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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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nach.
    Caravaggio murmelte Zustimmung. Er kannte die Begriffe und hatte die Methoden gelernt.
    «Mein Kampfstil basiert auf den ritterlichen Gesten eines Höflings», sagte Martelli. «Aber nachdem ich einige Scharmützel erlebt hatte, habe ich ihn vereinfacht. Während der großen Belagerung habe ich die Schulter eingesetzt, um den anderen Burschen aus dem Gleichgewicht zu bringen, und dann habe ich ihn mit dem tödlichsten Stoß fertiggemacht.» Er packte Caravaggio an der Schulter, zog ihn zu sich heran und stieß ihm mit der Hand gegen die Brustseite. «Den Dolch in die Achselhöhle, so.»
    Die überraschende Wirksamkeit von Martellis angedeutetem Stoß ließ Caravaggio zittern.
Jetzt weiß ich, warum er sich nicht vor Mogeleien am Spielbrett schützen muss
.
    «Auf der seeseitigen Mauer unserer Burg», sagte Martelli, «bekam ich einen Schlag von einem Türken und verlor mein Schwert. Er war im Begriff, mich zu erledigen. Ich umklammerte ihn, damit er nicht mit der Waffe ausholen konnte, und biss ihm in den Hals.» Martelli hielt Caravaggio fest, legte den Mund neben sein Ohr und flüsterte heftig und eindringlich. «Wir rollten eine Treppe herunter, aber ich verbiss mich so lange in seine Vene, bis er verblutet war.»
    Caravaggio stockte der Atem, als zöge die Macht der Erinnerung des Alten ihn selbst in den Kampf, von dem er erzählte.
    «An seinem Blut wäre ich beinah erstickt. Nicht sehr ritterlich, aber es hat funktioniert. Ich habe ihn umgebracht. Und ich habe nicht versucht, es edler aussehen zu lassen, als es war.» Martelli zwinkerte und sog die Lippen ein. «Ein junger Mann glaubt, die Welt durch seinen Glauben verändern zu können, durch die Art, mit der er sein Schwert führt, vielleicht sogar durch die Art seiner Kleidung. Aber wenn du zum ersten Mal einen Menschen tötest, verstehst du, dass die Welt ist, wie sie ist. Mit deinem Gegner sterben deine falschen Vorstellungen. Dir bleibt nur die Hoffnung, dass nach dem Tod dieses Mannes zumindest
du selbst
dich änderst.»
    Während der alte Florentiner erzählte, wurde Caravaggio warm ums Herz. Anscheinend hatte er lange Zeit darauf gewartet, dieser Stimme zuzuhören. Es war merkwürdig, Freude zu empfinden, wenn vom Tod die Rede war.
    «Ich habe gelernt, nichts zu verklären – weder meine Paraden noch meine Gegenangriffe. Umgekehrt habe ich mir gesagt, aus Heiligen keine Idole zu machen. Ihr Tod war wie der Tod eines jeden. Die ultimative Lektion besteht darin, nicht sich selbst zu überhöhen. Bemühe dich, ein besserer Mann zu werden, aber versuche nicht, ein vollkommener Mann zu sein.»
    Martelli richtete sich auf. «Wenn Ihr den heiligen Johannes malt, Michele, dann beschönigt nichts. Lasst es nicht zu einer virtuosen Übung werden. Findet den Weg, um das, was im Inneren liegt, zu malen.» Er streckte den Arm aus und stieß Caravaggio mit der Faust ans Herz. Dann schob er das Backgammonbrett beiseite. «Mein Spiel.»
    ∗
    Caravaggio hatte vier Leinwände zusammengenäht, die sechs Schritte breit und zweimal so hoch wie ein ausgewachsener Mann waren. Nachdem er die leere Kalksteinmauer hinter dem Altar im Oratorium aus jedem Blickwinkel überprüft hatte, legte er das Format für
Die Enthauptung Johannes’ des Täufers
fest. Es musste so groß sein, damit der dargestellte Vorgang auch für die Gläubigen in den hinteren Reihen des Raums klar erkennbar blieb, jedoch nicht so gewaltig, dass die von ihm gemalten Figuren überlebensgroß erschienen.
Wenn dem Täufer der Kopf vom Rumpf getrennt wird, sollen sich die Novizen wie Zuschauer eines realen Ereignisses vorkommen
, dachte er.
Ich will ihnen zeigen, was es heißt, zu töten und den Tod so zu fürchten, wie ich ihn als Verurteilter fürchte
.
    Er präparierte die Oberfläche der Leinwand mit Knochenleim, stieß den Pinsel in die Nadellöcher zwischen den Stoffbahnen und freute sich, wenn sich die Leinwand bei jedem Pinselstrich über dem hölzernen Spannrahmen bog. Er trug eine orangerote Grundierung auf, in die er etwas gelbes Ocker und gelbe Erdfarbe mischte. Darüber legte er eine zweite, dunkelbraune Schicht, die aus Kohlschwarz und rotem Ocker gemischt war. Diese Schichten würden durch das fertige Gemälde hindurchschimmern und ihre Untertöne Leben und Licht in den Kerker bringen, in dem der Tod des Heiligen stattfand.
    Während er auf die Ankunft seiner Modelle wartete, sprühte er vor Kraft. Er musste sich etwas davon aus den Beinen schütteln, weil er sonst nicht dazu in der

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