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Mit dem falschen Bruder im Bett

Mit dem falschen Bruder im Bett

Titel: Mit dem falschen Bruder im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Lieblingsfantasievorstellung durchzuckten sie zwei Erinnerungen. Die erste war seine scheinbare Überraschung, als er ins Zimmer gekommen war und sie in seinem Bett gefunden hatte. Sie hatte es ihren flatternden Nerven zugeschrieben. Oder war da doch etwas anderes gewesen? Die zweite war wie er sie Marienkäferchen genannt hatte. Nur Rhys nannte sie so. Aber Rhys war nicht da. Er mochte sie ja nicht einmal mehr. Außerdem hätte er nicht gewusst, wie er zu ihr kommen konnte. Außer …
    „Rhys?“, flüsterte sie. Schon halb seine Antwort erwartend stand sie auf und zog das Laken enger um sich. In seinem Gesichtsausdruck blitzte Bestätigung auf.
    „Melina“, sagte er warnend und wollte das Tuch packen, doch sie bewegte sich schnell und verzweifelt, gewann das Seilziehen, so dass sie rückwärts zur Tür weichen konnte. Um was zu tun? Nackt in den Gang hinauslaufen? Sich selbst beweisen, dass sie ein noch größerer Dummkopf war? Sie ersetzte es durch einen Schritt seitwärts zur offen stehenden Badezimmertür.
    Er stand auf, ohne sich seiner Nacktheit zu schämen. „Komm doch her, Marienkäferchen!“, sagte er ruhig.
    Sie schüttelte den Kopf. „Du bist Max. Sag‘ mir, dass du Max bist!“
    Er überkreuzte die Arme vor seiner Brust und stand groß und stolz da. „Es tut mir Leid. Aber das kann ich nicht tun.“
    Mit einer freien Hand bedeckte sie ihren Mund, um den Schrei ihres Entsetzens zu unterdrücken. Sie fühlte, wie ihre Knie nachgaben, und hielt sich an der Wand fest, um das Gleichgewicht zu bewahren. Sie hatte sich auch letzte Nacht im Bett abstützen müssen, erinnerte sie sich. Sie hatte gedacht, der Grund wäre, weil sie keine Brille trug, aber wahrscheinlich war es wegen des Alkohols. Der Alkohol, der ihr die Kühnheit eingeflößt hatte, ins Bett zu steigen und zu masturbieren, während sie von Rhys fantasierte, während sie gleichzeitig dachte, dass sie mit seinem Bruder ins Bett gehen könnte. Alles im Interesse der Wissenschaft natürlich.
    Und was sie stattdessen getan hatte, war, sich Rhys an den Hals zu werfen. Ihn anzubetteln, ihr Vergnügen zu bereiten, erinnerte sie sich voller Scham. Was hatte sie gesagt ? Bereite mir Vergnügen. Sauge an mir.
    „Melina“, begann er von neuem.
    Sie schüttelte den Kopf. Jetzt, da sie es wusste, schien es so offensichtlich. Sein Haar war kürzer. Er sprach langsamer. Er berührte sie anders. Zögerlicher.
    Immer zögerlicher je mehr Zeit verging.
    Außer während letzter Nacht.
    Stechender Schmerz fuhr ihr in den Magen, und automatisch griff sie gierig danach. Seine Überraschung letzte Nacht war genau so gewesen. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich ihm an den Hals werfen würde. Er wäre darüber hinweggegangen, um ihre Gefühle zu schonen. Sicherlich war es nicht so, dass er von Begierde überwältigt war. Er hatte nicht einmal seine eigene Erleichterung gesucht. Vielleicht hatte er schon gewusst, dass er diese Art von Befriedigung mit ihr nicht erreichen konnte. Vielleicht hatte ihn Max gewarnt.
    Zusammen mit Verlegenheit und Herzschmerz begann ein schales Gefühl von Verrat in ihr zu brennen. „Wessen Zimmer ist das?“
    „Meins.“
    „Nicht das von Max?“
    „Sein Zimmer ist auf einem anderen Stockwerk.“
    Auf einem anderen Stockwerk. Also hatte der Mann an der Rezeption einen Fehler gemacht? Oder hatte Max in letzter Minute einen Rückzieher gemacht und Rhys reingelegt, dass er für ihn einspringen sollte?
    Das ergab am meisten Sinn.
    Trotz ihres kurzen Verdachts, dass Max Rhys gesagt hatte, dass sie auf ihn warten würde, wies der Anschein nicht darauf hin, dass Rhys sie absichtlich getäuscht hatte. Als sie den Namen seines Bruders gesagt hatte, klang er gekränkt – durch sie, durch seinen Bruder, durch die ganze Situation.
    „Aber warum … was … was machst du hier?“
    „Ich flog hierher, um dir mein Geburtstagsgeschenk zu geben. Es steht dort auf der Ankleidekommode. Hast du es nicht gesehen?“ Mit abwehrend ausgestreckten Händen, als ob sie ein tollwütiger Hund wäre, der sie gleich beißen würde, machte er nichtsdestotrotz zwei Schritte auf sie zu, umrundete das Bett, so wie sie es in der Nacht zuvor getan hatte. Sie wich zurück, tat es ihm Schritt für Schritt gleich, denn sie fühlte sich plötzlich wie ein winziges Kaninchen, das von einem sehr hungrigen Wolf gejagt wurde. „Stattdessen hast du mir ein Geschenk gegeben. Zu schade, dass es nicht für mich bestimmt war, aber …“
    „Aber nichts“, sagte sie.

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