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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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voranzutreiben, würde ich das wirklich gerne tun. Vielleicht sollten wir uns alle an den Kühlschrank setzen. Die Leute haben es mit runden Tischen versucht, und es hat nicht wirklich funktioniert. Die ganze Körpersprache hinter einem Tisch ist total verkehrt. Wir sollten uns um den Kühlschrank herum versammeln.«
    »Ich glaube, damit könntest du Recht haben, Tony. Das könnte unser Motto für den Friedensprozess werden: Versammeln wir uns um den Kühlschrank!<«
    Wir müssen sechs oder sieben Minuten lang geplaudert habe, was mich überraschte, weil ich das englische Radio gewöhnt bin, in dem sie von einem nur ein paar kurze Äußerungen haben wollen, bevor sie die nächste Platte auflegen. Wir nahmen sogar den Anruf eines Pub-Pächters entgegen, der anbot, eine >Kühlschrankparty< zu schmeißen, wenn ich nach Cork käme. Ich dankte ihm und versprach, ihn beim Wort zu nehmen, fragte mich aber gleichzeitig, ob er irgendeine Vorstellung davon hatte, was es mit einer Kühlschrankparty auf sich hatte. Aber das schien keine Rolle zu spielen.
    Ich merkte, dass ich es bei Gerry Ryan mit einem äußerst fähigen Radiomoderator zu tun hatte, der die Kunst beherrschte, sich in aller Ruhe um vier Dinge zugleich zu kümmern und dabei auch noch zu reden. Er schien von der Absurdität meines Vorhabens ehrlich fasziniert zu sein und beendete das Interview, indem er sagte:
    »Das ist genau die Art von Aktion, die wir gerne weiterverfolgen. RTE wird dich mit allen Mitteln unterstützen. Rufst du uns morgen an?«
    »Unbedingt, Gerry. Mach ich gerne.«
    »Einen schönen Tag noch.«
    »Gleichfalls.«

    Ich klang glücklich, und ich war es auch. Aber nur, weil mir noch nicht richtig klar geworden war, was in Wirklichkeit vor mir lag. Außerdem hatte ich noch nicht aus dem Fenster geschaut, weshalb ich mich in einem Zustand seliger Unwissenheit befand, was den dichten Regen draußen anging.
    Durch den Hörer bekam ich noch Gerrys Kommentar mit: »Viel Glück, Tony! Nun, man muss sagen, seine Idee ist total sinnlos, aber verdammt gut!«
    Ich hoffte, dass der Rest von Irland der gleichen Ansicht war.
    Auf meinem Weg zum Esszimmer der Pension wurde ich von einem strahlenden Rory abgefangen.
    »Dafür hast du also den Kühlschrank dabei, du Irrer!«
    Er führte mich in die Küche und bot mir einen Platz an einem Tisch an, von dem aus ich bei der Zubereitung des Frühstücks zusehen konnte. Vermutlich war dies eine Ehre, die nur Gästen zuteil wurde, die gerade im Radio zu hören gewesen waren. Während der nächsten Minuten taute Rory richtig auf, erzählte mir von seinem Studium, seinen Reisen und seiner Geschäftspartnerschaft mit seinem Vater, und das alles auf Kosten meines Specks. Es war ihm egal. Er warf die verbrannten Streifen einfach weg und packte mit großartiger Geste neue aus. Alles auf Kosten meiner Eier. Er war nicht besonders gut, was die Frühstückszubereitung anging, und es wäre für mich einfacher gewesen, wenn ich ihm nicht hätte zuschauen müssen. Aber es kümmerte ihn nicht, er war zu sehr damit beschäftigt, mir von dem Fünf-Jahres-Plan zu erzählen, den er und sein Vater aufgestellt hatten.
    Ich weiß nicht, was dafür gesorgt hatte, dass Rory derart redselig geworden war, aber ich schätze, zu wissen, warum jemand mit einem Kühlschrank reist, übt eine beruhigende Wirkung aus, ganz egal, wie irrational der Grund für die Reise auch sein mag. In der Nacht hatte Rory vielleicht noch gedacht, dass er einen gefährlichen Psychopathen als einzigen Gast habe, aber jetzt wusste er die Wahrheit: Ich war ein gut gelaunter Exzentriker, dem es nicht so wichtig war, ob man sich mit seinem Frühstück Mühe gab. Tatsächlich ließ Rory mir einen Service angedeihen, der völliger Vernachlässigung gleichkam: Er verschwand dreimal, um ans Telefon zu gehen, und seine lange Abwesenheit machte es notwendig, dass ich mich selbst zum Frühstückskoch beförderte. Kein Problem, denn ich war ein besserer Koch als er, und ich war froh, dass weitere Reservierungen hereinkamen. Die Buchungsrate der letzten Nacht entsprach sicher nicht dem Fünf-Jahres-Plan.
    Gerade als ich die erste Mahlzeit des ersten Tags beendete, kehrte Rory von seinem letzten Telefonat zurück.
    »War das Frühstück gut?«, fragte er, ohne sich für seine mangelnde Mitwirkung daran zu entschuldigen.
    »Großartig. Danke.«
    Zwanzig Minuten später saß ich in einem Taxi, das mich zur Bushaltestelle brachte. Rory hatte nur den halben Preis für mein Zimmer

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