Mit dem Feuer gespielt
Wege, ganz gleich, wie eilig sie es hätten. Wie hätte sie ihnen gestehen sollen, daß sie gar nicht mit Gottes Segen verheiratet sein wollte? Daß eine kirchliche Hochzeit selbst für sie eine zu große Farce war? Also hatte sie wieder Clay dafür verantwortlich gemacht, indem sie schlicht erklärte, ihm sei es auf diese Weise lieber. Was machte eine Lüge mehr oder weniger schon aus?
"Okay", sagte Harry. "Und jetzt machen wir eins vom glücklichen Paar. Kommen Sie, Mr. Granger."
Clay, der in seinem maßgeschneiderten, dunkelblauen Anzug mit silberner Krawatte umwerfend aussah, reichte jemandem sein Glas und kam zum Kamin.
"Stell dich hinter Izzy", forderte Harry ihn auf. "So ist es gut.
Noch näher zusammen, Freunde. Kannst du die Blumen
loslassen, Izzy? Kann ihr mal jemand die Blumen abnehmen?"
Izzy warf den Strauß Orchideen in die Menge. Sofort hob sich eine Hand und griff danach. Alle Fabrionis lachten, als sie sahen, daß Izzys Patentante, die drahthaarige, habichtgesichtige Teodora, den Strauß aufgefangen hatte.
"Du bist die nächs te, Tante Teddy!" rief die kleine Rosa, eine von Izzys vielen Nichten.
"Paß auf, was du sagst", knurrte Teddy. "Hier." Sie gab dem begeisterten Kind den Strauß. "Schmeiß ihn in den Müll."
Harry tat, als müßte er sich eine Träne wegwischen. "Ich liebe Hochzeiten." Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die frisch Vermählten. "Na schön, Freunde, ihr scheint euch zu amüsieren. Clay, leg die Arme um Izzy."
Clay umarmte sie zaghaft.
"Nein, so nicht." Harry verließ seinen Standort hinter der Kamera, um sein Motiv in Position zu bringen. Er legte Clays Arme fest um Izzys Taille und sagte: "Herrgott, entspannt euch doch. So ist es gut. Und jetzt verschränkt eure Finger miteinander. Beide Hände. Lehn dich zurück an ihn. Entspannt euch. Genau so." Er kehrte hinter die Kamera zurück und hantierte an der Einstellung.
Izzy hatte Harry in den wahren Grund für diese Heirat einweihen wollen, doch Clay hielt Diskretion für besser, zumindest vorläufig. Daraufhin hatte Izzy ihm vorgeworfen, er traue seinem besten Freund nicht, aber Clay hatte darauf bestanden, daß es keine Frage des Vertrauens sei. Harry meinte es immer gut, aber er redete auch gern, und manchmal erzählte er, ohne nachzudenken, drauflos. Clay wollte nicht, daß die Wahrheit schon vor der Hochzeit durchsickerte. Sobald sich alles beruhigt hätte, würden sie gemeinsam entscheiden, mit wem sie ihr Geheimnis teilen wollten.
"Eine Sekunde noch", murmelte Harry und verstellte Höhe und Winkel des Stativs.
Clay neigte den Kopf, so daß sein Gesicht Izzys Haare streifte. "Hm", flüsterte er. "Was ist das?"
"Ich habe kein Parfüm aufgetragen. Es muß mein Shampoo sein."
"Nein, da ist noch etwas anderes." Er schnupperte an ihrer Schläfe. "Etwas Warmes und Dezentes."
"Seife?"
"Nein. Es duftet irgendwie mediterran."
Sie grinste. "Das ist Olivenöl."
"Olivenöl?"
"Ich benutze es, damit meine Haut weich bleibt. Das habe ich von meiner Mutter."
"Kein Wunder, daß du zum Anbeißen gut aussiehst."
"Fertig!" rief Harry und richtete sich auf. "Achtet auf das Vögelchen! Cheese!"
"Cheese!"
Klick.
"Großartig" verkündete Harry. "Und jetzt machen wir ein Foto mit den Eltern und dem Hochzeitspaar."
Damit waren Izzys Eltern gemeint. Clays waren nicht
anwesend. Vermutlich waren sie in Europa, wenn auch nicht gemeinsam. Seine Mutter war eine bekannte Persönlichkeit des gesellschaftlichen Lebens in der französischen Schweiz, sein Vater ein reicher amerikanischer Bankmanager. Als Clay elf war, hatten sie sich scheiden lassen. Das war alles, was Izzy über sie wußte, und auch das hatte sie nur durch Harry erfahren.
Sie war ihnen nie begegnet, und Clay haßte es, über sie zu sprechen. Zu seiner ersten Hochzelt waren sie ebenfalls nicht gekommen, und Izzy hatte keine Ahnung, ob Clay sie zu dieser überhaupt eingeladen hatte.
"Izzy", rief Harry. "Weißt du, wo dein Vater steckt? Wir brauchen ihn für das nächste Foto."
"Hast du schon auf der Veranda nachgesehen?" fragte sie.
"Ich habe ihm gesagt, er soll seine Zigarren dort rauchen."
"Ich werde mal nachschauen. Ihr bleibt solange schön dort stehen."
Clay, der noch immer hinter Izzy stand, streichelte ihre Arme und flüsterte ihr ins Ohr: "Wie hältst du es durch? Keine Schwindelanfälle?"
"Mir geht es gut", antwortete sie. "Aber ich hätte nichts gegen Lunch einzuwenden."
"Ich glaube, das Büfett im Eßzimmer ist jeden Moment hergerichtet.
Weitere Kostenlose Bücher