Mit Chic Charme und Chanel
ich hatten, machten mich dann doch nervös.
»Das Festnetz sollte sicher sein, aber ich nehme Ihr Telefon in Geiselhaft, bis Sie gehen.« James klopfte einmal an die Tür und kam dann rein. Ließ mir gerade genug Zeit, nach einem der Bademäntel zu greifen, die hinter der Tür hingen. Aber nicht genug Zeit, um ihn anzuziehen.
»Hübsches Höschen, Calvin Klein?«
»Äh, ja«, sagte ich und versuchte in den Bademantel zu schlüpfen, ohne einen Zentimeter Fleisch oder weiße Spitze zu entblößen. Auch unter besten Voraussetzungen keine leichte Aufgabe, und noch schwieriger, wenn man a) lächerlich unbeholfen war und b) sich im Hotelbadezimmer eines hochattraktiven Schauspielers befand. Eines höchst attraktiven Schauspielers, der sein Hemd ausgezogen hatte. Hübsch.
»Erzählen Sie es nicht Ihrem Model-Freund, aber ich habe letztes Jahr Werbung für Calvin Klein gemacht.« Er nahm einen Ärmel des Bademantels, theoretisch, um mir hineinzuhelfen, aber praktisch, um mich in noch weitere der vielen
Meter Baumwolle zu verwickeln. »Ich glaube, das ist das Set, das Eva trug.«
Super. Wer wollte nicht mit Eva Mendes in Unterwäsche verglichen werden?
»Mir tut das Ganze so leid«, sagte ich wieder. »Ich weiß nicht, was er für ein Problem hat. Es ist nur … Mein Gott, Jenny wird mich umbringen.«
»Der geht es sicherlich gut.« James strich sich das Haar aus der Stirn. Waren seine Wangenknochen schon immer so markant gewesen? Was verbargen diese braunen Locken sonst noch alles?
»Und bitte hören Sie auf, sich für diesen Schwachkopf zu entschuldigen. Ehrlich gesagt überrascht es mich nur, dass Sie mit ihm befreundet sind. Haben Sie bemerkt, wie scharf er auf Sie ist? Und wissen Sie, dass ich seit einer Ewigkeit niemanden mehr einen Schwachkopf genannt habe? Sie kitzeln tatsächlich den Engländer aus mir heraus.«
»Das freut mich.« Ich drängte mich an ihm vorbei und eilte rasch durchs Schlafzimmer, wo versehentlich mein Blick auf zerwühlte Bettlaken fiel, und setzte mich dann ins Wohnzimmer. In einen Sessel. Worin nur einer Platz hatte. Könnte er nicht sein Hemd wieder anziehen? Ich war schließlich auch nur ein Mensch.
»Und nur mal so, er hat absolut kein Interesse an mir. Ich kenne ihn nicht mal richtig, wir sind nicht befreundet. Er und Jenny haben in New York mal im selben Hotel gearbeitet, das ist alles.«
»Dann sind die beiden also befreundet?«
»Gewissermaßen.« Ich zog die Nase kraus. Nun hatte Jenny keine Chance mehr auszutesten, wieweit ihre »Freundschaft« ging. Und ich würde dafür bluten müssen.
»Verstehe, Freunde mit gewissen Vorzügen?«
Ehe ich das klarstellen konnte, klopfte es an der Tür. James
öffnete und tauschte mein Kleid gegen ein Tablett mit Getränken. »Danke«, sagte er jemandem, den ich nicht sehen konnte, »Tee?«
»Ja bitte«, seufzte ich und merkte plötzlich, wie müde ich war. »Ein Tee ist jetzt genau das Richtige.«
»Wie Sie auf meine HobNobs reagieren werden, möchte ich lieber nicht wissen«, sagte er und präsentierte eine volle Packung Kekse.
»Das ist wirklich das beste Hotel der Welt.«
»Sagen Sie das bloß nicht vor Jenny«, erwiderte ich und nahm mir eine Handvoll krümeliger Keksköstlichkeit.
»Für sie gibt es nur The Union. Jedenfalls bis vor einiger Zeit; sie hat schon eine Ewigkeit nichts mehr geklaut.«
»So, jetzt müssen wir zwanzig Minuten überbrücken«, sagte James und nahm seinen dampfenden Becher in beide Hände. »Was wollen Sie tun?«
Was wollte ich tun? Was für eine Frage. Mein Kopf wollte Jenny anrufen, damit ich mich vergewissern konnte, dass alles gut war mit ihr und sie wieder mit mir redete. Mein Herz wollte Alex anrufen, um seine schläfrige Stimme zu hören, und wie sein Gig gelaufen war, und ihn dann zu bitten, den Hörer neben sich aufs Kissen zu legen, bloß um ihn atmen zu hören, bis er eingeschlafen war. Aber ein anderer, weniger poetischer Teil von mir brannte geradezu darauf aufzustehen, James Jacobs die Tasse Tee aus der Hand zu nehmen und sein Flirten auf die Probe zu stellen. Mit einem Finger seine Bauchmuskeln nachzuzeichnen, seine scharf konturierte Brust und dann seine volle Unterlippe. Nur drücken, nur um zu sehen, ob sie wirklich so fest und vornehm war, wie sie aussah. Um dann vielleicht ein wenig daran zu knabbern. Und dann -
»Sie haben so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck«, unterbrach James meine Träumereien. »Woran denken Sie?«
Dass ich dich am liebsten gegen das Sofa drücken und
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