Mit dem Kühlschrank durch Irland
übertönte alle anderen.
»Hat der Kühlschrank ein Tiefkühlfach?«
Sie würde mal eine interessante Ehefrau abgeben.
Eine halbe Stunde später wurde der Gewinner verkündet. Brian, der die Organisatoren kannte, hatte mich schon vorab informiert.
»Nun, Tony, die gute Nachricht ist, dass du gewonnen hast. Die schlechte, dass sie dir den Preis nicht geben können, weil du nicht von hier bist.«
Das war gar keine so schlechte Nachricht. Ich war mir nicht sicher, ob ich eine ganze Woche voll solcher Abende in Ballybunion erleben wollte. Außerdem ist es nur gerecht. Der Hauptgrund für meine Popularität war, dass ich mit einem Kühlschrank herumreiste, und das ist keineswegs ein todsicheres Anzeichen dafür, dass jemand ein besonders guter Junggeselle ist.
Ich setzte mich und sah, dass der Kühlschrank am Rand der Tanzfläche völlig von jungen Leuten umzingelt war, die alle ganz wild darauf waren, ihn mit Stiften, Malkreiden und allem, was ihnen sonst noch in die Hände fiel, vollzuschreiben. Daneben stand Paddy, der Gewinner des 97er Junggesellen-Festivals in Ballyduff. Keiner schenkte ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Ein ähnliches Schicksal wurde den übrigen Junggesellen und mir zuteil. Es schien, als würden die wenigen Frauen aus Ballyduff, die zu diesem besonderen Abend erschienen waren, ein kleines Haushaltsgerät einem Mann vorziehen. Manche würden diese Vorliebe noch weit in ihre Ehe hinein beibehalten.
Nachdem der DJ den Abend für beendet erklärt hatte, entriss ich meinen Kühlschrank seinen gestörten Fans, die ihn immer noch weiter mit Unterschriften, Botschaften und Witzen vollkritzelten. Einen Moment lang empfand ich einen richtigen Beschützerinstinkt. Ich erkannte aber auch, dass ich solche Gefühle im Interesse meiner geistigen Gesundheit nicht weiter fördern sollte. Eye-Liner, Filzstifte und eine braune, allgegenwärtige Malkreide waren benutzt worden, um den Kühlschrank in ein modernistisches objet d’art zu verwandeln. Als ich einen genaueren Blick darauf warf, entdeckte ich, dass die Botschaft der Mutter Oberin so gut wie ausgelöscht worden war. Ihre Worte >Gott segne Tony und Saiorse< waren unter dem obszönen Gekritzel der Jugend Ballyduffs kaum mehr zu lesen. Das wirkte beinahe wie eine Metapher für den Stellenwert der Kirche in der modernen Gesellschaft.
Außer einem ganz besonders derben Witz, der jetzt die Tür des Kühlschranks zierte, fiel mir eine weitere Botschaft auf. Auf der Rückseite, gleich unterhalb von »Immer cool bleiben! Alles Gute, Chris und Jean« stand »Das Leben ist ein Geheimnis, das gelebt, und kein Problem, das gelöst werden muss.«
Eben. Selbst inmitten von völlig betrunkenem, außer Rand und Band geratenem Pöbel ist Weisheit zu finden. Brian, Joe und ich bewiesen die unsrige und gingen nach Hause.
17
I Did It Dunmanway
Ich hatte mit dem wechselhaften Wetter Glück gehabt. Bisher war ich, wenn es regnete, entweder in einem Fahrzeug oder einem Pub gewesen. Mir waren Perioden herrlichen Sonnenscheins zuteil geworden, aber die Wolken hatten immer auf der Lauer gelegen und mit dem Wetter gedroht, für das Irland berühmt ist. Heute war es anders. Klarer blauer Himmel ohne eine Spur von Cumulus oder Stratus, die dem strahlenden Sonnenschein die Herrschaft hätten streitig machen können. Die erfrischende, saubere Luft Kerrys stand reichlich zur Verfügung, und man brauchte nur die Tür aufzustoßen für einen Blick auf eine saftig grüne Landschaft, die unter den wohltuenden Strahlen einer verlockenden Sonne ausgebreitet lag. Ein wunderschöner Morgen wartete.
Leider verbrachten wir ihn in dem dunklen, schäbigen, fensterlosen Hinterzimmer eines Pubs in Tralee.
»Ohne Holz kann man kein Parkett verlegen«, hatte Brian erklärt.
Er kannte sich aus. Sein Handy war eingeschaltet, und sobald ihn die Nachricht erreichte, dass die erforderliche Holzlieferung eingetroffen war, würden wir uns nach Killarney begeben. Aber bis es so weit war: Welch bessere Art und Weise, einen Morgen wie diesen zu verbringen, konnte es geben, als endlose Darts-Partien zu spielen?
Darts. Darts-Spieler. Unwahrscheinlich, dass sie bei Frauen dieselbe Begeisterung hervorrufen wie zum Beispiel die Surfer. Aus irgendeinem Grund wird der athletische, braungebrannte und fast nackte Wilde, der über die Wellen gleitet, den bleichen, fetten Kerl, der Bier trinkt und mit einem kleinen Pfeil ein winziges Ziel zu treffen versucht, immer knapp ausstechen. Ich sehnte mich
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