Mit dem Kühlschrank durch Irland
Island zu gelangen, und wenn ich das geschafft hatte, befände ich mich ohne Zweifel schon auf der Zielgeraden. Ich klopfte mir mental auf die Schulter. Da bemerkte ich es. Eine böse Überraschung. Heute war der 24. Mai!
Mist. Ich hatte S CHAF 97 verpasst.
Wir alle machen Fehler, und letztendlich sind die meisten verzeihlich. Aber nachdem ich fünf Stunden am Rand einer verlassenen Straße im abgelegensten West Cork gestanden hatte, fiel es mir sehr schwer, mir die Absolution zu erteilen.
Dabei war alles zunächst so gut gelaufen. In der Pension hatte ich beim Frühstück die Bekanntschaft von Chris und Jan, zwei australischen Touristen, gemacht und sie dazu überredet, in Begleitung eines Engländers mit einem Kühlschrank nach Cork zu reisen.
Es war nicht einfach gewesen, denn Chris und Jan waren nicht sonderlich gut gelaunt, wie die ersten Worte bewiesen, die wir austauschten.
»Guten Morgen«, sagte ich. »Herrlicher Tag, was?« Und das war es ohne Zweifel.
»Wird auch Zeit«, konterte Jan. »Wir hatten neun Tage Regen in Schottland.«
Chris und Jan hakten die Sehenswürdigkeiten Europas ab. Von den meisten waren sie nicht beeindruckt. Sie waren aber auch schwer zufrieden zu stellen. Ein aufschlussreiches Beispiel dafür war Chris’ Meinung von Venedig.
»Venedig? Stark überschätzt, oder? Wir fanden, dass es einfach eine muffige alte Stadt ist, durch die eine Menge Wasser fließt.«
Ich glaubte, mich auch an zwei oder drei einnehmendere Eigenschaften erinnern zu können.
Wieder einmal rettete mich der Kühlschrank. Als ich ihn und die Rolle, die er auf meiner Reise spielte, erwähnte, besserte sich die Laune der Australier deutlich, was dazu führte, dass sie lächelten und mir die Mitfahrgelegenheit anboten, um die es mir von Anfang an gegangen war. Ich überredete sie sogar dazu, über Skibbereen nach Cork zu fahren, was bedeutete, dass ich dort aussteigen und nach Baltimore hinunter trampen konnte, von wo die Fähre nach Cape Clear Island ablegte.
Wir fuhren los, und ich wurde mit dem Kartenlesen betraut, denn Chris und Jan behaupteten, dass sie auf diesem Gebiet keinen Schimmer hätten. Wie schön das Seengebiet von Killarney ist, lässt sich daran erkennen, dass meine australischen Freunde ins Schwärmen gerieten und sogar das Auto anhielten, um Videoaufnahmen zu machen. Mit Touristen durch diese Gegend zu reisen, hatte den Vorteil, dass wir für Panoramablicke und besondere Sehenswürdigkeiten anhielten. Bantry House, ein imposanter Landsitz, erhielt von Chris nur mageres Lob.
»Die Toiletten sind kostenlos, und das ist eine Verbesserung gegenüber vielen Orten, die wir bisher besucht haben.«
Wir besichtigten das Gebäude nicht, da fünf Pfund fünfzig Eintritt als zu teuer erachtet wurden.
»Wir haben uns in Wien einen Haufen dieser alten Häuser angesehen«, erklärte Jan, »und mehr als eine bestimmte Menge alter Möbel verträgt man einfach nicht.«
Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Ich war eigentlich auch nicht scharf darauf hineinzugehen. Die Architektur, der Garten und überhaupt die Lage waren für mich interessanter als mit Kordeln abgetrennte Räume und endlose Porträt-Reihen von irgendwelchen Ahnen. Anders als Chris war ich aber mit den Toiletten nicht ganz zufrieden. Sie waren zwar kostenlos, aber weil es nur ein Abteil für beide Geschlechter gab, musste man in der Zeit, in der man die italienisch anmutenden Gärten hätte erforschen können, in einer langen Schlange anstehen. Ich widersetzte mich meinen britischen Genen und verzichtete auf die Möglichkeit, mich anzustellen. Stattdessen suchte ich mir zwischen zwei Hecken einen geschützten Fleck, wo ich frevelhafterweise die Pflanzen kräftig goss. Dann hörte ich eine Stimme und sah eine Frau, die sich aus einem der oberen Fenster des Flügels lehnte, der offenbar die Privatgemächer von Bantry House beherbergte.
»Entschuldigen Sie bitte«, rief eine englische Aristokratinnenstimme. »Das ist unser Privatgarten.«
»Tut mir Leid«, antwortete ich kleinlaut wie ein ungezogenes Kind, das insgeheim ziemlich stolz auf sich ist.
»Also wirklich!«, entrüstete sich die Frau und schlug das Fenster zu.
Dieser Ausruf hatte einen Ton gehabt, der vermuten ließ, dass dieser Vorfall der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie würde jetzt zu ihrem Mann hinunterstürmen und rufen: »So, es reicht. Keine Touristen mehr! Keinen Moment länger ertrage ich es, dass diese schrecklichen Menschen auf unser Land
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