannik würde mir fehlen, genau wie Kater Bob. Ja, ich gebe es zu, ich mag die Beiden. Nicht, dass ich es Jannik ins Gesicht sagen würde, aber mir gefällt die Routine, die sich bei uns eingespielt hat. Mir gefällt, dass da morgens jemand ist, mit dem ich mich unterhalten kann oder den ich, im Fall von Bob, streicheln kann.
    Ich weiß nicht, wann es passiert ist. In welcher Sekunde aus purer Faszination und nicht erklärbarem Interesse an Jannik, für mich auf einmal mehr wurde. Ich kann nicht mal behaupten, dass wir Freunde wären, aber irgendetwas sind wir und ich will, dass das so bleibt. Also werde ich dafür sorgen müssen, dass es so bleibt, indem ich überlebe.
    Mein Haus liegt in völliger Dunkelheit und hebt sich damit deutlich von der Nachbarschaft mit ihrer Halloweendekoration ab. Die Gegend ist eine typische Familiensiedlung und in den Gärten liegt bei jedem zweiten Haus Kinderspielzeug.
    Als ich das Hotel verlassen habe, war es kurz nach 9 Uhr. In einigen Fenstern ist noch Licht, ich muss also vorsichtig sein, um nicht einen Bewohner aufzuschrecken, dem vielleicht einfällt, um diese Zeit den Müll rauszubringen.
    Ich sehe mir die nähere Umgebung um mein Haus ganz genau an, um herauszufinden, was sich geändert hat. Die Nachbarn der linken Seite sind neu und haben einen Hund, der laut schnarchend in seiner Hütte im Garten liegt. Rechts wohnt immer noch das alte Ehepaar, das jedes Wochenende von seinen Kindern und Enkeln besucht wird. Der kleine Garten, der zu meinem Haus gehört ist frisch gemäht. Ich lasse alle meine Unterkünfte in Schuss halten, weil dadurch der Eindruck entsteht, ich würde mich kümmern, auch wenn das Haus leersteht. So falle ich in der Nachbarschaft nicht so stark auf. Außerdem gehört das Haus mit zu den wenigen, in dem ich mal einige Zeit gewohnt habe.
    Daher kenne ich auch die Nachbarn von rechts und ich weiß, dass sie nie den kleinen Durchgang zwischen unseren Gärten offenstehen lassen würden.
    Jemand ist in meinem Haus, wie ich es erwartet hatte und es macht meinen Plan schwieriger, aber nicht unmöglich. Eines meiner Messer ziehend, schleiche ich nach vorn.
    In Filmen und Serien bricht ständig jemand durch die Hintertür ein. Das ist so offensichtlich, dass es schon wieder langweilig ist. Dass ich weitaus weniger auffalle, wenn ich ganz normal durch die Vordertür ins anvisierte Haus gehe, als würde ich dort wohnen, hat Einbrechern scheinbar noch keiner erklärt. Andererseits sind Einbrecher nicht mit Menschen wie mir gleichzusetzen, denn die Wenigsten machen sich die Mühe und spionieren Häuser aus, um in Erfahrung zu bringen, ob ein Zweitschlüssel unter der Fußmatte liegt oder die Bewohner gerne das Badezimmerfenster offenlassen, während sie nicht zu Hause sind.
    Eine Kugel zischt an meinem linken Ohr vorbei und bohrt sich in die Flurwand, da habe ich den Eingangsbereich gerade betreten. Zeit genug, um zu reagieren. Ich kann niemanden erkennen, aber ich weiß mich im Dunkeln zu bewegen. Mein Gegner allerdings auch, denn der nächste Schuss trifft. Leider. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um kein verräterisches Geräusch zu machen, als ich das

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