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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Landstraße geben könnte, beschloss ich, mich an den Fahrer zu wenden.
    »Entschuldigung, gibt es noch eine Busstation nördlich von Navan?«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Äh... nach Cavan.«
    »Nun, dieser Bus fährt nach Cavan.«
    »Ja... äh... ja... die Sache ist... ich möchte an einer Stelle aussteigen, die gut ist, um...«
    »Sie wollen nach Cavan, sagen Sie?«
    »Ja, aber...«
    »Nun, dieser Bus fährt nach Cavan.«
    »Das weiß ich, aber...«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Äh... Cavan.«
    »Nun, dieser Bus fährt nach Cavan.«
    Ich setzte mich wieder und hatte absolut keinen Zweifel mehr, wo dieser Bus hinfuhr. Er fuhr nach Cavan. Von meiner Warte aus betrachtet war das Gespräch mit dem Fahrer ein totaler Misserfolg gewesen. Alles, was ich erreicht hatte, war, etwas über jeden Zweifel hinaus bestätigt zu bekommen, das ich schon gewusst hatte, aber jetzt würde es für mich auch noch schwierig werden, den Bus vorzeitig zu verlassen, da der Fahrer sich offenbar vorgenommen hatte, mich in Cavan abzuliefern. Jeder Versuch meinerseits, ihn dazu zu bringen, auf offener Straße anzuhalten, damit ich aussteigen könnte, würde nur zu der beharrlichen Feststellung führen, dass dies nicht Cavan sei und dass dieser Bus nach Cavan fahre.
    Ich hätte natürlich darauf bestehen können, dass er anhielt und mich rausließ. Das war schließlich mein unverbrüchliches Recht als Fahrgast. Und was noch schwerer wog: Ich war schon weiter gefahren, als ich mit meiner Fahrkarte durfte. Aber ich litt an der englischen Krankheit: der großen Angst vor einer Szene. Wie die meisten Engländer gehöre ich zu der Kategorie derer, die in einem Restaurant mit schlampigem Service eine drittklassige Mahlzeit über sich ergehen lassen und dann, wenn der Kellner sie fragt, ob alles in Ordnung gewesen sei, einfach mit einem »Ja, danke« antworten. Lieber das als eine Szene. Das Schlimmste, was man tun kann, ist, eine Szene zu machen.
    Irgendwie musste ich eine Möglichkeit finden, nicht mit diesem Bus bis nach Cavan zu fahren. Und zwar ohne eine Szene zu machen. Ich beschloss, beim nächsten Halt zu versuchen, heimlich hinauszuschlüpfen, in der Hoffnung, dass die Fahrgäste, die aus- und zustiegen, für ausreichend Deckung sorgen würden. Es war riskant, aber vielleicht klappte es ja. Fünfzehn Minuten später hielten wir am Rand einer kleinen Stadt, und ein paar Leute, die in Navan zugestiegen waren, standen auf und begannen, den Bus zu verlassen. Jetzt oder nie! Ich sprang schnell auf und schob mich zwischen einen Alten und eine Frau, die ein Baby trug. Es stand auf des Messers Schneide, ob der Fahrer mich aus dem Augenwinkel heraus entdecken würde, aber ich benutzte geschickt den Rucksack, um mein Gesicht dahinter zu verstecken. Ich war gut. Ich war sehr gut, und ich hatte bereits die Treppe des Busses erreicht. Die Freiheit lag vor mir. Meine Erleichterung war so groß, dass ich mich, als ich mich vom Bus zu entfernen begann, auch von dem dichten Regen, der mich empfing, nicht bekümmern ließ. Plötzlich blieb ich stehen. Der Kühlschrank! Ich hatte den Kühlschrank vergessen!
    Ich drehte mich um und sah, wie sich die Bustür schloss. Ich sprang zu dem Bus zurück und schaffte es gerade noch, meine Faust zwischen die sich schließenden Türflügel zu rammen, bevor der Bus wegfuhr. Der Fahrer schaute herunter und erkannte mich. Er öffnete die Tür und erklärte: »Das hier ist nicht Cavan.«
    Wir waren wieder am Anfang.
    »Ich weiß. Es ist nur so, dass...«
    »Steigen Sie ein! Dieser Bus fährt nach...«
    »Cavan, ja, das weiß ich, es ist nur so, dass ich mir dachte, ich könnte vielleicht vorher noch ein bisschen Zeit hier verbringen.«
    »In Kells?«
    Er wirkte ein wenig überrascht, denn der Wunsch, ein wenig Zeit in Kells verbringen zu wollen, schien nicht oft geäußert zu werden. Als ich mich umsah, konnte ich nur einen Pub, einen Laden und den Grund für das Staunen des Fahrers entdecken. Dann wurde mir der Regen bewusst. Dichter, peitschender Regen. Ich erinnerte mich an mein bequemes Leben zu Hause, und es wurde mir klar, dass ich irgendwo hingehörte, wo es einen Pub, einen Laden und einen Psychiater gab.
    »Ja, ich finde, Kells schaut nett aus«, antwortete ich dem verwunderten Fahrer. »Sehr nett sogar.« Vielleicht hatte ich zu dick aufgetragen. »Sie müssen noch den Kofferraum aufmachen, damit ich mein Zeug rausholen kann.«
    Der Fahrer gehorchte, aber mit einem Mangel an Enthusiasmus, der schon an Missbilligung

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