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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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verlangt.
    »Ach, wenn du einen Monat lang in Pensionen absteigen willst, musst du sparen«, erklärte er mir. Eine nette Geste. Oder versuchte er, mich zurückzulocken, damit ich bei ihm Vollzeit arbeitete?
    Der Taxifahrer hatte mir mit dem Kühlschrank geholfen, sah darin aber nichts, über das es sich zu reden lohnte. Er hatte seine eigenen Prioritäten und wollte über die Staus in der Innenstadt, unnötige Kreisverkehre und die unsinnige Einrichtung von Einbahnstraßen plaudern. Mit den Taxifahrern ist es überall auf der Welt dasselbe: Sie sind große Gleichmacher. Ganz egal, ob Nelson Mandela, Präsident Clinton oder Michelle Pfeiffer zu ihnen ins Taxi steigt: Sie erfahren keine besondere Behandlung. Ganz im Gegenteil. Der Fahrer wird sie genauso zu Tode langweilen wie Sie und mich.
    Am Busbahnhof entdeckte ich, dass es nicht einfach ist, einen Kühlschrank auf einem Wägelchen durch eine große Menschenmenge zu bugsieren, die es eilig hat. Die Kurven waren schwieriger, als ich gedacht hatte, und die Treppen hinunterzukommen war ein ganz besonders gefährliches Unterfangen. Ich wusste jetzt, dass ich es während der nächsten paar Wochen nach Möglichkeit vermeiden würde, in Eile zu geraten. Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg zum Fahrkartenschalter und achtete darauf, keine kleinen Kinder mit meiner sperrigen Ladung zu verletzen. Ich war mir inzwischen des starken Regens bewusst geworden und befand mich ungefähr in der Mitte eines Stimmungsumschwungs von fröhlich zu verzweifelt.
    Ich kaufte ein Ticket nach Navan, wo ich mit dem Trampen beginnen wollte. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich es bis zum Einbruch der Nacht bis nach Cavan schaffte, von wo aus ich am nächsten Morgen die möglicherweise schwierige Strecke nach Donegal angehen wollte. Soweit ich auf der Karte erkennen konnte, durchschnitten die Straßen nach Donegal immer wieder die Grenze nach Nordirland, und ich wollte es unbedingt vermeiden, in jenem Teil der Welt als Anhalter unterwegs zu sein. Abgesehen davon, dass man mir gesagt hatte, die Fahrer dort hielten nur selten für Tramper an, war mir bewusst, dass ein kleiner weißer Behälter bei den Sicherheitskräften vermutlich auf starkes Interesse stoßen würde. Unter all den romantischen und heroischen Möglichkeiten, sein Leben zu lassen, nahm die, Opfer der prophylaktischen Sprengung eines Küchengeräts zu werden, nur einen sehr niedrigen Rang ein. Es war unwahrscheinlich, dass in solch einem Fall Gedichte und Volkslieder über einen geschrieben wurden, und das nicht nur, weil sich auf »Kühlschrank« so wenig reimt.
    Der Busfahrer, eine onkelhafte Gestalt mittleren Alters, der die Haare ausgingen, half mir, den Kühlschrank in den riesigen Stauraum des Busses zu laden. Es gab sonst kein Gepäck.
    »Wird er nicht jedes Mal, wenn wir um eine Kurve fahren, von einer Seite zur anderen rutschen?«, fragte ich den Fahrer.
    »O nein, da passiert nichts«, versicherte er mir, ganz der Experte.
    Während der fünfzigminütigen Busfahrt konnte ich nichts von der Landstraße genießen, denn der dichte Regen sorgte dafür, dass die Fenster beschlugen. Ich verstehe die physikalischen Zusammenhänge dieses Phänomens nicht, weiß aber, dass es wenig zur Verbesserung der seelischen Verfassung beiträgt. Mein persönlicher Stimmungsmesser zeigte schon längst nicht mehr >fröhlich< an, sondern näherte sich jetzt >verzweifelt<, nachdem er kurz bei >etwas niedergeschlagen< verharrt war.
    Wir pflügten weiter durch den Regen Richtung Navan, fünf über den Bus verstreute Passagiere, die entweder lasen oder sich wie ich in quälenden Grübeleien ergingen. Es gab keine Gespräche, die mich von meinem mir unmittelbar bevorstehenden Schicksal hätten ablenken können. Die einzigen Geräusche waren das Brummen des Motors und das Scheppern des Kühlschranks, der in jeder Kurve von der einen zur anderen Seite rutschte.
    Endlich kamen wir in eine Stadt, bei der es sich um Navan handeln musste. Wir erklommen einen Hügel, und auf meiner rechten Seite konnte ich gerade noch ein Schild sehen, auf dem »Nobber Motors« stand.
    Ich gewann zwei weitere Erkenntnisse durch den Streifen hindurch, den ich auf der beschlagenen Scheibe frei gewischt hatte: Es regnete noch stärker, und das Zentrum von Navan war nicht der richtige Ort, um mit dem Trampen zu beginnen, denn die Leute gingen hier entweder einkaufen oder zur Bank. Da ich mir dachte, dass es im Norden der Stadt ein geeignetes Stück offener

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