Mit Blindheit Geschlagen
Sensor eingebaut, der alle Bewegungen registriert. Wenn er eine Bewegung feststellt, schaltet er sich ein und zeichnet eine Weile auf. Wie lange, können Sie im Steuerprogramm am PC einstellen. Der Film wird auf der Festplatte gespeichert.« Ewers schaute sich um, dann ging er zum Bücherregal. »Hier wäre ein guter Platz. Die Tür im Sichtfeld, und die Kamera ist nicht zu erkennen.«
Als Ewers das Steuerprogramm für die Kamera installiert hatte und gegangen war, fühlte Stachelmann sich besser. Es war wieder teuer gewesen, aber er wusste jetzt, dass seine Wohnung nicht verwanzt war. Oder nicht mehr? Hatte der Eindringling mitbekommen, dass er einen Wanzenjäger gerufen hatte? Er überlegte, was der gehört haben konnte. Auf jeden Fall, dass Stachelmann die Sicherheitsfirma angerufen hatte. Wusste der Eindringling, dass Stachelmann zur Telefonzelle ging, um zu telefonieren? Wenn er das wusste, konnte er sich den Rest denken und die Wanze schnell entfernen, um sie beim nächsten Besuch wieder zu verstecken. Aber davor schützte Stachelmann nun die Kamera. Der Eindringling rechnete gewiss nicht damit, dass das Wohnzimmer überwacht wurde.
Stachelmann setzte sich an den Computer und startete das Kameraprogramm. Es war einfach zu verstehen. Er legte fest, dass sich die Kamera fünf Minuten, nachdem der Sensor sie gestartet hatte, ausschaltete. Dann testete er, ob die Kamera funktionierte. Er verließ das Wohnzimmer. Dann schlich er zurück ins Zimmer. Es war nichts zu hören, nicht einmal die Aufzeichnung auf die Computerfestplatte. Er ließ die Kamera laufen, bis sie sich lautlos ausgeschaltet haben musste. Dann setzte er sich wieder an den PC und ließ den Film laufen. Stachelmann war gut erkennbar, auch wenn ein Grauschleier die Güte der Aufnahme trübte. Aber es würde reichen, um den Eindringling zu identifizieren. Er malte sich seinen Triumph aus, wenn er mit der Aufnahme zur Polizei gehen würde. Hier, bitte schön, Sie suchen einen Mörder? Versuchen Sie es mal mit dem. Das Hochgefühl versickerte bald in seinen Zweifeln. Du darfst nicht warten, tu was. Umso früher bist du den Spuk los. Er wählte die erste Nummer auf seiner Liste. Diesmal hatte er Glück, es hob jemand ab.
»Ja?«
Stachelmann hasste es, wenn die Leute sich nicht mit ihrem Namen meldeten.
»Hier Dr. Stachelmann, spreche ich mit Werner Zakowski?«
»Was wollen Sie von ihm?« Der Mann berlinerte stark.
»Ich bin Historiker, beschäftige mich mit Fluchthilfeorganisationen in Berlin bis 1989.«
»Und wie kommen Sie da auf mich?«
»Herr Wittstock hat mir empfohlen …«
»Wenn der mal das Wasser halten könnte.«
»Vielleicht darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Nicht am Telefon.«
Das kannte Stachelmann, die Angst, abgehört zu werden, blieb an einem kleben. Er fürchtete, ihm werde es ähnlich ergehen. »Gut, darf ich Sie besuchen, sagen wir, am Mittwoch?«
»Übermorgen? Ja, gut, hab ja sonst nicht viel zu tun.«
Zakowski gab Stachelmann seine Anschrift, er wohnte in Beeskow. Stachelmann versprach, am frühen Nachmittag zu kommen.
Nach dem Telefonat kochte er sich einen Tee und dachte über Zakowski nach. Fluchten, an denen er beteiligt war, scheiterten, aber Zakowski kam davon. Das war unglaubwürdig, die Stasi arbeitete gründlich. Blieb als Erklärung, Zakowski war ein Spitzel. Aber Wittstock hatte diesen Verdacht zurückgewiesen. Wenn Zakowski doch ein Inoffizieller Mitarbeiter war, dann war sein Verrat ein Motiv, ihn umzubringen, nicht aber Wolf Griesbach. Vielleicht war Wolf Griesbach ein Verräter. Aber Griesbach arbeitete nicht als Kurier, er ging nicht in den Osten, weil die ihn kannten. Sie hatten ihn ins Gefängnis gesperrt, er war nicht versessen darauf, es ein zweites Mal auszukosten. Trotzdem konnte er ein Verräter sein. Aber woher sollten die Flüchtlinge, die verhaftet worden waren, Griesbach kennen? Die Gruppe arbeitete konspirativ, auch die Kuriere nannten keine Klarnamen. Konnte sein, dass einer der Flüchtlinge recherchiert hatte und aus irgendeinem Grund glaubte, in Griesbach den gefunden zu haben, der ihn verpfiffen hatte. Das hatte Stachelmann bisher nicht bedacht. Das würde bedeuten, derjenige, der Griesbach ermordet hatte, musste so recherchiert haben wie Stachelmann. Das würde er gleich herausbekommen. Der Mörder musste Pawelczyk, Wittstock, Drehmel, Zakowski oder Schlösser gefragt haben. Oder Griesbach, und der musste sich verraten haben. Aber das war unwahrscheinlich. Drehmel war tot,
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