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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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es ihr gefällt, weil ich will, dass sie sich gekränkt, beleidigt, verwirrt, sauer, hilflos, glücklich fühlt. Weil ich es will.
    Ich sehe ihr nicht in die Augen, als ich mich von ihr losmache, aber mein Blick fällt auf ihre Lippen. Ihre Zungenspitze erscheint, um meine Spuren zu entfernen.Wortlos wende ich mich ab und lasse Julie mit ihrer Familie zurück. Unten am Strand löst sich etwas in meinem Inneren, aber nicht, weil ich mich entspanne. Sondern weil etwas in mir aufgibt. Ich habe versagt. Ich kehre mit leeren Händen zurück.

34
    Der Flug um Viertel nach neun ist verblüffenderweise fast ausgebucht.Touristen schleppen Einkaufstüten voller Souvenirs an, weil sie beweisen wollen, dass sie hier waren. Ich stelle mir vor, was in diesen Tüten steckt: Hula-Mädchen als Kühlerfiguren,T-Shirts, Macadamia-Nüsse. Bestimmt haben sie auch goldene Armkettchen dabei, in die sie ihren hawaiischen Namen stanzen ließen, und wenn sie heimkommen, nennen sie ihre Hunde oder ihre Kinder Lani und Koa. Ich hatte erwartet, wir würden meiner Frau einen Mann als Andenken mitbringen, aber jetzt haben wir überhaupt keine Souvenirs dabei, wir haben nichts vorzuweisen.
    Die Mädchen hängen völlig abgeschlafft in ihren Sitzen. Ich könnte schwören, dass Scottie in den letzten Tagen abgenommen hat. Sie döst neben mir. Die kratzige graue Wolldecke der Luftfahrtgesellschaft hat sie sich wie eine Kapuze über den Kopf gezogen, und darunter sieht sie kränklich und blass aus.Wie ein Crack-Baby. Oder wie der Tod. Ich muss aufpassen, dass die Kinder genug essen. Ich muss aufpassen, dass sie sich waschen, sich die Zähne putzen, zum Arzt gehen und ihre Schulbücher einpacken. Ich muss dafür sorgen, dass sie Sport treiben und Freunde haben, dass sie lernen und in ihrer Freizeit etwas lesen. Ich muss ihnen sagen, dass sie nicht rauchen und keinen Sex haben sollen, dass sie nicht zu fremden Leuten ins Auto steigen dürfen und auch nicht zu Freunden, die getrunken haben. Sie müssen Bedankemichbriefe schreiben und essen, was auf den Tisch kommt. Sie müssen »Ja« sagen und nicht »Jepp«, sie müssen die Serviette auf den Schoß legen und ihren Kaugummi mit geschlossenem Mund kauen. So viele Punkte. Ich brauche mehr Zeit.
    Alex fragt: »Wie war’s?«
    Ich deute auf Scottie und lege den Finger an die Lippen, um die Frage nicht beantworten zu müssen.
    »Ihr geht es gut«, sagt Alex. »Erzähl schon.Wann kommt er?«
    Sid beugt sich vor. Ich schaue geradeaus und spüre ihre Blicke.Was soll ich sagen? Es ist so ähnlich wie die Sache mit der Haifischgeschichte. Manche Informationen muss man zurückhalten und für später aufsparen. Die Mädchen sollen einen guten Eindruck von ihrer Mutter behalten. Aber ich bin mir nicht sicher, welcher Eindruck besser ist - Joanie, die liebt und die leidenschaftlich und rückhaltlos zurückgeliebt wird, oder Joanie, die betrogen wurde. Sie wird nie erfahren, was für einen Fehler sie gemacht hat, und ich weiß nicht, ob ich das positiv finde oder ob ich enttäuscht bin.
    »Er war schockiert«, sage ich.
    »Tut es ihm leid?«, fragt Sid. »Ich kann nur hoffen, dass es ihm leidtut, Mann. Sie hätten es seiner Frau sagen können, aber das haben Sie nicht getan. Ihm muss doch klar sein, was für ein Glück er hat. Ich hätte seiner Frau alles unter die Nase gerieben. Sie hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Sonst bleibt sie bis ans Ende ihres Lebens eine ahnungslose Kuh.«
    »Beruhige dich, Sid«, sage ich. »Es gibt keinen Grund, solche Töne zu spucken.«
    Alex legt ihm die Hand auf den Oberschenkel, und ich sehe, wie sein Bein zuckt. Sie hat ihn gut im Griff. Ich wüsste gern, warum er so wütend ist. Ich muss daran denken, wie er sich beim Hinflug auf das Blatt mit den Sicherheitsvorschriften gestürzt hat. Jetzt hole ich die laminierten Instruktionen aus der Sitztasche, um Alex und Sid abzulenken. Ich studiere das Bild, auf dem die Passagiere auf dem Meer in ein Floß klettern.Weit und breit ist kein Land in Sicht. Ihre Sicherheitswesten sind aufgeblasen. Ein Asiate lächelt.
    Alex schaut auch darauf. »Ihre Klamotten sind nicht mal nass.«
    Ich zeige mit dem Finger auf das Flugzeug, das im Meer treibt.
    »Kommt er nach oder was?«, fragt Sid.
    »Ich glaube nicht«, antworte ich.
    Schwach, verletzlich, schwärmerisch, benutzt. Würden diese Eigenschaften in Alex’ Augen ihre Mutter liebenswerter, menschlicher machen?
    »Ich glaube, er liebt Julie - trotz allem«, sage ich.
    »Tja, Pech gehabt«,

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