Mit deinen Augen
kommt es fast so vor.«
»Ich scheuer dir gleich eine«, sagt Scott. Seine Arme hängen herunter, aber die Muskeln sind angespannt, die Adern dick wie Strohhalme. Ich weiß, dass er Sid schlagen wird, weil er immer wieder zuschlägt. Ich habe auch schon miterlebt, wie er Barry schlägt. Mir hat er auch schon eine verpasst, nachdem ich ihn und seine Freunde beim Poker besiegt habe. Jetzt hat er die Hände zu Fäusten geballt; ich sehe seine knorrigen Altmänner-Knöchel, sehe die vielen kleinen Altersflecken, die schon fast einen großen Gesamtfleck bilden, der an eine Verbrennung erinnert. Dann reißt er die Faust hoch, wie eine Schlange, die sich aufrichtet, um blitzschnell zuzustoßen. Sid hebt die Arme, um sein Gesicht zu bedecken, lässt sie aber wieder sinken und umklammert seinen Oberschenkel, als hätte er beschlossen, sich lieber nicht zu schützen. Das Endergebnis: ein Faustschlag auf Sids rechtes Auge, eine kreischende ältere Tochter, eine verschreckte jüngere Tochter, ein Vater, der versucht, mehrere Personen auf einmal zu beruhigen, und eine Schwiegermutter, die begeistert jubelt, als hätten wir gerade etwas Großartiges zustande gebracht.
18
Ich fahre die Kahala Avenue entlang, zu Shelley und Lloyd. Ich habe keine Lust, Shelley zu erzählen, dass meine Frau bald sterben wird - nicht, weil ich solche Nachrichten ungern überbringe, sondern weil Shelley wie ein Pitbull ist. Sie ist die Ehefrau eines Senators und glaubt, dass sie alles regeln kann, wenn sie nur die richtigen Leute anruft.
Sid sitzt auf der Rückbank, fassungslos.
»Mein Vater hat mir beigebracht, die Leute zu warnen, bevor ich zuschlage.« Das war alles, was Scott zu sagen hatte, nachdem er Sid ins Gesicht geschlagen hatte.
»Aha.« Das war alles, was Sid zu sagen hatte, nachdem er von Scott ins Gesicht geschlagen worden war.
Sie maßen einander mit abschätzenden Blicken, dann ging Sid zu meinem Wagen, und Scott ging ins Haus. Er rief Alice zu, sie müssten jetzt sofort die Sachen für ihre Tochter zusammentragen. Joanies Namen nannte er nicht mehr, weil er wahrscheinlich nichts mehr von Chachi hören wollte.
»Was macht dein Auge?«, frage ich Sid. »Meine Güte, Alex, kannst du bitte nach vorne kommen? Ich komme mir vor wie ein Chauffeur, wenn ihr beide da hinten sitzt.«
»Das wäre doch super«, sagt Sid. »Ich meine, wenn wir einen Chauffeur hätten. Meinem Auge geht’s gut.« Er nimmt den tiefgefrorenen Spinat vom Gesicht, den wir gerade im Supermarkt für ihn gekauft haben. »Wie sieht’s aus?«
Ich schaue in den Spiegel. Meine Tochter hat das Bein über Sids Oberschenkel gelegt, und ich frage mich: Wie bin ich nur zu diesem Typ gekommen? Wo kann ich ihn zurückgeben? Sein Lid ist hellblau angelaufen. Die Haut unter dem Auge ist geschwollen, aber statt auszusehen wie ein Mann mit einer guten Geschichte, erinnert er eher an einen Jungen mit einer schlimmen Allergie.
»Sieht okay aus«, sage ich.
»Ich kann’s nicht fassen«, sagt Sid. »Echt mal - wie oft schlagen einen alte Leute ins Gesicht? Das war total krass.« Er drückt Alex’ Bein.
»Alex«, sage ich, »komm nach vorne.«
Sie zwängt sich zwischen den Sitzen durch und lässt sich auf den Vordersitz gleiten, und ich höre, wie eine Hand auf ihren Po klatscht.
Ich seufze.
»Wieso hast du gesagt, Scottie soll mit Grandpa ins Krankenhaus fahren?«, fragt Alex.
»Was heißt hier, wieso? Sie soll Mom besuchen. Du auch.«
»Aber vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn sie die ganze Zeit bei Mom hockt.Vor allem jetzt. Sieht sie nicht bald anders aus?«
»Keine Ahnung«, antworte ich.
»Was ist, wenn sie Schmerzen hat und wir das mitbekommen?«
»Dann musst du für sie da sein«, sagt Sid. »Und alles rauslassen, sonst staut es sich auf und macht einen total irre. Ich kann’s echt nicht glauben, dass dein Großvater mir gerade eine aufs Auge gegeben hat.« Er betrachtet die Spinatpackung.
»Das macht er öfter«, sagt Alex. »Aber es ist schon eine Weile her. Schon ganz schön heftig.«
»Du musst deine Mutter besuchen«, sagt Sid.
Alex widerspricht nicht.Wenn ich das gesagt hätte, dann hätte sie sich gewehrt, und ich weiß nicht, ob ich Sid dankbar sein soll oder nicht.
Ich biege in die Pueo Road ein und drossle das Tempo.
Ich komme mir vor wie auf dem King’s Trail - als müsste ich über raues, unebenes Terrain fahren, um meine Ware Leuten anzubieten, die sie gar nicht haben wollen. Aber es gab auch noch einen anderen Grund, weshalb Menschen
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