Mit deinen Augen
unteren Drittel, und sie sagt …«
»Schluss mit Reina. Du weißt doch, was wir gesagt haben.«
»Okay, aber ich möchte, dass sie morgen ins Krankenhaus kommt. Alex hat immer jemanden, und ich will das auch.«
»Scottie. Sie kann morgen nicht kommen.«
»Warum nicht?«
»Verstehst du denn, was los ist?« Scottie geht zu ihrem Rucksack, wühlt darin und holt irgendwelche Sachen heraus. »Scottie, ich habe dir eine Frage gestellt.«
»Ja, Dad, Gott!«
»Also - sag mir, weshalb wir hier sind. Erzähl mir nichts von Reina. Und kram nicht in deinem Rucksack. Sag mir, warum wir hier sind und wieso du deine Mutter nicht anfasst und nicht mit ihr redest.«
»Dad!« Ich drehe mich um. Alex steht im Türrahmen. Sie reicht mir eine Wasserflasche. Scottie setzt sich ganz hinten auf einen Stuhl, mit dem Rücken zum Zimmer. Ich möchte sie in den Arm nehmen, aber ich kann es nicht. Ich muss mich an meinem Zorn festhalten.
»Weshalb schreist du so?«, fragt Alex.
»Ach, nichts. Deine Schwester hat über Reina geredet, deshalb. Darüber habe ich mich aufgeregt. Ich will ja nur, dass alles glatt läuft, Kinder. Ich will nicht, dass ich euch … dirigieren muss. Wo ist eigentlich Sid? Ich würde gern etwas mit ihm besprechen.«
»Wahrscheinlich ist er bei den anderen Mädchen«, sagt Scottie. »Gestern Abend waren diese Freundinnen von dir am Strand, und Sid ist mit ihnen losgezogen, während ihr in dem Haus wart.«
»Was redest du für einen Quatsch?«, sagt Alex, aber man kann ihr ansehen, dass sie verletzt ist.
»Er hat bestimmt eine Orgie mit ihnen gemacht«, sagt Scottie mit bedeutungsvoller Stimme.
»Mir doch egal«, sagt Alex, obwohl es ihr offensichtlich ganz und gar nicht egal ist. »Oh, mein Gott!«
Ich folge ihrem Blick. Joanies Arm ragt in die Luft, als wollte sie einen Eid leisten.
Ich schaue sofort in ihr Gesicht, aber die Augen sind geschlossen. Es kommt manchmal vor, dass sie sich bewegt, aber Alex hat das noch nie miterlebt. Scottie schaut immer noch zur Wand. »Komm her, Scottie«, sage ich.
Ich starre auf Joanies Hand. Sie ist blass und trocken. Ihre Fingernägel sind länger. Auf einmal ächzt sie laut, als würde sie nach Atem ringen.
»Sie kriegt keine Luft!«, schreit Scottie.
»Komm her«, wiederhole ich, mit mehr Nachdruck diesmal.
»Dad!«, ruft Alex.
Mit gesenktem Kopf kommt Scottie zu mir.
»Sie kann atmen«, sage ich. »Der Arzt sagt, das ist einfach ein Reflex. Sie kämpft nicht, sie leidet nicht. Und jetzt geh zu ihr und halte ihre Hand.«
Ich sehe die hellen Härchen auf Joanies Arm, die Falten am Handgelenk. Ich nehme Scottie an der Hand und ziehe sie zu ihrer Mutter. Sie sperrt sich dagegen, und Alex schreit, ich soll sie loslassen, aber ich reagiere nicht. Ich öffne Scotties Faust und drücke ihre Hand in die ihrer Mutter, und dann biege ich Joanies Finger, sodass sie Scotties Hand umschließen. Scottie laufen Tränen über die Wangen. Sie hat rote Flecken im Gesicht, so wie ich, wenn ich wütend bin, oder beim Sex. Joanie atmet immer noch keuchend. Es klingt, als müsste sie kämpfen. Es klingt, als würde sie leiden. Ich halte Scottie fest.
»Dad!«, ruft Alex wieder. »Hör auf!«
»Nimm du die andere Hand«, sage ich zu Alex und deute auf die andere Seite des Bettes. »Jetzt. Jetzt sofort.«
Alex geht zur anderen Bettseite und schaut auf ihre Mutter hinunter. Sie lüftet die Bettdecke und greift mit geschlossenen Augen nach Joanies Hand. Ihr Gesicht ist verzerrt, als müsste sie bei einer Wette gleich etwas Widerliches essen. Sie legt die Hand ihrer Mutter auf die Decke und ihre darauf. Dann packt sie zu, und ich sehe ihre Kraft. Dabei hält sie immer den Kopf gesenkt, sodass ich ihr Gesicht nicht erkennen kann. Scottie zittert. Ich halte sie von hinten fest, mit beiden Armen, als würden wir gleich abstürzen. Die Mädchen müssen dies tun, sonst werden sie es für den Rest ihres Lebens bereuen.
»Sag etwas«, sage ich zu Scottie.
»Nein«, entgegnet sie gequält. »Du tust mir weh.«
Mein Blick fällt auf Alex. Sie schaut immer noch nach unten. Ihre Schultern zucken leicht.
»Sag etwas, Alex.«
»Sag du doch etwas!«, schreit sie, und jetzt erst merke ich, dass sie weint.
Ich senke jetzt auch den Kopf und sage leise zu Joanie: »Es tut mir leid. Ich habe dir nicht alles gegeben, was du wolltest. Ich war nicht alles, was du wolltest. Du warst alles, was ich wollte.« Ich murmle so monoton, als würde ich ein Gebet sprechen. In meinem Kopf und meiner Kehle
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