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Mit Blick aufs Meer - Mit Blick aufs Meer - Olive Kitteridge

Titel: Mit Blick aufs Meer - Mit Blick aufs Meer - Olive Kitteridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Strout
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konfrontiert worden bist.«
    Olives Wangen wurden heiß. Unter ihrer Achsel kitzelten ein paar Schweißtropfen. »Ich bin mit genug konfrontiert worden.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel damit, dass mein Sohn eine Hexe geheiratet hat, die ihn nach Kalifornien geschleppt hat, nur um ihn da sitzenzulassen.«
    »Statistisch gesehen, Olive, passiert das andauernd. In fünfzig Prozent der Fälle.«
    »Ja und?« Es schien ihr eine dumme, unsensible Antwort. »Und wie hoch ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass man ein homosexuelles Kind hat?«, fragte sie. Ihre Füße sahen monströs aus, so vorgestreckt am Ende ihrer Beine. Sie versteckte sie unter der Bank.
    »Unterschiedlich. Jede neue Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Aber fünfzig Prozent aller Kinder sind es jedenfalls nicht.«
    »Vielleicht ist sie gar nicht lesbisch«, sagte Olive. »Vielleicht mag sie einfach nur keine Männer.«
    Jack Kennison verschränkte die Arme über seiner blauen Windjacke und starrte geradeaus. »Das war nicht sehr nett, Olive. Ich habe keine Theorien darüber entwickelt, warum dein Sohn eine Hexe geheiratet hat.«
    Olive brauchte ein bisschen, bis das eingesickert war. »Charmant«, sagte sie. »Wirklich äußerst charmant.« Sie stand auf, ohne abzuwarten, ob er auch aufstehen würde. Aber sie hörte ihn hinter sich und verlangsamte ihr Tempo, bis er sie eingeholt hatte; sie ging zum Auto zurück.
    »Jetzt weiß ich immer noch nicht, was du damit meinst, wenn du dich als Bauer bezeichnest. Hier bei uns kann man von Bauern doch eigentlich gar nicht reden. Vielleicht sollte
man eher sagen, wie ein Cowboy?« Sie sah zu ihm hin, und zu ihrer Überraschung lächelte er sie gutmütig an. »Als Cowboy könnte ich dich sehen«, sagte er.
    »Dann eben Cowboy, mir auch recht.«
    »Heißt das, du bist Republikanerin?«, fragte Jack nach kurzem Schweigen.
    »Untersteh dich!« Olive blieb stehen und fixierte ihn durch ihre Sonnenbrille. »Ich hab nicht gesagt Vollidiotin. Meinst du, weil wir diesen Cowboy zum Präsidenten haben? Und davor einen Schauspieler, der Cowboys gespielt hat? Was soll dieser gehirnamputierte Exkokser mit einem Cowboy gemeinsam haben? Und wenn er noch so viele Cowboyhüte aufsetzt. Ein verpimpeltes Millionärssöhnchen ist er, nichts sonst, und er kotzt mich an.«
    Sie hatte sich in Rage geredet und sah nicht gleich, dass er von ihr wegschaute, mit einer Verschlossenheit im Blick, als wäre er innerlich auf Abstand gegangen und wartete nur darauf, dass sie fertig wurde.
    »O nein«, sagte sie nach einer Pause. »Nicht im Ernst, oder?«
    »Was nicht im Ernst?«
    »Du hast ihn gewählt.« Jack Kennison machte ein müdes Gesicht. »Du hast ihn gewählt. Du, Mr. Harvard. Mr. Intellekt. Du hast diesen Kotzbrocken gewählt.«
    Er stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Mein Gott, du bist wirklich so stur und voreingenommen wie ein Bauer.«
    »Du sagst es«, sagte Olive. Sie setzte sich wieder in Bewegung, in ihrem üblichen Tempo jetzt. Über die Schulter hinweg sagte sie: »Wenigstens habe ich keine Vorurteile gegen Homosexuelle.«
    »Nein«, rief er. »Nur gegen reiche weiße Männer.«
    Goldrichtig, dachte sie.

    Sie rief Bunny an, und Bunny - Olive traute ihren Ohren nicht -, Bunny lachte . »Ach, Olive«, sagte sie. »Spielt das wirklich so eine Rolle?«
    »Ob es eine Rolle spielt, wenn jemand einen Mann wählt, der das Land belügt? Verdammt, Bunny, die Welt ist ein einziger Katastrophenschauplatz.«
    »Das stimmt«, sagte Bunny. »Aber die Welt war schon immer ein einziger Katastrophenschauplatz. Ich finde, wenn du gern mit ihm zusammen bist, solltest du ein Auge zudrücken.«
    »Ich bin aber nicht gern mit ihm zusammen«, sagte Olive und legte auf. Sie hätte nicht gedacht, dass Bunny so eine Idiotin war, aber man lernte nie aus.
    Aber niemanden zum Reden zu haben war schrecklich. Mit jedem Tag, der verstrich, quälte es sie mehr. Sie rief Christopher an. »Er ist Republikaner«, sagte sie.
    »Igitt«, antwortete Chris. Dann: »Ich dachte, du rufst an, weil es dich interessiert, wie es deinem Enkelsohn geht.«
    »Natürlich interessiert es mich, wie es ihm geht. Noch netter fände ich es allerdings, wenn du zwischendrin auch mal mich anrufen würdest, um mir zu sagen, wie’s ihm geht.« Genau wann und wodurch ihr Sohn und sie sich so auseinandergelebt hatten, hätte Olive nicht sagen können.
    »Ich ruf ja an, Mom.« Eine lange Pause. »Aber …«
    »Was aber?«
    »Na ja, es ist eben nicht ganz leicht, mit dir

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