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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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hoffe, du magst Auflauf.«
    »Darf ich heute Nacht hier bleiben?«
    »Nicht so stürmisch, Herr Doktor. Wenn du artig bist, lasse ich mit mir reden.«
    »Ich will nicht nach Hause.«
    Sie schaute ihn fragend an.
    »Der Wahnsinn geht weiter. Da will mich jemand fertig machen.« Er berichtete von dem Film, den der Eindringling ihm ins Büro geschickt hatte.
    »Der schickt dir eine E-Mail ins Büro, und die Bullen sagen, du hättest dir die selbst geschickt?«
    Er nickte.
    »Und Ossi, kann der nicht helfen?«
    »Nicht viel. Die Lübecker Kripo lässt sich da nicht reinreden.
    Die glauben, ich hätte Griesbach ermordet.
    Offenbar hoffen sie auf weitere Beweise. Sie verhaften mich nicht, haben mir aber Auflagen verpasst. Vielleicht glaubt der Staatsanwalt, ich würde irgendwann einen Fehler machen, dann wäre die Sache gerichtsfest.«
    »Und dieser Typ, hast du inzwischen eine Ahnung, warum der bei dir einbricht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mich das fertig macht. Wenn das bezweckt sein soll, dann macht der Kerl alles richtig. Weißt du, ich fühle mich hilflos und allein. Alle sind gegen mich, selbst Bohming liegt auf der Lauer und wartet darauf, mich endlich zu suspendieren, ohne dass man ihm später mangelnde Solidarität nachsagen kann.« Er spürte Druck in den Augen. Er wehrte sich dagegen, aber dann begann er zu weinen.
    Sie stand auf und streichelte ihm den Kopf. »Ich glaube dir.«
    Er erhob sich ebenfalls und drückte sie an sich. Sie machte sich sanft los, riss ein Küchentuch von der Rolle und wischte ihm die Tränen weg.
    »Tut mir Leid«, sagte er.
    »Das wäre falsch. Du bleibst heute hier, und ich werde über dich wachen wie Zerberus.« Sie fletschte die Zähne und knurrte.
    Er musste lachen.
    »Und du hast wirklich mit dieser Ines geschlafen?«
    Er nickte. »Hab’ ich das nicht schon gebeichtet?«
    »Du bist ein komischer Kerl.«
    »Was ist daran komisch? Es ist halt passiert.«
    »Dass dir so was passiert, habe ich bisher für unmöglich gehalten. Ich habe da ja so meine Erfahrungen.«
    »Tut mir Leid.«
    »Mein Gott, was dir so alles Leid tut heute. Nun zieh mal das Büßerhemd aus.«
    Er fühlte sich besser. Sie hatte Recht, er war ein komischer Kerl. Er traute sich nicht, mit Anne zu schlafen, und landete im Bett einer Zufallsbekanntschaft. Warum war das so? Weil er Angst hatte, sich auf Anne einzulassen. Er fühlte sich ihr nicht gewachsen, fürchtete, sie mit seiner Krankheit und seinen Macken zu überfordern. Er hatte sich eingeredet, nur allein leben zu können. Wenn er ihr zu nah käme, würde er sie enttäuschen. Und doch zog es ihn zu ihr hin. Er hatte gelitten, als sie sich damals von ihm abwandte. Sie hatte nie etwas gesagt darüber, aber irgendwann hatte sie keine Zeit mehr für ihn, lud ihn auch nicht mehr zu sich ein. Und dann wurde sie schwanger. War jetzt wieder alles wie vorher? Wie war es vorher? Es war doch alles ungewiss? Wie sollte er mit ihr umgehen? Sie verhielt sich, als wäre nie etwas gewesen. Er fand es falsch. Vielleicht sollte er mit ihr darüber reden? Und wenn er etwas Falsches sagte? Wenn er es zerstörte? Sie schaute ihn aufmerksam an, als könnte sie verfolgen, was er dachte. »Und nun, Josef, was machst du gegen den Eindringling?«
    »Ich habe eine Liste von Leuten, die ich befragen werde. Irgendeiner wird mir schon den heißen Tipp geben.«
    Er beschrieb ihr die Leute, die er besucht hatte und die er noch besuchen wollte. Zakowski zunächst.
    »Irgendeiner ist der Mörder, und er wird nicht zulassen, dass du ihn enttarnst.«
    »Es bleibt mir keine Wahl. Nie hätte ich gedacht, dass man in einem Rechtsstaat in eine solche Lage kommen könnte. Das macht mir fast mehr Angst als dieses Gespenst.«
    »An den Rechtsstaat glaube ich sowieso nicht. Sonst wäre Holler nicht reich und Kohn nicht tot.«
    Sie erinnerte ihn an ihre Zusammenarbeit, um den Fall Holler aufzuklären. Er sah Anne und sich in seinem Dienstzimmer, wie sie den Berg der Schande zerlegten.
    »Manchmal kommt es mir vor wie ein Wettlauf. Ich muss Griesbachs Mörder finden, bevor die Polizei mich wieder einsperrt. Wenn sie es ein zweites Mal tut, wandere ich auf die Anklagebank. Und ich muss zugeben, die Indizien sind gut. Um das zu wissen, muss ich kein Jurist sein.«
    »Aber du warst es nicht. Es ist eine Häufung von Zufällen. Und Dummheiten. Warum musstest du mit dieser Frau pennen?«
    Der Zorn in ihrer Stimme tat ihm gut. »Warum musstest du …?« Er winkte ab. Warum musstest du ein

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