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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Zweifel würde ihre Aussage säen. Ein perfektes Alibi würde die Kripo nur misstrauisch machen, zumal wenn es nachgeliefert wurde.
    Ein Klacken, die Tür wurde geöffnet. »Sie sind ja richtig populär«, sagte Schwarzenegger. »Besuch, schon wieder. Ihr Anwalt.«
    Auf dem Weg zum Besucherzimmer legte Stachelmann sich Antworten zurecht, jedenfalls auf die Fragen, die er erwartete.
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«, fragte Oppum nach der Begrüßung. »Da war eine Frau Derling bei mir und hat erklärt, Sie hätten gemeinsam gefrühstückt, so zwischen neun und halb elf.«
    »Ich wusste nicht, dass der Mittwoch in Frage kommt. Er soll am Dienstag ermordet worden sein.« Er versuchte sich zu erinnern, wann Renate Breuer ihn am Seminar gesehen hatte an diesem Tag. Er konnte sich nicht erinnern. Hier lauerte eine Gefahr, wenn Annes Zeitangabe nicht zur Aussage Renate Breuers passte.
    »Das ist nicht sicher. Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben Sie ein Alibi, wenn es auch nicht ohne Tücke ist. Nun haben Sie auch eines für Mittwochvormittag. Das schließt natürlich zeitlich nicht aus, dass Sie der Täter waren, entschuldigen Sie bitte diese nüchternen Erwägungen, aber die Polizei kennt ja nicht einmal den Tatort, und die Tatwaffe hat sie bislang auch nicht gefunden. Die Durchsuchung Ihrer Wohnung war ein Fehlschlag. Ich werde einen Haftprüfungstermin beantragen. Die müssen was beweisen, nicht wir. Und außerdem ist eine Verdunklungsgefahr nicht mehr gegeben, eine Fluchtgefahr sowieso nicht. Ich schätze, der Staatsanwalt wird das anders sehen. Aber schließlich kommt es auf den Haftrichter an.«
    Nach einer Nacht mit Werbung, Billigkrimis und Sexfilmen verzichtete Stachelmann aufs Frühstück. Er war angespannt. Vielleicht war er am Nachmittag schon zu Hause. Er dachte oft an Anne und schämte sich der Grobheiten, die er ihr zugemutet hatte. Als er sich gewaschen hatte, erschien Schwarzenegger und brachte ihn zum Ausgang, wo der Wagen auf ihn wartete.
    Der Haftrichter sah sie kaum an, als sie sein Dienstzimmer betraten. Oppum saß bereits vor dem Schreibtisch des Richters, Wesendorn spielte mit seiner Brille, Burg war nicht erschienen. Dann kam der Staatsanwalt, er atmete heftig.
    »Schön, dass es Ihnen möglich war, sich zu uns zu gesellen, Herr Staatsanwalt«, sagte der Richter. Er schob eine Akte zur Seite. »Herr Rechtsanwalt, Sie hatten um diesen Termin gebeten. Bitte.«
    Oppum trug die neuen Fakten vor. Er griff den Staatsanwalt an, ohne seine Stimme zu erheben. Alles, was er sagte, schien unabweisbar logisch. Die Ermittlungsbehörden hatten keine Beweise, nur Vermutungen und Verdächtigungen. Das sei nicht ausreichend in einem Rechtsstaat, um einen Bürger einzusperren, schon gar nicht einen unbescholtenen Mann, der überdies vor zwei Jahren einen Kriminalfall gelöst habe, nachdem die Polizei jahrelang im Dunkeln getappt sei.
    Der Richter hob müde seine Hand. »Keine Polemik, Herr Anwalt. Bitte, Herr Staatsanwalt.«
    Der beantragte eine Pause. Er wolle sich mit dem Kriminalrat Wesendorn beraten.
    Nach fünf Minuten wurde die Verhandlung fortgesetzt.
    Der Staatsanwalt räusperte sich. »Ich stimme einer Entlassung aus der Untersuchungshaft unter Auflagen zu. Der Beschuldigte darf Lübeck nicht verlassen und muss sich täglich bei der Polizei melden. Außerdem darf er keinen Kontakt mit Frau Griesbach aufnehmen. Sie ist möglicherweise seine Komplizin.«
    »Das ist eine unbegründete Behauptung. Und es ist schikanös«, erwiderte Oppum. »Sie haben nicht den geringsten Beweis gegen meinen Mandanten. Er selbst hat die Polizei verständigt. Außerdem arbeitet mein Mandant in Hamburg, er hat dort berufliche Verpflichtungen, denen er sich nicht entziehen kann.«
    Alle schauten auf den Richter. Der wackelte kaum sichtbar mit dem Kopf. Dann sagte er: »Es ergeht folgender Beschluss: Der Haftbefehl wird ausgesetzt. Dr. Stachelmann, Sie dürfen Lübeck bis auf Weiteres nicht verlassen, mit einer Einschränkung. Ich genehmige beruflich notwendige Fahrten nach Hamburg. Sie dürfen mit Frau Griesbach nicht in Kontakt treten. Sie sollten nicht gegen diese Auflagen verstoßen, ich müsste sonst den Haftbefehl wieder in Kraft setzen. Haben Sie das verstanden?«
    Bald leite ich wieder mein Hauptseminar, dachte Stachelmann und nickte. Dann gehe ich mit Anne essen. Das ist dann natürlich eine Dienstbesprechung. Sie verließen das Richterzimmer, auf dem Gang sagte Stachelmann: »Danke.«
    »Keine

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