Mit dem Kühlschrank durch Irland
Welt mich in Stücke.
Und hätt ich ’nen Dollar für jede Nacht allein
Ich wär reich, traurig und einsam
Anstatt nur einsam und traurig.
Gesang nimmt in den Herzen der Iren einen ganz besonderen Platz ein. Die respektvolle Stille, mit der man meine Darbietung aufnahm, und der stürmische Applaus, den sie erntete, bewiesen dies. Ich hatte sie für mich gewonnen.
»Gute Nacht!«, rief ich und winkte wie ein Rockstar.
Ich hatte mir ohne Zweifel meinen Platz in Ballybunion gesichert. Als ich stolz die Bühne verließ und mir der Jubel noch in den Ohren klang, bemerkte ich, dass der DJ nicht da war, um den nächsten Junggesellen anzukündigen. Ich wurde von dem ungewöhnlich dünnen Assistenten abgefangen, dessen irres Lächeln inzwischen zu einer irren Grimasse geworden war. Er winkte mich wieder auf die Bühne.
»Du wirst noch ein bisschen was vortragen müssen. Callum ist auf der Toilette«, erklärte er.
»Was?«
»Du musst weitermachen, bis Callum, der DJ, von der Toilette zurück ist. Er hat gehört, dass du so eine Art Komiker bist, und dachte, du würdest ungefähr zwanzig Minuten hier oben bleiben, genug Zeit für ihn, um aufs Scheißhaus zu gehen.«
»Kann ich nicht einfach den nächsten Junggesellen vorstellen?«
»Nein, denn Callum hat die Liste mit der Reihenfolge mitgenommen.«
Wozu brauchte er die verdammte Liste auf dem Klo? Gab es kein Toilettenpapier? Der Assistent schubste mich zurück ans Mikrofon. Was folgte, machte all das Gute, das das Lied geleistet hatte, zunichte, denn mir fiel nichts mehr ein, was ich hätte vortragen können. Der Chor der wenig hilfreichen Vorschläge erklang erneut, und die ganze Zeit über flüsterte Joe hinter mir: »Erzähl noch was von dem witzigen Zeug.«
Callum ließ sich Zeit. Zum ersten Mal in meinem Leben hing mein Erfolg auf der Bühne vollkommen von der Verdauung eines DJs ab. Ich geriet ins Schwimmen. Hätte man jemandem die Bedeutung des Ausdrucks »ins Schwimmen kommen« erklären wollen, hätte man ihm einfach mich zeigen können. Ich musste gerettet werden, und Brian entwickelte die dazu notwendige Initiative. Als er erkannte, dass das, was ich da tat, nicht gerade einer der herausragenden Momente in der Geschichte des Showgeschäfts war, flitzte er nach draußen zum Lieferwagen, um etwas zu holen, von dem er annahm, dass es mir vielleicht helfen würde. Gerade, als die Äußerungen des Publikums ein solches Niveau erreicht hatten, dass ein Fremder, der von draußen hereinkam, hätte meinen können, gleich werde ein Aufruhr losbrechen, marschierte Brian mit meinem Kühlschrank auf die Tanzfläche.
»Der Kühlschrank! Das ist der Kühlschrank!!«, schrien aufgeregte Stimmen.
Brian schob ihn neben mich und stellte ihn dort ab. Er zog sich zurück und ließ uns beide, einen Engländer und seinen Kühlschrank, wie zwei Kuriositäten zurück, die nun von der Bevölkerung Ballyduffs bestaunt werden durften. Wir müssen ein ziemlich gutes Paar abgegeben haben, denn irgendjemand rief: »Hey, schaut, wie gut sie zusammenpassen! Ich vermute, er ist eigentlich gar kein Junggeselle!«
»Bin ich schon«, antwortete ich. »Aber wir sind ein Team. Wir haben noch Platz für ein weiteres Mitglied, aber uns beide gibt es nur im Doppelpack.«
Dem Publikum gefiel diese Bemerkung, und es belohnte sie mit einer Runde höflichem Applaus. Das Geräusch einer Runde höflichen Applauses muss so ungewöhnlich gewesen sein, dass es Callum, den DJ, dazu bewegte, seine Aktivitäten auf dem Klo abzubrechen und mit dem Ausdruck leichter Panik wieder auf der Bühne aufzutauchen. Er schaute mich an und zuckte mit den Schultern, wie um zu sagen: »Wie ist es dir gelungen, den Typen eine Runde höflichen Applauses zu entlocken?« Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern. Am Ende dieser Reise würden mir sicher die Schultern wehtun vom vielen Zucken. Ich beugte mich zum Mikrofon und wollte sagen: »Ich muss jetzt gehen, meine Arbeit hier ist getan.«
Das war vielleicht doch ein bisschen zu großspurig.
»Ich überlasse euch jetzt wieder eurem DJ«, erklärte ich deshalb ausgesprochen erleichtert. »Gute Nacht! Ihr wart großartig!«
Pah! Gute Nacht! Ihr wart großartig! Nun, ich hatte auf meine Erfahrung im Showbusiness zurückgegriffen, um mich beim Publikum mit einer der verlogensten Phrasen aller Zeiten zu verabschieden. Es machte aber niemandem was aus, und zum zweiten Mal an diesem Abend verließ ich die Bühne unter tosendem Beifall. Eine vertraute Frauenstimme
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