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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ich doch. Trotzdem.«
    Es dauerte lange, bis Ines zurückkam. In der Hand hatte sie einen Zettel. »In alten Unterlagen meines Mannes habe ich eine Telefonnummer gefunden, aber ob die noch stimmt?« Sie reichte Stachelmann den Zettel und deutete auf das Telefon im Ladegerät auf einer Kommode nahe der Tür.
    Stachelmann wählte die Nummer. Das Besetztzeichen.
    »Ich versuch’s nachher noch mal.« Er wünschte sich, dass Ossi ging. Aber der saß gemütlich auf dem Sofa und trank. Sie redeten Belangloses. Ossi berichtete von Heldentaten während des Studiums, und Ines tat so, als interessierte sie sich dafür. Je
    mehr Ossi trank, desto stärker übertrieb er. Nicht nur seine Rolle, sondern auch Stachelmanns. Dann sagte Stachelmann: »Nun hör auf mit den Heldensagen.«
    Aber Ossi ging nicht, er goss sich sein Glas wieder voll und begann nun von der Arbeit der Mordkommission zu erzählen. Von einer Leiche ohne Kopf, von dem Vater, der seine Familie erschossen hatte und dann sich selbst, von Messerstechereien unter Albanern in Harburg. Es schien Stachelmann, als wollte Ossi mit jeder Geschichte zeigen, was für ein harter Mann er war, und immerhin, Ossi ertrug Leichen und Blut, erjagte Mörder. Alles Dinge, die Stachelmann sich nicht zutraute. Und doch stieß ihn die Angeberei ab.
    Stachelmann war froh, dass er hin und wieder mit dem Telefon beschäftigt war. Wenn er wählte, dämpfte Ossi seine Stimme, und man hörte noch mehr, dass der Alkohol seine Zunge zu lähmen begann. Der Anschluss war immer besetzt.
    »Vielleicht ist das Telefon von diesem Pawelczyk kaputt«, sagte Stachelmann.
    »Störungsstelle«, sagte Ossi.
    »Versuch es doch nachher noch mal«, sagte Ines.
    Stachelmann schaute auf die Uhr. Wenn er bald losging, kriegte er den Zug um 23 Uhr 07 noch. Er stand auf. Ines schaute Stachelmann an und warf dann einen strengen Blick auf Ossi. »Vielleicht bestellst du Ossi ein Taxi«, sagte Stachelmann. Ines wählte eine Nummer und bestellte einen Wagen.
    »Was, ist schon zu Ende?« Ossi stand auf, er wankte nicht. Sein Gesicht war gerötet. »Sie werden es sehen. Irgendwann klingelt’s an der Tür, und dann steht da dieser Professor und sagt: Tschuldigung, war spazieren, hat ein bisschen länger gedauert.« Ossi lachte schrill. Dann hörte er schlagartig auf und schaute Stachelmann und Ines an.
    »Das ist in solchen Fällen fast immer so«, murmelte er.
    Als es an der Wohnungstür klingelte, schob Stachelmann Ossi zur Tür. Ines begleitete sie zum Taxi. Ossi umarmte Stachelmann, Ines entzog sich ihm. Dann stieg er auf den Beifahrersitz und knallte die Tür zu. Er hob die Hand und schaute nach vorn, als das Taxi losfuhr. Ines stellte sich vor Stachelmann. Sie strich ihm über die Haare.
    »Immerhin ist er hilfsbereit«, sagte sie.
    »Tut mir Leid.«
    »Nein, nein. Das ist in Ordnung. Er trinkt zu viel, er ist enttäuscht von seinem Leben, glaube ich. Hat was furchtbar Depressives. Ich möchte nicht wissen, was er denkt, wenn er nachher einzuschlafen versucht.«
    »Er wird noch ein bisschen trinken, da denkt man nicht so viel.«
    Sie lächelte kurz. »Und du hilfst mir?«
    Ihr Gesicht war dicht vor seinem. Er schaute ihr in die Augen, sie war ihm nah, und doch fühlte er die Entfernung. Da war etwas in ihm, das ihn hinderte, sie in den Arm zu nehmen. »Ist ja einfach. Ich rufe diesen Pawelczyk an, dann sehen wir weiter.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Dann drehte sie sich um und ging.
    Er eilte zum Dammtorbahnhof und dachte nach über das, was Ines über Ossi gesagt hatte. Sie konnte Menschen einschätzen, erstaunlich schnell hatte sie Ossis Fassade durchschaut, sein Gehabe, das andere nervte, ihn aber anstrengen musste.
    Zu Hause wählte er noch einmal die Nummer. Diesmal hörte er den Rufton. Es klickte. »Ja, bitte?« Eine Männerstimme.
    »Spreche ich mit Herrn Karsten Pawelczyk?«
    »Mit wem spreche ich?«
    »Dr. Josef Maria Stachelmann. Ich suche Herrn Professor Wolf Griesbach.«
    »Ich bin Karsten Pawelczyk.« Die Stimme klang freundlicher. »Ich wollte nicht unhöflich sein, aber es rufen nachts manchmal komische Leute an.«
    »Tut mir Leid, wenn ich …«
    »Nein, nein. Ich gehe spät ins Bett. Sie stören gar nicht.«
    »Ich will Sie nicht lange aufhalten. Ich vermisse meinen Kollegen Griesbach. Vielleicht wissen Sie, wo er ist.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Sie rufen wohl im Auftrag von Frau Griesbach an?«
    »Ja.«
    »Und sie kann nicht selbst anrufen?«
    »Ich

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