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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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knurrt Sid. Er dreht sich weg, als er das sagt, und starrt aus dem ovalen Flugzeugfenster. »Wenn er sie wirklich lieben würde, dann hätte er nicht Ihre Frau gevögelt.«
    »Sid«, sagt Alex, und ihre Stimme ist verblüffend ruhig. »Halt bitte die Klappe.«
    »Ja«, sage ich, sehr bemüht, ebenfalls ruhig zu bleiben. »Bitte.«
    Draußen schwebt ein Stück von Honolulu in unser Sichtfeld. Ich sehe Lichter, die sich die Hügel hinauf bewegen, dann folgt eine leere dunkle Fläche und schließlich wieder eine Reihe von erhellten Häusern. Es ist immer seltsam, wenn man daran erinnert wird, dass andere Leben völlig normal weitergehen. Zu jedem Licht, das ich hier sehe, gehört ein Mensch oder eine Familie - oder jemand wie ich, dessen Welt kollabiert. Ich merke, wie das Flugzeug zum Landeanflug ansetzt, dann blockieren Wolkenfetzen die Sicht und machen spürbar, wie schnell wir noch fliegen.
    »Ich glaube, du solltest jetzt nach Hause gehen«, sage ich zu Sid. »Zu deiner Mom.« Er starrt immer noch aus dem Fenster, stumm. »Sid - hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ich kann nicht«, sagt er.
    »Natürlich kannst du. Sie ist deine Mutter. Sie will, dass du nach Hause kommst.«
    »Sie hat mich rausgeworfen«, sagt Sid.
    Ich versuche, mit Alex Blickkontakt aufzunehmen, aber sie schaut nicht in meine Richtung. Ihre Hand liegt immer noch auf Sids Schenkel. Die beiden sind unerreichbar. Neben uns erstrecken sich die Landebahnen.Wir sind zurück in der Wirklichkeit, viele, viele Meilen entfernt von der Insel der Sorglosigkeit.

VIERTER TEIL
    Die Wegfindung

35
    I ch treffe die Vettern im Haus von Cousin Six. Er heißt Cousin Six, weil er als Junge irgendwann sechs Bier runtergekippt und sich dann selbst einen Nasenstüber verpasst hat. Inzwischen ist er um die siebzig und immer noch derselbe, genau wie sein Spitzname. Er sitzt im Wohnzimmer, das ähnlich ist wie meines, mit gläsernen Schiebetüren, die auf den Garten hinausgehen. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, erzählt er mir, wie er den Soldaten das Surfen beigebracht hat, damit diese ihm Zugang zu seiner Lieblingsstelle gestatten, die während des Krieges abgesperrt war. Deshalb bin ich jetzt draußen am Pool, um ihm aus dem Weg zu gehen. Er erzählt mir immer von den Soldaten, als könnte ich diese Anekdote unmöglich kennen, und das macht mich traurig und auch ein wenig wütend.
    Ich sitze an einem Tisch beim Swimmingpool und studiere die Dokumente und unsere Presseerklärung, den Stift in der Hand, aber ich habe noch nicht unterschrieben. In Gedanken bin ich ganz woanders, verständlicherweise. Demnächst werde ich Witwer sein. Es kann jeden Tag passieren. Die Mädchen warten im Krankenhaus auf mich, um es wettzumachen, dass wir eine Nacht und zwei Tage weg waren. Sid habe ich seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Was erwartet er von mir? Ich habe mir überlegt, ob ich seine Mutter anrufen soll, aber dann gäbe es nur noch eine weitere überflüssige Person in meinem Leben. In meinem Kopf tummeln sich sowieso schon so viele Leute, die nicht da sein sollten. Ich schiebe Sid und die Mädchen beiseite. Heute muss ich mich auf die Erbschaft konzentrieren.
    Ein paar Cousins möchten das höchste Gebot annehmen, ohne Rücksicht darauf, dass ein Wal-Mart das Tarofeld ersetzen würde, aber die Mehrheit ist für Holitzer, den einzigen Bewerber aus unserer Gegend. Es gefällt mir nicht, wie die Sache läuft. Ich möchte, dass dieses Land in gute Hände kommt, und unsere Wahl passt mir genauso wenig wie alle anderen Optionen, die hier vor mir liegen. Meinem Vater würden sie auch nicht gefallen. Holitzer hat gewonnen. Brian hat gewonnen.
    Mehrere Vettern treten heraus auf den Patio. Sie tragen Shorts, bunt gemusterte Hemden und Gummilatschen, und in der Hand halten sie Cocktails, zur Feier des Tages. Die Frau von Cousin Six bietet eine Schale mit Mochi Crunch an, und bald wird bei allen der Atem nach Sojasoße riechen.
    »Eh - lange nicht gesehen!« Hugh kommt mit seinen Unterlagen zu mir, einen Stift im Mund.
    »Wir sind uns doch erst gestern begegnet«, sage ich. »Auf Kauai.«
    »War das gestern Abend? Jungejunge.« Er inspiziert den Stuhl. »Meinst du, der hält mich aus?«
    Ich begutachte die aus Plastikschnüren geflochtene durchgesessene Sitzfläche. Die Schnüre unter mir haben nachgegeben und drücken sich in die Unterseite meiner Oberschenkel. »Ich denke schon.«
    Hugh setzt sich, und man kann richtig hören, wie das Plastik sich dehnt.
    »Das ist ja so’ne

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