Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
über die Frage, von welchem Mann irgendein Kind stamme. Die Moderatorin wedelte mit einem Briefumschlag, in dem sich das Ergebnis eines Vaterschaftstests verbarg. Stachelmann schaute ein paar Minuten zu. Da trugen Leute ihren Streit im Fernsehen aus, machten sich zu Affen einer Fernsehanstalt, der nichts primitiv genug sein konnte. Sie passten gut zueinander, die Streitenden, die Moderatorin und das Publikum, das lautstark pfiff oder Beifall klatschte. Es waren Leute wie Olaf.
    Es klackte an der Tür, der Schlüssel wurde umgedreht, ein Justizbeamter öffnete. Er hatte Muskeln wie Schwarzenegger, musste sein halbes Leben in Fitnessstudios verbracht haben. Der Kopf saß kurz auf dem Körper.
    »Besuch«, sagte der Beamte. »Ihr Anwalt.«
    Der Beamte führte Stachelmann zu einer Tür, die den Zellentrakt trennte vom Rest des Baus. Gleich dahinter ging es links in einen schmalen Gang. Der Beamte zeigte auf eine Tür, dahinter lag ein kleines Zimmer mit einem Tisch und drei Stühlen. Auf einem saß Oppum. Er kam Stachelmann besonders schick vor in seinem italienischen Anzug.
    »Wie geht’s?«, fragte Oppum.
    »Holen Sie mich hier raus«, sagte Stachelmann.
    Oppum lächelte. »Das wird nicht einfach. Ich fürchte, bevor wir nicht das Ergebnis der DNS-Untersuchung haben, findet gar nichts statt.«
    »Aber ich hab doch zugegeben, das Kondom stammt von mir. Die Untersuchung können die sich sparen.«
    »Wir brauchen neue Indizien für einen Haftprüfungstermin. Irgendwas, das die Gründe der Staatsanwaltschaft in Frage stellt. Wenn ich jetzt einen Haftprüfungstermin beantrage und ich lege nichts Neues vor, dann fühlt der Richter sich veräppelt.«
    Stachelmann spürte, wie Verzweiflung ihn ergriff. »Ich sitze da mit einem Idioten in einer Zelle. Den ganzen Tag läuft das Fernsehgerät, entweder Pornos oder Primitivtalkshows. Ich will eine Einzelzelle, wenigstens das.«
    »Hatten Sie schon ein Aufnahmegespräch mit dem Stationsleiter?«
    Stachelmann schüttelte den Kopf.
    »Das wird bestimmt heute noch stattfinden. Verlangen Sie dort eine Einzelzelle. Aber ich sage Ihnen, das ist auch nicht leicht, sich immer nur mit sich selbst zu beschäftigen. Ich hatte schon Mandanten, die nach ein paar Tagen Einzelzelle gebettelt hätten um einen Zellengenossen, auch wenn sie dafür Pornos und Dumpfbackentalkshows hätten sehen müssen.«
    »Wenden Sie sich an Oberkommissar Oskar Winter von der Hamburger Mordkommission. Das ist so eine Art Freund von mir. Vielleicht fällt dem was ein, um mich hier rauszuholen.«
    Oppum schrieb etwas auf.
    »Vielleicht sollten wir am Motiv ansetzen?«
    »Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Die Polizei macht es sich da einfach. Sie hatten eine Affäre mit Frau Griesbach …«
    »Aber da war eigentlich nichts, das wird Frau Griesbach bestätigen.«
    »Die ist eine schlechte Zeugin, sie wird ja selbst verdächtigt. Das Konstrukt ist klar, Sie und Frau Griesbach wollten Herrn Griesbach loswerden.«
    »Selbst wenn man unterstellt, ich hätte mehr vor mit Frau Griesbach, dann gibt’s heutzutage so was wie Scheidung. Man bringt den Ehemann nicht um und lässt ihn auch nicht umbringen, man geht zum Scheidungsanwalt oder zieht einfach aus. Dieses Motiv gibt es nicht mehr.«
    Oppum nickte. »Aber Eifersucht?«
    »Wer auf wen?«
    »Sie auf Wolf Griesbach. Wolf Griesbach auf Sie, es kommt zum Streit, Sie erstechen Griesbach.«
    »Sie sollten Staatsanwalt werden.«
    Oppum lachte.
    »Wurde die Tatwaffe gefunden?«
    »Nein«, sagte Oppum. »Die Rechtsmedizin hat herausgefunden, es war ein Messer mit einer Klinge von etwa fünfzehn Zentimetern. Scharf, schmal und spitz.«
    »So ein Messer habe ich nicht und kenne ich nicht.«
    »Könnte ein Filetiermesser gewesen sein, auch ein Stilett.«
    »So was habe ich nicht. Meine Messer sind in der Küche.«
    »Ihre Wohnung wurde gestern Abend noch durchsucht«, sagte Oppum. »Ich war dabei, sie haben nichts gefunden.«
    Die Vorstellung verletzte Stachelmann, fremde Hände hatten seine Sachen durchwühlt. »Und wenn wir darstellen, wie der Mord noch begangen worden sein könnte?«
    »Das ist Theorie, dafür haben die keinen Sinn.« Er stand auf. »Ich werde mit Herrn Winter reden. Morgen Nachmittag komme ich wieder.«
    Sie schüttelten sich die Hand, draußen wartete Schwarzenegger auf Stachelmann. »Wir gehen jetzt gleich zum Leiter«, sagte er. »Zugangsgespräch. In seinem Büro.« Es klang, als wäre es eine Auszeichnung.
    In einer Kammer mit kahlen Wänden,

Weitere Kostenlose Bücher