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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Mailprogramm, neben dem üblichen Schmutz fand er eine Mail von Anne. Sie berichtete von durchwachten Nächten und Tagen, an denen sie nur zur Ruhe kam, wenn Felix einschlief. »Trotzdem würde ich mein schönstes Gesicht aufsetzen, wenn du uns mal besuchen kämst.«
    Er rief sie an. Stachelmann war auf Babygeschrei gefasst, aber er hörte nichts. Sie klang müde. »Habe ich dich geweckt?«
    »Ist schon gut.«
    »Am Dienstag, nach dem Seminar, schaue ich vorbei, wenn es recht ist.«
    »Gibt’s Neues vom Einbrecher?«
    »Ich erzähle es dir dann.«
    »Bring was zu trinken mit.«
    »Was?«
    »Rotwein. Macht aber nichts, wenn du es vergisst. Der Kleine kriegt Naturkost, und ich esse, was auf den Tisch kommt. So, wie sich das gehört.«
    Stachelmann musste lachen. »Braves Mädchen.«
    »Bin ich schon immer gewesen. Nur merkt es keiner. Nicht mal du. Bis Dienstag.«
    Das Gespräch besserte seine Laune. Aber die Angst lauerte weiter. Sie raubte ihm den Schlaf in dieser Nacht. Das ärgerte ihn umso mehr, als die Schmerzen sich zurückhielten.
    Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Dusche ging er zu den Telefonzellen am Pferdemarkt. Diesmal war nicht der Anrufbeantworter der Firma dran, sondern eine Frau. Nein, Aufträge von Privatpersonen nehme man nicht an, sie hätten auch kein Personal dafür. Aber sie kenne eine Hamburger Detektei, die von der Firma Geräte bezogen habe, mit denen man Wanzen finden könne. Ja, soweit sie wisse, würden die auch Überwachungskameras anbieten. Sie gab Stachelmann die Nummer der Detektei. Sie trug den Namen Ewers Sicherheit.
    In der Detektei nahm ein Mann den Hörer ab, er hatte die schmalzige Stimme eines auf Anbiederung geeichten Radiomoderators. Natürlich übernähmen sie auch außerhalb Hamburgs Aufträge, das koste aber extra. Stachelmann war es egal. Sie vereinbarten einen Termin für den Nachmittag.
    Stachelmann ging nach Hause und schob die Telefonnummern-CD ins Laufwerk seines Computers. Er fand zahlreiche Zakowskis, aber nur wenige trugen den Vornamen Werner. In der Umgebung von Frankfurt/Oder gab es drei. Wenn er ein bisschen Glück hatte, war der Gesuchte darunter. Und dann? Worüber sollte er mit Zakowski sprechen? Dass der immer davongekommen war, wenn die Flüchtlinge gefasst wurden, die er betreuen sollte? Was bedeutete das? Dass Zakowski ein Stasi-Spitzel war? Hätte das nicht längst herauskommen müssen? Er druckte die Nummern aus und vergewisserte sich, dass er eine Telefonkarte als Reserve mitnahm zur Telefonzelle. Im Notfall würde er das Handy benutzen, auch wenn es teurer war. Er schaute auf die Uhr, er konnte die Telefonate führen, bevor der Mann von der Detektei kam. Beim ersten Zakowski nahm niemand ab. Beim zweiten war ein Kind am Telefon, der Papa sei verreist, sie solle es aber niemandem sagen. Stachelmann versprach, es nicht weiterzuerzählen. Die dritte Nummer war besetzt. Es war ein Reinfall, er musste es am Abend noch einmal versuchen.
    Eine halbe Stunde später klingelte schon der Mann von der Detektei. Er stellte sich als Arthur Ewers vor, er sei ein Sohn des Inhabers. Seine Stimme war nicht schmalzig. Er hatte einen Koffer dabei. Stachelmann erzählte von seinem Verdacht, jemand habe eine Wanze in seiner Wohnung versteckt. »Das haben wir gleich«, sagte Ewers. Er holte ein Gerät aus seinem Koffer, schaltete es ein und drehte an einem Knopf, während er in den Zimmern umherlief. Er führte das Gerät an den Wänden entlang, hielt es an die Lampen und die leere Vase im Wohnzimmer. »Es piept, wenn da was ist«, sagte er. Es piepte auch nicht, als er es ans Telefon hielt.
    Nach einer halben Stunde schüttelte Ewers den Kopf.
    »Nein, hier gibt es keine Wanzen. Jedenfalls keine, die funken. Und ein verkabeltes Mikrofon, wo sollte das Kabel hinführen?«
    Einen Augenblick dachte Stachelmann an die Nachbarn im Erdgeschoss. Die waren oft weg, und da konnte sich einer einnisten und ein Mikrofonkabel durch die Decke nach oben verlegen. Aber zuletzt war die Nachbarin bei ihm gewesen. Das
    schloss aus, dass unten der Eindringling wohnte.
    »Ich hätte darauf wetten können«, sagte Stachelmann.
    »Schade, dass Sie es nicht getan haben«, sagte Ewers.
    »Dann hätte ich nämlich gewonnen.«
    »Haben Sie die Kamera dabei?«
    Ewers nickte. Er holte eine Schachtel aus seinem Koffer. Er packte die Schachtel aus und hatte ein winziges Gerät in der Hand, vorn glänzte die Linse. »Das muss man an den PC anschließen, und der muss immer laufen. Vorne ist ein

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