Mit deinen Augen
Schaumkronen der Wellen.
Als er mich sieht, lächelt er müde. Mein Besuch scheint ihn nicht zu überraschen.
»Racer«, sage ich. Ich gehe zum Tisch und ziehe einen Stuhl ab, aber die Sitzfläche ist feucht.
»Hallo, Matt.« Er betrachtet den nassen Stuhl. »Wir können auch reingehen.« Er steht auf, und ich sehe, dass sein Bademantel hinten völlig durchnässt ist.
Wir gehen in die Küche, und er gießt mir eine Tasse Kaffee ein. »Danke«, sage ich, »hast du vielleicht ein bisschen Kaffeesahne?«
»Nein.«
»Na, egal.«
Er fängt an, die Küchenschränke zu durchsuchen. »Wir haben irgendwo noch dieses Pulverzeug. Ich weiß leider nicht, wo die Sachen sind. Noe hat alles eingeräumt. Mir ist die Milch ausgegangen.«
»Wie geht es Noe?«
Er setzt sich an den Küchentisch. »Ich habe die Hochzeit abgesagt. Sie ist ausgezogen.«
»Wie bitte? Ist das dein Ernst? Wieso?«
Er trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte. Braun gefleckte Mangos liegen auf einem Stück Zeitung. »Es kam mir einfach nicht richtig vor.« Er stützt den Kopf in die Hände. »Meine Eltern mögen sie nicht. Sie haben nie etwas gesagt, aber ich weiß es, und das reicht. Sie ist ein Kindermädchen, verstehst du? Und eine Tänzerin. Sie kommt aus einem anderen Stall.«
Ich denke an seine Familie, eine typische Plantagenbesitzerdynastie, die mit Zuckerrohr reich geworden ist. Aber seine Eltern sind so nett und warmherzig - ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie Noe ablehnen. Das ist das Schöne an der besseren Gesellschaft von Hawaii: Man trifft dort kaum Snobs.
»Eigentlich dürfte so was ja keine Rolle spielen - aber es spielt eine Rolle, verstehst du?«
»Ja, klar.«
»Ich hatte einfach das Gefühl, sie ist die falsche Wahl.« Er setzt sich auf. »Aber es ist okay. Ganz bestimmt. Es sollte eben nicht sein.« Seine Augen werden feucht. Dann richtet er den Blick auf mich. »Bist du nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen?«
Ich betrachte die Mangos und trinke einen Schluck von meinem schwarzen Kaffee. »Ja, ich habe dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Und jetzt war ich gerade auf dem Weg nach…« Mit einer vagen Handbewegung deute ich in Richtung Kailua. Erst da wird mir bewusst, dass sein Haus auf dem Weg nach nirgendwo liegt. Er wohnt in einer Sackgasse.
»Wie geht es ihr?«, fragt er.
»Ganz okay«, sage ich. Ich habe noch nie erlebt, dass Racer Gefühle zeigt, und ich will nicht aufdringlich sein. Dass die Verlobte auszieht, passiert nicht alle Tage. Ich möchte seinen Schmerz nicht durch noch mehr Schmerz stören. So ist das: Seine Eltern akzeptieren Noe nicht, ich akzeptiere Sid nicht, und Joanies Vater akzeptiert mich nicht.
»Prinzessin Kekipi«, sage ich unvermittelt. »Du weißt, sie hat gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet. Eigentlich tun wir das doch alle. Du musst tun, was du willst.«
Racer nickt. »Es ist noch nicht zu spät«, murmelt er.
»Ja«, sage ich.
Er lässt die Schultern sinken. Was kommt jetzt?
»Na ja - meine Kinder warten draußen im Auto.« Ich stehe auf, um zu gehen, obwohl ich meine Tasse nicht mal halb ausgetrunken habe. Racer merkt gar nicht, wie absurd und sinnlos dieser Blitzbesuch ist. Er bringt mich an die Haustür. Auf der Couch liegt eine Bettdecke, auf dem Tischchen steht eine Flasche Wein, daneben liegt die Fernsehzeitschrift mit rot umkringelten Sendungen. Er hält die Tür auf und legt die andere Hand schützend über die Augen, wegen der blendenden Sonne. Er winkt meiner Familie zu. »Das wird schon wieder«, sage ich. Er nickt und schließt die Tür. Ich gehe zum Auto und bin ziemlich fertig. Hoffentlich heiratet er das Mädchen! Ich weiß ja auch nicht, wieso mir das so wichtig ist, aber es ist mir wichtig.
»Ich habe es nicht geschafft«, sage ich, als ich mich ans Steuer setze.
»Was?«, fragt Scottie.
»Tja - bei der nächsten Station hast du keine andere Wahl«, sagt Alex.
Racer war nur der Probelauf. Die zweite Etappe ist die Hauptveranstaltung. Jetzt muss ich mich darauf einstellen, mit Menschen zu reden, die mich nicht akzeptieren. Ich lasse den Motor an, stoße rückwärts aus der Einfahrt und fahre zum nächsten Ziel.
17
Wir sitzen auf der umlaufenden Veranda, weil Scott gerade dort war, als wir ankamen. Er saß in einem Korbstuhl und balancierte einen Drink auf den Knien. Scottie ist im Garten, mit ihrer Großmutter, und deutet auf alle möglichen Dinge. »Stein«, höre ich sie im Geiste sagen. »Teich.« Joanies Mutter hat
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