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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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und Anne setzten sich. Der Beamte schaute auf und sagte: »Sie dürfen sich nicht über die Ermittlungen unterhalten.« Dann widmete er sich wieder seiner Akte.
    »Wie kommst du her?«
    »Oppum«, sagte sie. »Ich habe Ossi gebeten, sich an Oppum zu wenden, der hat mit dem Staatsanwalt gesprochen. Oppum hat für dich meinen Besuch beantragt. Du warst krank.«
    »Nichts Wichtiges, schon vorbei.« Er fühlte sich übergangen, doch freute er sich. Warum musste er sich oft so rüde verhalten?
    »Soll ich wieder gehen?«
    »Tut mir Leid.« Er nahm ihre Hand, Schwarzenegger schien es nicht zu sehen. Stachelmann streichelte die Hand. »Schön, dass du da bist. Wann soll es kommen?« Er schaute auf ihren Bauch. »In zwei Wochen, angeblich«, sagte sie. »Aber ich glaube, er oder sie wird mal Historiker und hat’s nicht so mit den Daten.«
    »Ganz wie die Mutter.«
    »Ganz wie du.«
    Sie schwiegen, er hielt weiter ihre Hand. Schwarzenegger blätterte um. »Unser letztes Frühstück war schön«, sagte sie. Er schaute sie fragend an. »Weißt du nicht mehr, am Mittwoch, vor zwei Wochen fast? Ein bisschen traurig, am Abend zuvor war die Beerdigung.« Der Beamte schaute kurz hoch, schien nachzudenken. Dann las er weiter. Stachelmann wollte etwas erwidern, aber ihr Blick brachte ihn zum Schweigen.
    »Ich habe auch dem Rechtsanwalt davon erzählt. Der ist ja richtig nett.«
    Er drückte ihre Hand.
    »Und Ossi sagte, so ein opulentes Frühstück sei eine feine Sache.« Sie grinste.
    Schwarzenegger schwenkte einen Blick zwischen den beiden und lächelte. Dann las er weiter.
    Stachelmann berichtete von seinem Aufenthalt im Krankenzimmer. Anne erzählte, Bohming habe es nicht eilig mit einer Suspendierung. Er habe sie beauftragt, ihn zu grüßen. »Der Lehrstuhl steht hinter Ihnen, Dr. Stachelmann«, sagte sie. Stachelmann ahnte, dass sie Bohming bearbeitet hatte. Der witterte gewiss längst Gefahr für seinen Ruf.
    Schwarzenegger schaute auf die Uhr. »Die halbe Stunde ist vorbei«, sagte er. Anne stand auf und streichelte Stachelmanns Kopf. Er erhob sich und nahm sie in den Arm. Sie küsste ihn auf den Mund. Schwarzenegger räusperte sich. Als Stachelmann zurückgeführt wurde in die Zelle, fühlte er sich leicht. Er legte sich aufs Bett und mühte sich, das Fernsehgerät nicht zu beachten.
    Sie hatte ein Alibi erschwindelt, ein halbes wenigstens. Vielleicht hatte Oppum ihr berichtet, dass Griesbach am Mittwoch gestorben war, nicht am Dienstag. Er war an diesem Mittwoch früh weggegangen von Ines, Renate Breuer hatte ihn kurz am Seminar gesehen, danach niemand mehr. Der Rest der Geschichte diente nur dazu, den mithörenden Beamten in die Irre zu führen. Gewiss wusste Anne, dass Stachelmann die Nacht davor mit Ines verbracht hatte. Aber das war unwichtig geworden, er hatte schon lange nicht mehr an Ines gedacht.
    Es war kein gutes Alibi, nicht nur weil es auf Annes Falschaussage beruhte. Selbst wenn die Aussage zuträfe, gab es Lükken. Wie lange brauchte einer, einen Menschen zu ermorden? Allerdings, wenn die Staatsanwaltschaft unterstellte, Stachelmann sei der Mörder, dann musste sie erklären, warum Stachelmann die Leiche von Hamburg nach Berlin und zurück gefahren hatte. Er legte sich das Kissen aufs Gesicht und drückte die Enden auf die Ohren.
    Allerdings war es möglich, dass der Staatsanwalt behauptete, Ines und Stachelmann hätten die Tat gemeinsam begangen, und Ines gebe Stachelmann ein falsches Alibi. Stachelmann musste lächeln, zwei Frauen, zwei falsche Alibis. Von einer wusste er, dass sie für ihn log. Bei der anderen war er sich nicht sicher, ob sie es tun würde.
    Natürlich konnte der Staatsanwalt vortragen, Ines und Stachelmann hätten das Kondom mit Absicht im Badezimmer aufbewahrt, damit die Polizei es fand und Stachelmann und Ines einer Lüge überführte, die einen doppelten Boden hatte. Denn sie bestätigte die Aussage, dass Ines und Stachelmann die Nacht zusammen verbracht hatten, er also nicht in Berlin gewesen war. Aber das war eine abwegige Konstruktion.
    Außerdem war es nicht sicher, dass Griesbach in Berlin ermordet worden war. Warum nicht in Hamburg? Wenn es dafür Beweise gab, half Ines’ Aussage nicht viel. Blieb also doch die Idee, Stachelmann habe die Leiche durch die Gegend kutschiert, um sie dann in seinem Kofferraum zu finden und die Polizei zu alarmieren. Welches Gericht sollte das glauben? Das gemeinsame Frühstück mit Anne würde eine Lücke schließen, nicht perfekt, aber

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