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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Eindringling, dass du dich in ihn hineinversetzt oder in das, wofür du ihn hältst. Er beschäftigt deine Fantasie und deine Angst, die darauf lauert, dich zu packen. Wenn du nichts dagegen tust, landest du auf der Anklagebank. Aber wenn der Mörder will, dass ich etwas tue, und die Falle schon aufgestellt hat? Es hilft nichts, du musst dich entscheiden. Er entschied sich.
    Er wollte Pawelczyks Nummer wählen, dann beschloss er, es erst bei Ossi zu versuchen. Der war gleich dran und noch beleidigt, weil Stachelmann das letzte Gespräch grußlos beendet hatte.
    »Was willst du?«
    »Wie werde ich die Auflage los?«
    »Was meinst du?«
    »Dass ich Lübeck und Hamburg nicht verlassen darf.«
    »Du hast doch einen Rechtsanwalt.«
    »Das hilft nichts. Du musst bei diesem Kriminalrat Wesendorn anrufen und dafür sorgen, dass die Auflage verschwindet.«
    »Das kann nur der Staatsanwalt.«
    »Aber wenn die Polizei zufrieden ist, dass ich immer erreichbar bin, wenigstens per Telefon?«
    »Das wäre nicht legal, aber vielleicht kann ich erreichen, dass die ein Auge zudrücken, wenigstens für einige Zeit. Mit Burg war ich mal auf einem Lehrgang. Was hast du vor?«
    Stachelmann antwortete nicht.
    »Ach du lieber Himmel. Sag bloß, du willst wieder einen Mörder fangen. Da hast du einmal Glück gehabt, beim zweiten Mal geht’s in die Hose. Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich nicht um einen Tattergreis.«
    »Erspar mir die Belehrung, mir bleibt keine Wahl. Deine tolle Polizei zwingt mich dazu.«
    Ossi lachte. »Nun mach nicht alle nieder. Wie willst du es anstellen? Nur damit ich später weiß, wie ich den Fall Stachelmann aufdröseln kann. Wir Polizisten haben es ja gern, wenn uns die Opfer noch ein paar Tipps geben, bevor es zu Ende geht.«
    »Ich glaube, dass es einer von den Flüchtlingen oder Fluchthelfern sein könnte, die erwischt wurden. Also sammle ich Namen und sonstige Hinweise und suche die Leute einen nach dem anderen auf. So was nennt man übrigens Systematik.«
    »Danke, war ich nicht drauf gekommen. Gut, dass ich so einen schlauen Freund habe.«
    »Ich habe jetzt keine Lust auf deine Witze.«
    »Und ich will dir mal eines sagen: Wenn du das machst, dann stehst du eines nicht allzu fernen Tages vor deinem Mörder und merkst es nicht. Aber der muss glauben, du wärst ihm auf die Spur gekommen. Nun rate mal, was so ein Mörder in so einem Fall tut. Ich will es dir sagen: Er mordet.«
    Stachelmann antwortete nicht. Ossi hatte Recht. »Und ich will dir sagen, was geschieht, wenn ich nichts tue. Entweder der Typ treibt mich in den Wahnsinn oder ich gebe einen tollen Angeklagten ab. Du hast bestimmt gehört von diesem Mord ohne Leiche. Da waren die Indizien dünner als in meinem Fall. Eine dritte Möglichkeit wäre, ich werde wahnsinnig und kriege ›lebenslänglich‹. Du siehst, ich bin umzingelt von tollen Aussichten.«
    »Du bist umzingelt von der Panik. Aber gut, du bist über achtzehn, ich werde den Burg mal anrufen und mich dann wieder melden. Du bist zu Hause?«
    »Ja, beeil dich. Tschüss.«
    Als er aufgelegt hatte, rief er Pawelczyk an. Der klang freundlicher als am Morgen. »Ich habe mal gekramt«, sagte er. »Ob es Ihnen hilft, ist fraglich. Wo die Leute heute wohnen, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich mich in jedem Fall richtig erinnere. Das ist doch alles schon eine Weile her, und Niederlagen vergisst man gern.«
    »Besser als nichts.«
    »Na gut, hören Sie zu. Edeltraut und Fritz beziehungsweise Friedrich Kramer …« »Aus Dresden«, sagte Stachelmann und verfluchte sich gleich innerlich.
    »Na, wenn Sie schon alles wissen.«
    »Ich habe nur von dem Fall gehört, aber gedacht, die heißen Krämer. Und die Vornamen kannte ich auch nicht.« Pawelczyk räusperte sich. »Also, die wurden zusammen mit Willy geschnappt.«
    Stachelmann sagte nicht, dass er das wusste.
    »Wilhelm Schlösser, das war eine witzige Type. Aber es war falsch, den rüberzuschicken. Willy wohnte schon ewig in Berlin, aber er wurde seinen schwäbischen Dialekt nicht los. Natürlich fiel er im Osten auf. Vielleicht haben sie ihn deswegen erwischt.«
    Stachelmann stellte sich dumm. »Wo und wie wurde er gegriffen?«
    »Das hat Ihnen doch bestimmt schon der Henry erzählt.«
    »Eher angedeutet.«
    »Aha. Also, wir haben einen VW umgebaut. Unter der Rückbank lag ein bleiummantelter Hohlraum oder eine Kiste, wenn Sie so wollen. Wir hatten nämlich gesteckt bekommen, dass die an der Grenze jedes Auto mit

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